Das Münchner Zentrum für angewandte Politikforschung hat fünf mögliche Szenarien für die Entwicklung der EU formuliert, die als Grundlagen für eine breite Diskussion dienen sollen:
Titanic: Durch die Unfähigkeit der Mitgliedstatten, den wirtschafts- und sozialpoitischen Reformstau aufzulösen, wird auch die EU geschwächt. Populistische und europakritische Kräfte gewinnen an Bedeutung. Die Polarisierung führt zu unüberbrückbaren Divergenzen zwischen den EU-Mitgliedstaaten. Bereits vergemeinschaftliche Politbereiche werden wieder auf die nationale Ebene zurückdelegiert. Das Projekt Europa wird in Frage gestellt.
Geschlossenes Kerneuropa: Da sich die Mitgliedstaaten nicht auf eine künftige Entwicklung einigen können, schliesst sich eine Gruppe zur Kooperation ausserhalb der EU zusammen. Der strategische Gedanke einer grossen politischen Organisation geht verloren und die Nationen nehmen in ihrer Bedeutung wieder zu. Die alte Union gleicht langfristig einer Freihandeslzone "de Luxe", der die Fähigkeit zum politischen Handeln fehlt.
Methode Monnet: Benannt nach dem pragmatischen Vorgehen des Franzosen Jean Monnet, einem der Gründer der heutigen EU, würden in diesem Szenario in Brüssel ohne verbesserte Strukturen und ohne grössere demokratische Legitimität weitergewurstelt. Alle Beteiligte sind sich einfach bewusst, dass es zur EU keine ernsthafte Alternative gibt. Aussen-,sicherheits-, und verteidigungspolitisch bleibt die EU aber ein reaktiver Player auf dem internationalen Parkett.
Offener Gravitationsraum: Die Reformen verlaufen nur bedingt erfolgreich, aber eine Mehrzahl der Regierungen befürwortet eine vertiefte Integration. Wie bereits bei der Währungsunion und Schengen wird die EU flexibel weitere Integrationsschritte im Sinne von "verstärkter Zusammenarbeit" zulassen.
Supermacht Europa: Die EU wird ihrem objektiven Weltmachtpotenzial gerecht und die Mitgliedstaaten übertragen weitere, weitreichende Kompetenzen an Brüssel. Kontrolle der Machtausübung wird klar geregelt. Der Kommissionspräsident wird direkt vom Volk gewählt, und die EU verfügt über eigene Finanzrssourcen.
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