Starke Nachfrage läßt den Uranpreis nach oben schießen Die Atomenergie erlebt eine Renaissance - Das Metall zur Produktion von Kernbrennstäben reicht kaum noch aus - Spekulanten nehmen Überschüsse vom Markt London - Die Renaissance der Kernenergie zeigt sich am deutlichsten am Uran-Markt. Die Preisentwicklung des radioaktiven Metalls hat die anderen Metalle im Jahr 2005 überflügelt und gute Aussichten, das in diesem Jahr erneut zu schaffen. In den nächsten sechs Monaten sollte der Uranpreis um 27 Prozent auf 50 Dollar (41,87 Euro) je Pfund anziehen, erwartet Fondsmanager Jean-Francois Tardif von Sprott Opportunities Hedge Fund und begründet: "Es ist nicht viel Uran verfügbar." Auch bei anderen Vermögensverwaltern ist Uran als Kapitalanlage populär. Wellington Management in Boston erhöhte seine Beteiligung an der kanadischen Cameco Corporation, dem weltgrößten Uran-Förderer.
Die Anglikanische Kirche in Sydney nahm Uran im letzten Jahr von ihrer Liste unethischer Anlageformen. Das zahlte sich aus: Ihre Fonds profitierten 2005 von einem Kursanstieg von 23 Prozent bei BHP Billiton, dem weltweit viertgrößten Uran-Produzenten. Im vergangenen Jahr verteuerte sich das radioaktive Metall um 76 Prozent. Damit legte der Preis stärker zu als bei allen anderen 19 Rohstoffen im Reuters/Jefferies CRB Index, mit Ausnahme von Zucker. In diesem Jahr dürfte der Preisanstieg bei Uran sogar den Aufwärtstrend bei Zink übertreffen, das Rohstoffspezialisten in diesem Jahr 21 Prozent teurer sehen. Das Uran-Fördervolumen liegt jährlich nur bei 60 Prozent der Menge, die von den Kernreaktoren weltweit verbraucht wird. Ohne die Lagerbestände und wiederverwertetes Material aus russischen Kernsprengköpfen würde die Atomenergieindustrie nicht über genug spaltbares Material verfügen, um alle Kraftwerke am Laufen zu halten. Angesichts der anziehenden Preise für Öl, Gas und Kohle steigt in China und Indien die Nachfrage nach Nuklearenergie. Finnland baut einen neuen Reaktor, auch Versorger in Frankreich und den USA erwägen neue Bauprojekte.
Bedenken, daß die Verbrennung fossiler Kraftstoffe zur globalen Erwärmung beiträgt, verstärken diese Dynamik. Hedgefonds-Manager Bob Mitchell von Adit Capital Management LP in Portland, Oregon, sagt, er sei so "bullish", daß er Angebote von Minengesellschaften abgeschlagen habe, die seine gesamten Uran-Bestand hatten aufkaufen wollen. Er hat Uran im November 2004 zu 20 Dollar je Pfund zu kaufen begonnen, angesichts von Berichten, wonach einige Stromkonzerne ihre Bestände wiederaufstocken mußten. Ende letzter Woche kostete Uran nach Angaben des Branchendienstes Metal Bulletin 39,25 Dollar je Pfund. Spekulanten hätten "jegliche Überschüsse aus dem Markt genommen, die es gab", sagt James Cornell, Präsident von RWE Nukem. Die Anleger "beschaffen sich die verfügbaren Uranbestände vor den Versorgern."
Die Nuklearindustrie dürfte nach drei Jahrzehnten der Stagnation bis 2030 Investitionen von über 200 Mrd. Dollar entgegensehen, schätzt die Internationale Energieagentur in Paris. Zu den 24 Reaktoren, die gegenwärtig in Bau seien, kommen weitere 41 Kernmeiler, die bestellt oder in Planung sind. Bloomberg
Artikel erschienen am Di, 14. März 2006
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