Aktionärsschützer stellen Kapitalvernichter an den Pranger Erstmals stehen auch Dax-Werte auf der schwarzen Liste – DSW fordert härtere Gesetze – Milliarden lösten sich in Luft auf von Nando Sommerfeldt
Berlin - Auf dem „Spitzentrio“ der „Watchlist“ lastet ein Fluch. Wer in den vergangenen Jahren bei den Geldvernichtern am Neuen Markt ganz oben stand, war oft schon wenig später dem Untergang geweiht. 2002 waren Brokat, Kinowelt und Micrologica „Spitze“. Alle drei Unternehmen sind heute pleite oder existieren nicht mehr. Nimmt das Unheil auch in diesem Jahr seinen Lauf, kommen auf RTV Family, BKN und IM Internationalmedia harte Zeiten zu. Denn die drei Medienunternehmen zieren in diesem Jahr die Spitze der Flop 50 am Neuen Markt.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) veröffentlicht jährlich eine Liste mit den „größten Kapitalvernichtern“ am Neuen Markt sowie bei den deutschen Standardtiteln. Anhand der Performance in den vergangenen Jahren wird ein Negativ-Ranking erstellt. Anders als in der Vergangenheit sind auch die einst „sicheren“ Standardwerte kräftig unter die Räder geraten. Die „Erstplazierten“ Gold-Zack, WKM Terrain und K & M Möbel haben dem Anleger bis 95 Prozent Kursverlust beschert. „Neu ist“, so DSW-Geschäftsführer Ulrich Hocker, „dass die Baisse endgültig auch den Dax erreicht hat.“ Unter den Top 50 der Kapitalvernichter befinden sich erstmals drei Blue Chips. Auf Platz 32 steht die Commerzbank, direkt dahinter MLP. Mit Rang 42 ist auch die Hypo-Vereinsbank auf der schwarzen Liste vertreten. Insgesamt fiel die Marktkapitalisierung der 30 größten deutschen Unternehmen von 890 Mrd. Euro im Dezember 2000 auf gerade noch 315 Mrd. Ende 2002.
Mit der Watchlist wollen die Aktionärsschützer vor riskanten Investments warnen. Stehe ein Unternehmen auf der Liste, und sei es nicht wenigstens im neuen Prime Standard vertreten, sollten Aktionäre diesen Wert mit höchster Vorsicht genießen. Bei Kursverlusten von über 50 Prozent rät die DSW, sich von den Aktien zu trennen. „Denn um ein Minus von 90 Prozent wieder aufzuholen, muss die Aktie um 900 Prozent steigen“, rechnet Hocker vor. Hauptgrund des Kurzsturzes vieler Unternehmen ist für ihn die mangelnde Qualität der Manager. Gerade am Neuen Markt haben zahlreiche Beispiele gezeigt, dass sich so mancher Boss als Niete in Nadelstreifen erwies. „Trotzdem haben die deutschen Aktionäre, wie das aktuelle Beispiel der Haffa-Brüder zeigt, sehr stumpfe Schwerter in der Hand, um sich gegen die Machenschaften der Vorstände zu wehren“, so Hocker. Deshalb haben sich die Aktionärschützer das Thema Organhaftung groß auf die Fahnen geschrieben. Bislang muss einem Manager Vorsatz bei seinem Handeln bewiesen werden. Und das ist für die Gerichte nahezu unmöglich. Forderung des DSW: Künftig soll auch ein grob fahrlässiger Ansatz für eine Verurteilung ausreichen. „Auf Grund der aktuellen Fälle gerät der Gesetzgeber zunehmend unter Druck“, sagt DSW-Sprecher Jürgen Kurz. „Deshalb rechnen wir noch in diesem Jahr, spätestens aber Anfang 2004 mit einer neuen gesetzlichen Regelung.“ Damit wäre eine Grundlage geschaffen, dass Vertrauen der Aktionäre zurückzugewinnen. Einen baldigen Aufschwung sieht Hocker deshalb trotzdem nicht. „Den gab es immer dann, wenn die Menschen Visionen hatten. Zurzeit hat niemand Visionen. Im Gegenteil, alle haben Angst.“
Welche Firmen standen dieses Jahr in der Schwarzen Liste ????
Gruss
Bombastic
|