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19.12.2012 Gebäudesanierung Regierung verspricht Hausbesitzern 5000 Euro Plus-Energie-Musterhaus: Geld vom Staat für HäusersaniererZur Großansicht DPA
Plus-Energie-Musterhaus: Geld vom Staat für Häusersanierer
Gute Nachricht für Hausbesitzer: Wer sein Gebäude energieeffizienter macht, bekommt ab 2013 bis zu 5000 Euro vom Staat. Die Geldspritze ist Teil eines Jahresendspurts bei der Energiewende - der auch den raschen Bau neuer Stromleitungen umfasst. Info
Berlin - Mit Zuschüssen von bis zu 5000 Euro sollen deutsche Hausbesitzer angeregt werden, ihre Gebäude energieeffizienter zu machen - zum Beispiel durch den Tausch von Fenstern oder eine bessere Dämmung. Das Bundeskabinett hat am Mittwoch entsprechende Pläne beschlossen. Insgesamt will der Staat die Gebäudesanierung ab 2013 mit 1,8 Milliarden Euro pro Jahr fördern und so die Energiewende vorantreiben. Das Geld bekommen Verbraucher von der Förderbank KfW.
ANZEIGE Die Gebäudesanierung ist für die Regierung mindestens so bedeutend wie die Umstellung des Strommarkts. Gebäudeeffizienz sei "die wichtigste Maßnahme, um den Verbrauch an fossilen Energieträgern nachhaltig zu mindern und die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren", heißt es im Energiekonzept der Regierung.
Dafür stockt der Bund sein Programm zur Gebäudesanierung um 300 Millionen Euro auf. Bauminister Peter Ramsauer (CSU) nennt das einen "wichtigen Impuls für die Energiewende". Allerdings war der Bund bei der Förderung der Gebäudesanierung in der Vergangenheit schon deutlich großzügiger. 2009 etwas investierte die Regierung dafür zwei Milliarden Euro.
Jahresendspurt bei der Energiewende
Die Aufstockung bei der Gebäudesanierung ist nur eine von mehreren Maßnahmen, die die Regierung kurz vor Jahresende auf den Weg gebracht hat, um die Energiewende voranzutreiben.
So billigte das Kabinett unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch den Neubau von Höchstspannungsleitungen mit 2800 Kilometern Länge, um Windstrom von Norddeutschland in den Süden zu transportieren. Zudem sollen im bestehenden Höchstspannungsnetz 2900 Kilometer für die schwankende Ökostrom-Einspeisung optimiert werden. Und zwar rasch: Planungs- und Bauzeiten sollen von zehn auf vier Jahre verkürzt werden.
Zudem nahm die Regierung den ersten Monitoring-Bericht zur Umsetzung der Energiewende zur Kenntnis. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sehen die Projekte auf einem guten Weg. "Wir sind ein gutes Stück vorangekommen", sagte Rösler. Der Energieverbrauch sei rückläufig, die Energieeffizienz verbessere sich. "Obwohl wir acht AKW vom Netz genommen haben, ist die Versorgungssicherheit nicht gefährdet."
Kritik an der Arbeit der Regierung
Ein vierköpfiges Expertengremium, das die Fortschritte der Regierung bei der Energiewende offiziell überwacht, ist weniger euphorisch. Wenn der Energieverbrauch der Bundesrepublik wirklich wie geplant bis 2020 um 20 Prozent gesenkt werden soll, müsse sich die Energieproduktivität - also das Verhältnis von Nutzen zur eingesetzten Energie - deutlich erhöhen, mahnen die Experten. Einsparungen von 2,6 Prozent pro Jahr seien dafür nötig.
Immerhin gibt es erste Fortschritte: 2011 senkten die privaten Haushalte ihren Energieverbrauch um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, berichtet das Statistische Bundesamt. Zwischen 2005 und 2011 ging der Verbrauch von Haushaltsenergie um 10,3 Prozent zurück. Allerdings sank vor allem der Verbrauch von Heizöl und Erdgas, der Stromverbrauch blieb im Vergleich zu 2005 nahezu konstant, weil einzelne Haushaltsgeräte zwar effizienter werden, Bürger insgesamt aber immer mehr Elektronik in der Wohnung haben.
Auch beim Thema Versorgungssicherheit sehen die Wächter der Energiewende noch Nachholbedarf. Manche Projekte gingen zu langsam voran, monierte Georg Erdmann, Professor an der Technischen Universität Berlin, in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen Zeitung". "Es ist kein gutes Zeichen, wenn im Süden der Republik viele Menschen Blackouts fürchten und darüber nachdenken, ihren Strom selbst zu erzeugen."
ANZEIGE Im europäischen Vergleich steht Deutschland allerdings recht gut da: Mit einer durchschnittlichen Unterbrechungsdauer von 15,3 Minuten im Jahr 2011 ist die Versorgung so zuverlässig wie in kaum einem anderen Staat.
Bei der Debatte über die Kosten der Energiewende fordert das vierköpfige Gremium Nachsicht von den Bürgern. Der Anstieg sei bis einschließlich 2011 nicht so dramatisch verlaufen wie in der Öffentlichkeit oft dargestellt. "Der Anteil der Ausgaben für Elektrizität am nominalen Bruttoinlandsprodukt liegt mit 2,5 Prozent im Jahr 2011 auf dem Niveau von 1991", argumentieren die Energiewächter.
Allerdings ist die Last unterschiedlich stark verteilt. So zahlen einkommensschwache Singles im Schnitt 15,4 Prozent ihres monatlichen Einkommens für Strom und Heizen. 1998 lag der Anteil noch bei 11 Prozent. ----------- "Lebbe geht weiter"
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