von Schaeng 20.04.01 18:55:00 3354495 Habe ich soeben bei tradewire.de gefunden:
20.4.01 15:25 Uhr aktualisiert
Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat heute ein Moratorium über die Systracom Bank AG angeordnet. Damit wurde ein "Veräußerungs- und Zahlungsverbot (§ 46a Abs. 1 des Gesetzes über das Kreditwesen) erlassen". Außerdem hat es die Schließung des Kreditinstitutes für den Verkehr mit der Kundschaft angeordnet und die Entgegennahme von Zahlungen untersagt, die nicht zur Tilgung von Schulden gegenüber dem Kreditinstitut bestimmt sind.
Diese Mitteilung wird auf der - noch funktionsfähigen Webseite des Unternehmens - veröffentlicht. Weiter heisst es: "Das Moratorium wurde erforderlich, weil der Bank die Zahlungsunfähigkeit und die baldige vollständige Aufzehrung ihres haftenden Eigenkapitals droht. Im Hinblick auf die eingetretene Gefährdung der Gläubiger musste das Bundesaufsichtsamt das Moratorium anordnen. Die Maßnahme eröffnet der Bank die Möglichkeit, ihre Sanierungsbemühungen fortzusetzen. Die Systracom Bank AG gehört dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V. und der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) an. Die Kundeneinlagen einschließlich auf den Namen lautender Sparbriefe sind von der EdB bis zu 90% maximal 20.000 Euro pro Einleger geschützt. Der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V. schützt diese Vermögenswerte darüber hinaus bis zu 1.535.000,-- Euro (DM 3 Mio.) pro Einlager ohne Selbstbehalt. Die Kunden können ihr Wertpapierdepot als ganzes auf eine andere Bank übertragen, wenn es nicht als Sicherheit für einen Negativsaldo herangezogen werden könnte. Einzelne Kauf- und Verkaufsaufträge darf das Institut während des Moratoriums nicht ausführen."
Die Kunden des seit dem Start weitgehend erfolglosen "ersten konzernunabhängigen Internetbrokers in Deutschland - Fokussiert auf das lupenreine Wertpapiergeschäft" (Eigenwerbung) sind so zunächst handlungsunfähig und können die in den Depots vorhandenen Werte weder online noch telefonisch handeln. Im Januar hatte Systracom eigenen Angaben zufolge täglich etwa 1.700 Trades verzeichnet. Den Break-Even hätte der Online-Broker aber erst bei 10.000 Trades pro Tag erreicht. Zum Jahresende lag der Depotbestand bei 115.9 Millionen DM und die Bareinlagen bei 52.8 Millionen DM. Damit scheint sich das Konzept des Flatfees, das momentan auch noch von anderen kleineren Anbietern in Deutschland genutzt wird, als Sackgasse und unrentabel erwiesen zu haben. Bereits im Februar wurde wegen des hohen Kapitalbedarfs eine Investmentbank beauftragt, um einen Partner oder Käufer im In- und Ausland zu finden. Systracom war erst im September letzten Jahres gestartet und war immer wieder wegen des instabilen Online-Angebots kritisiert worden. Eigenen Angaben zufolge sollen insgesamt 9.000 Kunden ein Depot bei dem Broker besessen haben. Wieviel davon tatsächlich aktiv gehandelt haben, ist nicht bekannt
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