Ich gehe davon aus, dass der heutige Abverkauf rein charttechnisch durch Bruch der SMA100 getriggert wurde. Das GAP zur nächsten Unterstützung (SMA200 6,349) wurde in nur einer Session geschlossen und darüber hinaus wurden die letztes Tiefs im Bereich 6,09 EUR erneut getestet.
Wenn jetzt eine auch nur halbwegs positive Nachricht käme, könnte der heutige Kursverlust rein charttechnisch betrachtet sofort komplett ausradiert werden.
Als Longie empfinde ich das Charttrading der Kurzfristzocker als extrem nervig, aber man muss einfach konstatieren, dass die beiden Großaktionäre das Sentiment mit wiederholten Shortattacken derart zerstört haben, dass bei einem wesentlichen Teil potenzieller ProSieben-Investoren keinerlei Vertrauensbasis da ist, um den Kurs ohne stetigen Nachschub an frischen News mal wenigstens in eine stabile Seitenlage verfrachten zu können. Das Management hat zuletzt mit wiederholten Insiderkäufen alles versucht, um dem Markt Vertrauen in eine positive operative Geschäftsentwicklung zu vermitteln. Allein die Charttrader pfeifen drauf und ziehen weiterhin gnadenlos ihr Stakkato-mäßiges Long- und Shorttrading in der Range 6 EUR bis 8 EUR durch, solange sich kein nachhaltiges Kaufinteresse langfristig orientierter Aktionäre ergibt.
Für viele Marktteilnehmer ist ProSieben wahlweise eine Hassaktie oder eine heißgeliebte Zockaktie. Echte Fans des Unternehmens, die sich hier tatsächlich langfristig engagieren wollen und nicht etwa nur auf schnelle 10 bis 20% bzw. ein zeitnahes Übernahmeangebot spekulieren, sind rar gesät. Mit zahlreichen Managementwechseln, verfehlten Prognosen und Zweifeln an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells hat das Unternehmen in der Vergangenheit den massiven Vertrauensverlust selbst verschuldet. Bert Habets muss nun einfach Quartal für Quartal positive Zahlen abliefern, um das Vertrauen langfristiger Aktionäre zurückzugewinnen. Fußball EM und Olympia sollten ihm dabei in Q2 und Q3 sowohl mit signifikant steigenden Werbeerlösen als auch mit mutmaßlich weiter stark steigenden Nutzerzahlen der Joyn-Streamingplattform in die Karten spielen.
Wenn ein europäisches Medienunternehmen im Umfeld zweier kurz nacheinander stattfindender Mega-Sportereignisse keine Sonderkonjunktur für Umsatz- und Gewinnentwicklung erreicht, dann wäre es definitiv selbst schuld!
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