Ich habe einige Freunde in den USA und die Menschen dort sind vernünftiger, als manche uns glauben machen wollen. Die US-Regierungen hingegen dürfen durchaus kritisch betrachtet werden: Die Geschichte der US-Geheindienstaktivitäten in vielen Ländern dieser Erde hat gezeigt, dass die USA in erster Linie ihre Interessen verfolgen. Dafür kann man angesichts einer vergleichbar zurückhaltenden Einstellung deutscher Regierungen Unverständnis wie Bewunderung haben, es kann aber nicht sein, dass eine Regierung, bloß weil sie die militärische Macht hat tut und lässt was sie will.
Dass man den Irak, insbesonder Sadam nicht mit Samthandschuhen anfassen darf ist ebenfalls klar. Mit Despoten verhandelt man nicht. Er muss in die Schranken verwiesen werden! Dazu ist es aber ausreichend, entsprechende Waffenkontrollen durch zu führen. Wenn er darauf nicht reagiert, kann immer noch zum letzen Mittel gegriffen werden.
Aber ein Eingreifen darf nur unter UN-Mandat erfolgen, sonst würden die Sieger, nämlich die USA sehr wahrscheinlich den Kuchen (das Öl) nur für sich in Anspruch nehmen.
Ob Schröder das nun alles so klar war oder nicht, seine Weigerung an einem Irak Krieg teilzunehmen war aus Europäischer Sicht klug, denn auch mit deutscher Beteiligung bekämen die USA bei der Kuchenverteilung die Filetstücke und das würde unsere Ölpreise langfristig weiter nach oben treiben.
Ich plädiere dringend für ein starkes Europa, nicht als Gegner der USA, sondern als gleichwertiger Partner und manchmal auch als Gegengewicht. Kriegerische Aktivitäten, (soweit es sich nicht um einen direkten Angriff gegen die USA handelt) dürfen zukünftig nur von mit Billigung UNO ausgeführt werden.
Ob mein Idealismus Naiv ist? Keineswegs! So wie Sadam wahrscheilich das Schlimmst für den Irak ist, so muss Busch noch nicht der Worst-Case auf dem US-Präsidialthron sein. Das soll bitte kein Vergleich zwischen beiden sein, aber erinnert Euch an die recht erfolgreichen Versuche von Ross Perot... Wenn also kein Gleichgewicht besteht und die UNO nichts zu sagen hat, dann kann ich nur hoffen, dass es kein zweites Florida (Wahl) gibt.
Und nicht zu vergessen: die USA sind mit weniger als 5 % der Weltbevölkerung aber mit 25 % des Weltenergiebedarfs der mit Abstand größte Resourcenfresser der Welt. Auch wenn sie sich meine Einmischung sicher verbitten: Da müssen die noch was tun, auch im eigenen Interesse einer größeren Unabhängikeit vom Öl.
Good Day, Glasnost
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