Ich habe diesen Bericht aus WO. Ich finde ihn einfach klasse.
Seit einiger Zeit habe ich eine Handvoll Bolero-Aktien im Depot. Bei meinem Research über das Unternehmen habe ich einige Fakten zusammengestellt und versucht diese zu beurteilen (leider kenne ich aus Zeitgründen das Unternehmen bei weitem nicht so gut, wie ich es mir wünschen würde - bei Irrtümern oder Auslassungen bitte ich also um Korrektur). Hier im Thread scheint große Unsicherheit, oder zumindest Uneinigkeit zu herrschen, wie das Unternehmen zu beurteilen ist. Vielleicht kann ich mit meinem Posting zu einer Auflösung beitragen.
Zunächst der offensichtliche Problemfall, was die Beurteilung angeht, Silver Creek:
Historische Bohrungen und Berechnungen haben eine Rohstoffmenge im Boden in Höhe von 1,2 Milliarrden Pfund ergeben. Auch wenn dies keine Berechnung nach NI43-101 ist, so kann man doch davon ausgehen, dass die Explorer vor 25 Jahren auch keine Dummköpfe waren. Die Größenordnung dürfte also richtig sein. Auffallend ist, dass die Molybdänvorkommen in Tiefen von ganz grob gesagt 4000 bis 5000 Feet (also 1300 - 1700 m) liegen. Eine kostengünstige Open-Pit-Förderung scheidet damit von vorne herein aus. Aufgrund dieser großen Tiefe kommt die Förderung sogar noch viel teurer, als bei einem Projekt, das öberflächennäher liegt.
Bei einer Molykonzentration von 0,06% ist heute im Open-Pit-Verfahren ein richtig lukrativer Abbau möglich (die beiden Minen von TCM, Endako und Thompson-Creek zum Beispiel, liegen in diesem Konzentrations-Bereich und machen das Unternehmen zu einer "Cash-Cow"). Ab 0,1% rechnet man, dass sich ein Abbau unter Tage gut rentiert. Silver Creek hat nun bei einem Cut-Off von 0,2% eine durchschnittliche Konzentration von 0,3% (wobei Strecken von 130 Feet bei 0,5% und 378 Feet bei 0,415% liegen). Damit sollte nach meiner Beurteilung auch dann ein rentabler Abbau möglich sein, wenn das Erz aus einer Tiefe von mehr als 1300 m geholt werden muss.
Zur Erläuterung: Cut-Off bezeichnet den Teil des Erzkörpers, den man besser nicht fördert, da dies aus Kostengründen nicht wirtschaftlich ist. Beim Open-Pit-Abbau geht man oft von einem Cut-Off von 0,02% aus, teilweise auch von 0,04%. Hier bei Silver Creek wird ein Cut-Off von 0,2% angesetzt, was sicher sinnvoll, aber auch vorsichtig ist, wenn man die Kosten berücksichtigt, die erforderlich sind, das Erz an die Oberfläche zu holen. Die Kosten um eine Tonne Erz zu fördern, sind beim Abbau unter Tage also sehr viel höher, als bei Open Pit. Allerdings muss man auch sehen, dass die Förder-Kosten pro Tonne Erz nur der eine Teil ist. Der andere Teil, der berücksichtigt werden muss, ist die Ausbeute an Endprodukt, also Molykonzentrat aus dieser Tonne Erz. Wenn ich aus einer Tonne mit einer Konzentration von 0,06%, jetzt nur Mal als Beispiel, 600 Gramm Moly erhalte, dann erhalte ich aus einer Tonne mit einer Konzentration von 0,3% eben 3 kg Moly, also die 5-fache Menge. Das bedeutet, ich kann mir als Förderkosten pro Tonne Erz einen 5 Mal höheren Betrag leisten, und die Förderkosten pro Pfund Moly sind dann exakt gleich hoch. Aufgrund dieses Zusammenhanges rechnet sich auch der teure Untertage-Abbau, wenn die Konzentration hoch genug ist.
Mit einer Konzentration von 0,3% und einer Gesamtmenge von 1,2 Milliarden Pfund Moly handelt es sich in meinen Augen um ein Weltklasse-Projekt. Und aus diesem Grund ist das Bolero-Management nach meiner Ansicht dabei, Silver Creek zu erwerben. Ich kenn das Unternehmen nicht lange und gut genug, um mir ein Urteil über die Fähigkeiten des Management zu erlauben. Aber soweit sollte es schon reichen, überschlägig die Abbaukosten zu rechnen, und dann zu sagen: "Ja, das machen wir", oder "Nein, das ist nicht lukrativ". Wer diese Fähigkeit dem Management nicht zutraut, der ist mit seinem Kapital in dieser Aktie fehl am Platz.
