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Biogas-Anlagen.
Der Markt für Biogas-Anlagen befindet sich im Umbruch: Während die Bauern wegen der hohen Rohstoffpreise in der Klemme stecken, steigen auch noch vermehrt Fondsgesellschaften, Energiekonzerne wie Eon sowie regionale Versorger in den Markt ein. Bald könnten sie die Landwirte ganz aus dem Geschäft verdrängt haben. KÖLN. „Der Markt für landwirtschaftliche Biogasanlagen ist tot. Da tut sich zurzeit gar nichts mehr“, sagt Ulrich Schmack, Vorstandsvorsitzender von Deutschlands größtem Anlagenbauer Schmack Biogas GmbH in Schwandorf. Die Ernteausfälle dieses Jahres haben die Biogasbranche hart getroffen. Der Weizenpreis, Leitwert für viele landwirtschaftliche Produkte, verdoppelte sich allein seit April auf 260 Euro pro Tonne. Produzent Schmack erlitt im Juli einen Kurseinbruch, von dem die Aktie sich seitdem kaum erholt hat. Biogas-Bauern stecken wegen der hohen Preise in der Klemme, und nun steigen auch noch vermehrt Fondsgesellschaften, Energiekonzerne wie Eon sowie regionale Versorger in den Markt ein. Das Bremer Forschungsinstitut Trend-Research erwartet eine Verfünffachung des in Biogasanlagen erzeugten Stroms bis 2020. „Das klassische Modell“, schreiben die Forscher in einer Analyse für das Handelsblatt, „wird durch industrialisierte Großanlagen abgelöst.“ Die sollen dann in großem Stil Gülle und Pflanzenabfall vergären. Gas produzierende Landwirte stehen vor einem Dilemma, da sie große Teile des Ausgangsmaterials, das so genannte Substrat, häufig selbst kaufen müssen: Die Rohstoffpreise steigen, der Abnahmepreis für den eingespeisten Strom ist jedoch festgeschrieben. Landwirt Martin Hintermaier aus Erding betreibt mit 300 Kilowatt eine Durchschnitts-Anlage und blickt düster in die Zukunft: „Wenn die Rohstoffsituation so bleibt, muss ich die Produktion der Anlage herunterfahren.“ Energiekonzerne und regionale Versorger bauen derweil nicht nur riesige Energieparks mit Produktionsmengen von bis zu 20 Megawatt. Sie zielen bereits auf eine weiterführende Nutzung der attraktiven Bioenergie: Die Einspeisung ins Erdgasnetz. Dafür müssen sie das Biogas allerdings mit aufwändigen Verfahren aufbereiten. Eon hat gerade erst zwei Aufbereitungsanlagen in Betrieb genommen. „Auf diese Weise kann die Biomasse am effizientesten verwertet werden“, begründet Friedrich Wolf, Geschäftsführer der Eon Bioerdgas GmbH die Investition des Großversorgers. Der unbestreitbare Vorteil dieser Lösung liegt auf der Hand: Das natürliche Gas lässt sich über das Erdgasnetz nicht mehr nur beim Bauern zu Strom machen, sondern auch anderswo nutzen.
„Außerdem sind unsere Erdgasvorräte nicht unerschöpflich“, weiß Eon-Experte Wolf. Und wünscht sich, „zumindest den Anteil von 25 Prozent, der bislang in Deutschland gefördert wurde, langfristig mit Bio-Erdgas zu ersetzen.“ Der kleine Landwirt spielt bei Eons großen Plänen nur noch eine Nebenrolle: als Zulieferer von Substraten, weil biologische Abfälle nicht ausreichen.
So wie Robert Plötz, der vor zwei Jahren den Speisekartoffelanbau einstellte und nun Mais an das Eon-Werk in Pliening bei München liefert. „Mit den Kartoffeln ließ sich einfach nichts mehr verdienen.“ Andrea Horbelt vom Fachverband Biogas kritisiert an diesem Modell nicht nur die Abhängigkeit der Landwirte, sondern sieht auch Probleme für die Biogas-Bauern, neben Großproduzenten zu bestehen: „Diese Anlagen benötigen enorme Mengen Substrat, und je mehr Pflanzenstoffe nachgefragt werden, desto höher steigen die Preise. Ein großer Konzern kann das abfangen, die mittelständischen Betreiber nicht.“
Die Trend-Research-Forscher gehen nicht von einer Konkurrenzsituation aus, da es bei den bislang vorwiegend vergasten Substraten wie Gülle, Mais- und Grassilage künftig nicht bleiben werde: Spezielle Energiepflanzen, die auf gleich bleibender Fläche höhere Erträge liefern, würden bereits entwickelt.
Eine Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetz wird 2008 erwartet. Für die Landwirte ein Grund mehr, den Bau neuer Anlagen hinauszuzögern. Obgleich die Branche auf mehr Geld fürs Gas hofft, sieht der Erfahrungsbericht der letzten Jahre einen anderen Plan vor: Die Vergütung soll sogar um 0,5 Cent gesenkt werden, um die Kraft-Wärme-Kopplung zu fördern. Das wäre dumm für die Bauern – kann man doch auf dem Lande die Wärme nur für umliegende Gebäude nutzen und nicht darüber hinaus.
Anlagenbauer Schmack Biogas verkündete bereits, dass er längst auf die Zielgruppe der Großindustrie ausgerichtet sei. Ulrich Schmack hat aber die Bauern nicht vergessen: Noch bedeuten die hohen Entwicklungskosten der Großanlagen niedrige Margen, sagt Schmack: „Wir hoffen daher, dass es bald wieder Aufträge aus dem Mittelstand geben wird.“
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