AUSBLICK 2011: Banken fassen Mut - Optimismus trotz zahlreicher Hindernisse
FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit neuem Mut aus der größten Krise der jüngeren Geschichte - das scheint das Motto der Banken für 2011 sein. Die Finanzhäuser stehen zwar vor einer Menge neuer Hindernisse und einem gewaltigen Berg an Aufgaben. So müssen sie sich auf die neuen strengeren Kapitalvorschriften (Basel III) und die anstehende Bankenabgabe vorbereiten. Zudem gibt es immer noch die Rufe, die Branche wegen der Finanzkrise noch enger an die Leine zu nehmen. Außerdem belastet die Schuldenkrise einiger Eurozonen-Länder - hier drohen Milliardenabschreibungen auf die von den Banken gehaltenen Staatsanleihen. Doch trotz der Schwierigkeiten rechnen zumindest die beiden größten deutschen Banken mit Milliardengewinnen im kommenden Jahr.
Am weitesten nach vorne prescht wieder einmal die Deutsche Bank . Das Institut rechnet 2011 mit einem Vorsteuergewinn von 10 Milliarden Euro. Und das, obwohl auf die Bank noch Kosten für die Integration der gerade gekauften Postbank zukommen. Die frühere Post-Tochter mit ihrem Kerngeschäft kleine Privatkunden passt nach Einschätzung des Bankenprofessor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim nicht so recht zur neuen Mutter. Daher sieht er hier noch viele Fragezeichen. 'Die Deutsche Bank hat aber am ehesten das Geld, um diese Probleme zu lösen', sagt Burghof. Zudem könne sich die Bank jederzeit neues Eigenkapital am Markt besorgen.
Die Deutsche Bank hatte sich erst im Herbst mit 10 Milliarden Euro über den Verkauf neuer Aktien so viel Geld an Bord geholt wie selten ein Finanzinstitut zuvor. Für diesen Schritt wurde Bankchef Josef Ackermann ebenso gelobt wie für seine Strategie in der Krise. Die größte deutsche Bank brauchte keine Staatshilfe und fährt dank des starken Investmentbankings schon seit vergangenem Jahr wieder Milliardengewinne ein. Da verwundert es kaum, dass Ackermann zum 'Europäischen Banker des Jahres' gekürt wurde und sein Haus von der Fachzeitschrift 'International Financing Review' als 'Bank des Jahres' benannt wurde.
Doch nicht nur für die Deutsche Bank wird 2011 zumindest in der Gewinn- und Verlustrechnung ein gutes Jahr. 'Die Rahmenbedingungen sind im kommenden Jahr grundsätzlich so, dass Banken gute Gewinne machen können', sagt Burghof, zum Beispiel, weil die Notenbanken voraussichtlich wieder billiges Geld zur Verfügung stellten. 'Trotzdem gibt es noch einzelne Banken, die noch Blindgänger im Keller haben und die wieder in eine Krise geraten könnten.' Welche das seien, könne man nicht abschätzen. 'Ich hoffe aber, dass die Bankenaufsicht die großen, systemrelevanten Banken diesbezüglich abgearbeitet hat.'
Die europäische Aufsichtsbehörde CEPS hatte im Sommer 2010 insgesamt 91 Banken einem ersten Stresstest unterzogen, um ihre Krisenanfälligkeit zu überprüfen. Dabei mussten die Banken unter anderem nachweisen, dass sie genug Kernkapital haben. Sieben Banken fielen durch, darunter die verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Die EU-Kommission hatte zuletzt neue, verschärfte Stresstests angekündigt. Zudem steht 2011 die Entscheidung der führenden Industrienationen an, welche Banken als groß und international vernetzt und somit als systemrelevant eingestuft werden. Für sie sind noch strengere Eigenkapitalvorschriften geplant als für andere Banken. Daher wird mit Spannung erwartet, ob aus Deutschland neben der Deutschen Bank noch eine weitere auf der Liste stehen wird.
Für die teilverstaatlichte Commerzbank , die vom Staat immer noch mit einer Stillen Einlage von 16,4 Milliarden Euro gestützt wird und ohnehin schon händeringend nach frischem Kapital sucht, könnte dies entscheidend sein, ob sie die selbst gesteckten Ziele erreichen kann. Ungeachtet der vielen Probleme sieht sich die Nummer zwei hierzulande derzeit auf Kurs. 'Wir segeln mit Rückenwind ins nächste Jahr und gehen davon aus, dass das operative Ergebnis 2011 über dem Vorjahresergebnis liegen wird', sagt Finanzvorstand Eric Strutz.
Für 2010 rechnet die Commerzbank mit einem Konzernergebnis nach IFRS von einer Milliarde Euro - mindestens. Die Bank hat zwar immer noch alle Hände voll zu tun mit der Integration der 2009 übernommenen Dresdner Bank. Dennoch erwartet die Bank gerade hier, ab 2011 erstmals von der Zusammenlegung der beiden Finanzhäuser finanziell zu profitieren. An eine Rückzahlung der Staatsgelder ist dennoch und trotz der jüngsten Platzierung von neuen Aktien für etwas mehr als 600 MIllionen Euro noch nicht zu denken. Die Bank will damit aber spätestens 2012 beginnen.
Dem Regelwerk zur Risikominimierung stehen sowohl der Professor als auch Händler positiv gegenüber. 'Die neuen Regeln sind sinnvoll, denn wir haben Banken, die zu große Risiken eingegangen sind', sagt Burghof. Händler Robert Halver von der Baader Bank fragt sich bloß, ob Basel III nicht zu früh kommt: 'Je schneller man den Banken die Regularien aufhalst, desto länger muss die Notenbank alimentierend eingreifen.' Die Experten üben sich daher in verhaltenem Optimismus. 'Es gibt so ein paar hoffnungslose Fälle wie die Hypo Real Estate, die wohl auch 2011 nicht auf die Beine kommen werden', sagte Burghof, 'den meisten anderen Banken steht eine Erholung bevor.'
Trotz der diversen Lichtblicke tut sich Halver schwer, Bankentitel in der gegenwärtigen Situation als Anlage zu empfehlen: 'Es gibt einfach noch so viele Unsicherheiten.' Das sehen auch viele Aktienanalysten so und halten sich mit Kaufempfehlungen für die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, die beide bereits im Jahr 2010 zu den stärksten Verlierern am Aktienmarkt zählten, größtenteils weiter zurück. Anders sieht es bei der Aareal Bank aus. Die Bank hatte zwar Staatshilfe angenommen - das aber nur, um günstig an Geld zu kommen. Mit ihrem speziellen Geschäftsmodell war die Aktie der Wiesbadener Bank bereits einer der größten Gewinner im MDax und steht auch weiter bei vielen Analysten auf der Kaufliste./alg/zb/wiz
--- Von Alice Gundlach, dpa-AFX ---
Quelle: dpa-AFX
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