Ein anderer Gesichtspunkt ist sicher, wie die Lage des Projektes in einem möglicherweise umweltsensiblen Umfeld zu beurteilen ist. Da ich hierzu keine aussagekräftigen Informationen habe, sehe ich von einem Kommentar dazu ab. Nur soweit: Im Gegensatz zu einem Open-Pit-Abbau lässt sich ein Untertage-Abbau viel besser "verstecken". Soweit es also hauptsächlich um die ungestörte Optik eines Gebietes geht, ist ein weniger auffälliger Untertage-Abbau sicher von Vorteil.
Zur Frage der Finanzierung: Es wäre blauäugig, anzunehmen, dass so ein Projekt leicht zu finanzieren ist. Dies trifft allerdings auch auf die vorhandenen anderen Projekte Cannivan Gulch und Bald Butte zu. Eine Mine in den angestrebten Größenordnungen ist nicht unter 500 Mio Dollar zu bauen, es könne aber auch 800-900 Mio sein (Moly-Mines z.B. hat eine Investitionssumme von wenig unter 1 Milliarde). Ein kleiner Explorer mit einer Marktkapitalisierung von 27 Mio CAD bekommt von keiner Bank der Welt ein Darlehen über 1 Milliarde, da kann das Management noch so treuherzig aus der Wäsche gucken. Es wird also mit Sicherheit eine sehr deutliche Verwässerung in Form von Ausgabe neuer Aktien (Private Placement) stattfinden müssen, um zumindest die Eigenkapitalbasis signifikant zu erhöhen. Wer darin ein echtes Problem sieht, der ist mit seinem Kapital grundsätzlich bei Moly-Explorern falsch aufgehoben. Dieses Problem hat jeder Explorer, der eine große Produktion aufbauen will. Damit müssen die Aktionäre der frühen Phase einfach leben. Trotzdem sind gerade beim Einstieg in der Frühphase eben die besten Gewinne möglich. Natürlich würde es helfen, wenn der Aktienkurs vor dem großen Kapitalbedarf in eine angemessene Höhe steigen würde, dann wäre die Verwässerung weitaus geringer. Immerhin sind noch einige Jahre Zeit, bis es tatsächlich an den Bau der Mine geht und bis dahin kann der Kurs durchaus noch schön hochlaufen.
Nun sollte man nicht vergessen, dass die Förderung aus dieser großen Tiefe auch einiges an Zusatz-Investitionskosten bedeuten wird. In Anbetracht der sowieso bereits gewaltigen Gesamtsumme der Finanzierung, betrachte ich die Zusatzkosten für die große Tiefe allerdings eher als marginal.
Cannivan Gulch: Eine alte Schätzung mit 360 Mio Pfund Moly im Boden, bei einer Konzentration von 0,06% und 0,03% Cut-Off liegt vor. Eine High-Grade-Zone soll von 250 - 1760 Feet (83m - 590m) Tiefe eine Konzentration von 0,12% Mo aufweisen, von 580 - 850 Feet (190m - 290m) Tiefe sogar 0,21% Moly. Die Größe des Vorkommens ist nicht eben gewaltig, aber gut, die Konzentration zufriedenstellend und sollte einen sehr profitabelen Abbau ermöglichen. Die High-Grade-Zone könnte helfen, bei dort beginnendem Abbau die anfallenden Investitionskosten in möglichst kurzer Zeit wieder einzubringen (ein wichtiger Faktor für die Finanzierung).
Balde Butte: Mit Datum 12.12.2006 liegt bereits eine Berechnung der Rohstoffmenge nach NI43-101 vor. Angegeben werden 150 Mio Pfund Moly bei 0,04% Cut-Off und 0,071% Konzentration. Ein anderes Berechnungsverfahren ergibt 178 Mio Pfund Moly bei 0,04% Cut-Off und 0,06% Konzentration. Auch diese Werte nicht aussergewöhnlich, aber auch hier ist ein sehr profitabler Abbau zu erwarten. Die Bohrergebnisse vom 17.Oktober bestätigen die in der Studie zu findenden Vorgaben und sind weder besser noch schlechter als zu erwarten.
