Patriotenspiel und angekratzte Ikonen
Klopapier war es Procter & Gamble wert. Zum ersten Mal in der Firmengeschichte wirbt der Konsumgüterkonzern für eines seiner Produkte bei der Super Bowl. Beim Spitzenereignis des US-Football kosten 30 Sekunden der Werbepause an diesem Sonntag einprägsame 2,3 Mio. Dollar. «Für Ihr Endspiel» - damit will P&G die tolle Rolle «Charmin» den 90 Millionen Amerikanern vor den Bildschirmen empfehlen.
Auch die Anleger sollten das Spiel der Patriots gegen die Carolina Panthers verfolgen. Gewinnen die favorisierten Patrioten, sieht es düster aus für die Fortsetzung des Bullenmarktes. Die Erklärung ist fast so komplex wie die Börse selbst: Nach einer alten Regel steigen die Kurse, wenn das Team der National Football League erfolgreich ist. Geht dagegen ein Team der vor Jahren eingestellten American League als Sieger hervor, droht ein Abwärtstrend. Auch Nicht-Fans dürfte interessieren, dass der Indikator sich zu 81% als zutreffend erwiesen hat.
Orakel Greenspan
Ein anderer beliebter, wenn auch genauso wenig wissenschaftlicher Indikator ist positiv ausgefallen: Wie der Januar, so das Jahr. Die wichtigen Aktienindizes haben den Monat mit einem Plus abgeschlossen. Allerdings hat der Elan diese Woche nachgelassen: Der S&P 500 ist zum ersten Mal seit zehn Wochen ins Minus gerutscht.
Notenbankchef Alan Greenspan hat mit seinem jüngsten Hinweis für Verwirrung gesorgt. Bei der Fed-Sitzung liess der monetäre Spielmacher wie erwartet die Zinsen gleich. Allerdings änderte er den Wortlaut seiner Erklärung: Statt zu versichern, die Zinsen für einen «beträchtlichen Zeitraum» auf dem tiefsten Niveau seit 40 Jahren zu belassen, versprach er nur, sich «geduldig» zu zeigen, wenn es um eine Zinserhöhung ginge. Einen Leistungsabfall hat die US-Wirtschaft im vierten Quartal erlitten mit einem Wachstum von nur 4%. Während manche europäische Volkswirtschaften mit einem solchen Heimspiel hoch zufrieden wären, war es hier eine leichte Enttäuschung. Nach dem rasanten Tempo von 8,2% im vorherigen Quartal hatte man wenigstens auf 5% gehofft.
In der Ertragssaison ist die Halbzeit eingeläutet worden. Gut die Hälfte der Unternehmen des S&P 500 hat Ergebnisse für das vierte Quartal vorgelegt, rund drei Viertel haben die Prognosen der Wall Street übertroffen. Alle Rekorde geschlagen hat Exxon Mobil. Der Ölkonzern förderte letztes Jahr 21,51 Mrd. Dollar Gewinn. Fast ein Jahrzehnt ist es her, dass sich ein solcher Profit in den Annalen der Street findet. Autofahrer und Hausbesitzer in aller Welt haben dank höheren Energiepreisen das ihre dazu beigetragen. Angesichts sprudelnder Gewinne wäre es für Exxon Mobil ein Leichtes, alte Rechnungen zu begleichen. Ein Richter in Alaska verurteilte den Konzern dazu, rund 7 Mrd. Dollar zu zahlen als Entschädigung für die Ölpest, die 1989 durch den leckgeschlagenen Tanker «Exxon Valdez» verursacht wurde. Von den Erfolgreichen lässt sich das Sparen lernen: Der Ölkonzern hat ein weiteres Mal Berufung eingelegt.
Ein Rekordergebnis holte Nortel ins Netz. Der Telekomausrüster erlebte das profitabelste Quartal seit dem Börsengang. Die Aktionäre jubelten, und die Nichtaktionäre drängelten, Aktionäre zu werden, und liessen den Kurs am Freitag um über 19% steigen. Nicht mitfeiern konnten 60 000 Nortel-Mitarbeiter, die auf dem Weg zur Rentabilität entlassen worden waren.
Vorwürfe an Coca-Cola
Die Kündigung hat auch den Disney-Konzern erreicht. Das kleine, aber feine Trickfilmstudio Pixar will mit der Mickey Mouse ab 2006 nichts mehr zu tun haben. Nach jahrelanger Zusammenarbeit forderte Pixar, die unter anderem den Clown-Fisch «Nemo» und die «Monster AG» kreierte, einen höheren Anteil an dem eingespielten Geld. Disney setzte darauf, dass der kleine Fisch Pixar nicht auf die weltweite Marketing-Macht der Maus verzichten würde - und verlor.
Und noch eine US-Ikone ist angekratzt: Drei Ex-Manager haben Coca-Cola beim FBI angeschwärzt. Der Getränkekonzern habe die Ergebnisse aufgebläht, indem er Überflüssiges im japanischen Markt versickern liess. Coca-Cola bestreitet die Schummelei. Die staatlichen Ermittler sind weiter am Ball. Das könnte die rote Karte fürs Auswärtsspiel geben.
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