So, und nun kommt der Börsenbrief Kursdiamanten ins Spiel: Ein Börsenbrief, der seinen Abonnenten diverse Aktien aus dem Bereich Explorer wärmstens empfiehlt, solche Aktien im Musterdepot hat, von dem erwarte ich einiges an Fachkenntnis. Zum Grundwissen gehört dabei auch, dass es verschiedene Bohrverfahren gibt. Ein Bohrkern, der später im Labor analysiert werden kann, um den Gehalt an Erz festzustellen, wird mit Hilfe eines diamantbesetzten Bohrkopfes und eines hohlen Bohrgestänges gewonnen. Wenn ein derartiger Börsenbrief aus den Bohrergebnissen mit dem Begriff "... diamond drill program..." für seine Leser die deutsche Nachricht macht, "es wird nun auch nach Diamanten gebohrt", dann hat dieser Börsenbrief sich in meinen Augen selbst disqualifiziert. Dazu passt es dann auch, dass dieser Börsenbrief anscheinend bis heute nicht in der Lage war, den angekündigten Report zu dem Rohstoffvorkommen der Silver Creek Liegenschaft bei SEDAR zu finden. Oder aus welchem anderen Grund wird auf dieses wichtige Dokument mit keinem Wort eingegangen?
Warum bringe ich Kursdiamanten ins Spiel? Nach der News über die Absicht, Silver Creek zu erwerben, legte der Kurs ein beeindruckende Rallye hin. Als am 17. Oktober dann die Bohrergebnisse zu Bald Butte kamen, begann der Kurs in Frankfurt abermals zu steigen. Von 14:20 Uhr (Zeitstempel der News) und einem Wert von 0,469 Euro stieg der Kurs in einer schön ansteigenden Linie bis 15:45 Uhr auf den Höchststand von 0,50 Euro. Das Update von Kursdiamanten mit der Botschaft, dass die Hälfte der Bolero-Aktien aus dem Depot genommen wird trägt den Zeitstempel 15:43 Uhr. In gewohnter Schnelligkeit begannen die Abonnenten, fast panikartig, zu verkaufen. Um 15:50 Uhr war der Kurs bereits auf 0,475 Euro gefallen um dann bis 18:40 Uhr auf 0,381 Euro zu stürzen. In Toronto konnte sich der Kurs noch bis 16:20 auf 0,67 CAD (ca.0,48 Euro) halten, bevor durch Arbitrage-Effekte auch dort der Kurs in die Knie gezwungen wurde. Fast 2,9 Mio Aktien, die in kurzer Zeit auf den deutschen Markt geworfen wurden, konnten auch von den Kanadiern nicht einfach aufgesaugt werden, ohne einen deutlichen Kursrutsch auszulösen.
Zur Erklärung des Arbitrage-Effektes ein Beispiel: Zwischen den Börsen Frankfurt und Toronto besteht ein deutlicher Kursunterschied. Personen, welche über ihren Broker die Möglichkeit dazu haben (oder auch der Makler in Frankfurt) nutzt diesen Unterschied, um in Frankfurt Aktien zum etwas niedrigeren Preis zu kaufen und unmittelbar danach in Toronto etwas teurer zu verkaufen. Auf diese Weise bleibt der Kursunterschied der beiden Börsen gering. Gibt es in Frankfurt ein großes Überangebot an billigen Aktien, dann werden diese in Frankfurt gekauft und in Toronto verkauft. Durch die große Zahl der in Toronto auf den Markt geworfenen Aktien sinkt auch dort der Kurs entsprechend.
Diese Verkaufsaktion von Kursdiamanten hat den Kurs erdrutschartig nach unten gebracht, sämtliche charttechnischen Indikatoren auf "Verkaufen" drehen lassen, und das Vertrauen der Anleger (insbesondere auch in Kanada) in das Unternehmen beschädigt. Wer nicht wusste, dass dieser Kursrutsch durch den Verkauf eines Börsenbriefes ausgelöst wurde (und die Kanadier wussten das mit Sicherheit nicht), der musste (mangels eigener Fachkenntnis) annehmen, dass der Markt die Bohrergebnisse als extrem schlecht beurteilt habe. Die größte Frechheit sehe ich dann darin, dass genau jener Börsenbrief die eigene Handlungsweise als Ursache des Kursrutsches zu verschleiern versucht, indem er erklärt, dass größere Adressen ein Interesse daran haben, möglichst günstig bei Bolero einzusteigen. Angeblich soll dies die starken Verkäufe erklären, die direkt nach den ersten Bohrergebnissen stattfanden. "Natürlich versucht man Kleinanleger zu verunsichern, um günstig an Stücke zu kommen".
Zurück zur Frage, warum ich den Börsenbrief ins Spiel bringe: Nicht die Bohrergebnisse waren schlecht, diese wurden ja zunächst mit einem deutlichen Anstieg des Kurses quittiert, sondern die Verkaufsaktion des Börsenbriefes hat das Vertrauen der Anleger beschädigt (eine weitere in der langen Reihe der börsenbriefgeschädigten Aktien). Es wird wohl einige Zeit dauern, dieses Vertrauen wieder herzustellen. Möglicherweise könnte die nächste News die Initialzündung sein, den Kurs wieder nach oben zu bringen. Man sollte allerdings nicht auf irgendwelche Bohrergebnisse mit "Superkonzentrationen" rechnen. Zu erwarten ist lediglich, dass die bereits vorliegenden, durchaus guten Bohrergebnisse, weiter bestätigt werden. Sollten sich höhere Konzentrationen ergeben als erwartet, dann könnte man dies allenfalls als einen besonderen Glücksfall werten.
Was wäre eigentlich ein fairer Kurs für das Unternehmen? Bei Explorern geht man mangels Einnahmen oder Gewinn von der Menge der im Boden nachgewiesenen Rohstoffe aus. Je nach der Güte des Nachweises (Einordnung der Rohstoffe in die Kategorien Reserven oder Resourcen, die in sich noch einmal verschiedene Qualitäten des Nachweises beherbergen) nimmt man dann gewisse Prozentsätze, je nachdem wie weit die Exploration bereits fortgeschritten ist, bzw. inwieweit man sich einer Produktion genähert hat. Wenn ich mir die 3 Projekte von Bolero ansehe und in Rechnung stelle, dass bei Bald Butte bereits ein Nachweis nach NI43-101 vorliegt (Erweiterung aufgrund neuer Bohrergebnisse soll in Q1/2008 folgen), dass die beiden anderen Projekte jedoch nur historische Schätzungen aufzuweisen haben, dann sehe ich (derzeit) allenfalls 1% - 2% des Rohstoffwertes im Boden als gerechtfertigt. Alle 3 Projekte zusammen haben überschlägig eine Summe von 1,7 Milliarden Pfund Moly. Bewertet mit dem derzeitgen Preis von 32,75 $ pro Pfund ergäbe sich damit ein Verkaufswert von 55 Milliarden Dollar. Davon 1% sind rund 550 Mio Dollar oder 500 Mio CAD. Bei rund 70 Mio Aktien würde dies einem Kurs von mehr als 7 CAD entsprechen (was der Markt von diesem Kursziel hält, sieht man mit einem einzigen Blick auf die Kursnotierung). Verglichen mit dem tatsächlichen Kurs von 0,38 CAD ist da also noch sehr viel Potential nach oben vorhanden, um auch eine kräftige Verwässerung, bedingt durch die vor Produktionsbeginn nötige Kapitalbeschaffung, als akzeptabel erscheinen zu lassen. Grundsätzlich rosige Aussichten für die Anleger also?
Die Frage ist in der näheren Zukunft sicherlich, wie schnell die Aktie das Vertrauen der Anleger wieder gewinnen kann, und damit, wie die nächsten News aufgenommen werden. Insbesondere sollte man berücksichtigen, dass ein Großteil des kalkulierten Wertes durch die riesige Molymenge von Silver Creek in die Rechung eingeht. Solange der Erwerb dieses Projektes nicht gesichert ist (also per 16.11.) wird mit dem Kurs wohl nicht allzuviel passieren.
Ach ja, noch eines: Ich bin nicht grundsätzlich ein Feind von Börsenbriefen. Es gibt durchaus Briefe, die gute Arbeit leisten, die kompetent sind und denen man (in gewissen Grenzen) vertrauen kann. Ich erkenne auch durchaus an, das o.g. Brief mit anderen Aktien eine glücklichere Hand hatte. Der Umgang mit Bolero ist jedoch ein absolutes Negativbeispiel.
Ich hoffe Chartex ist nicht sauer weil ich ihn kopiert habe.
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