Kurden befürchten türkischen Angriff auf den Norden Iraks Ankara verstärkt offenbar Grenztruppen von Boris Kalnoky
Istanbul - Silopi, eine Stadt im südöstlichen Zipfel der Türkei, ist eine logistische Drehscheibe der türkischen Streitkräfte für Operationen gegen die Guerillas der kurdischen PKK. Durch diese Stadt fließt auch der gesamte Warenverkehr in Richtung Irak. Die kurdische Bevölkerung in Silopi meldet seit etwa einem Monat beträchtliche Truppenbewegungen. "Seit 25 Tagen scheinen sie sehr in Eile", sagt ein Informant. Auch von der irakischen Seite melden die Kurden intensive militärische Vorbereitungen des türkischen Militärs jenseits der Grenze.
Nun ist dies in der Region angesichts häufiger Operationen gegen die PKK nichts Ungewöhnliches. Diesmal jedoch meinen manche Beobachter etwas Größeres zu sehen - eine Invasion des Nordirak, oder zumindest die glaubhafte Androhung einer Invasion, um von den USA eine ganz bestimmte Politik zu erzwingen - nämlich, zu verhindern, daß die ölreiche Stadt Kirkuk unter kurdische Kontrolle gerät. Sollte dies nicht gelingen, fürchten kurdische Kreise in Kirkuk gar einen von Ankara inszenierten, bewaffneten Aufstand der zahlreichen Turkomanen in Kirkuk, vielleicht zeitgleich mit einem militärischen Vorstoß, der nominell zunächst gegen die PKK gerichtet wäre. Zeitpunkt: Nach den irakischen Wahlen Ende Januar."
"Immer mehr türkische Agenten sind in Kirkuk. Sie verteilen Waffen an die Turkomanen, bilden sie am Gewehr aus, und organisieren sie für den Fall eines bewaffneten Aufstandes", sagt dieser Zeitung ein Informant in Kirkuk. Was davon zu halten ist, ist schwer zu sagen. Tatsache ist, daß die türkischen Medien Ende Anfang November voller Berichte waren über Pläne für eine Invasion des Nordirak im Februar mit 20 000 Soldaten. Das wurde von der Armee dementiert, allerdings mit doppeldeutigen Untertönen. Kürzlich griff der Washingtoner Pentagon-Reporter Bill Gertz, und über ihn der elektronische Abonnenten-Infodienst "Geostrategy-Direct" das Thema auf. Diesen Berichten zufolge soll es die türkische Armee sein (eher als die Regierung), die auf eine Invasion drängt, und sowohl von der Regierung als auch von den USA Zustimmung verlangt haben soll.
Die in den Medien bekanntgewordenen Invasionspläne mit 20 000 Soldaten seien demzufolge nur die reduzierte Version eines ersten Plans, der 40 000 Truppen vorsah und angeblich am 14. Oktober Ministerpräsident Erdogan vorgelegt worden sei. Das Ergebnis sei dann ein weiteres Treffen der Regierung und des Generalstabs am 27. Oktober gewesen, wo über die kleinere Variante geredet wurde. "Geostrategy" bezieht sich auf Regierungskreise mit einer Information, wonach erste Einheiten bereits für die geplante Operation disloziiert worden seien. Ziel der Operation, wenn sie denn stattfindet, sei nicht nur ein Schlag gegen die 3000 Kämpfer der PKK, sondern die "Ermöglichung der Rückkehr aller vertriebenen Turkomanen nach Kirkuk".
Seit dem Sturz Saddam Hussein sind vor allem Zehntausende Kurden nach Kirkuk zurückgekehrt, die unter der Diktatur vertrieben worden waren. Die Türkei und viele Iraker werfen den Kurden vor, mehr als nur die Vertriebenen herbeizubringen, und Araber und Turkomanen zu vertreiben. Der E-Dienst "Geostrategy" ist republikanisch ausgerichtet und von wechselnder Verläßlichkeit, auch wenn Gertz selbst als seriös gilt. Inwiefern es sich um eigene Informationen handelt, und nicht etwa um eine Neu-Verwertung windiger türkischer Medienberichte, wird aus den Texten nicht klar.
Kurden befürchten türkischen Angriff auf den Norden Iraks (2)
Etwas jedoch tut sich an der Grenze, möglicherweise als Drohgebärde, um den Druck auf Washington zu verstärken. Ein türkischer "Regierungsfunktionär" wird mit den Worten zitiert: "Die jetzige Phase soll den USA zeigen, daß wir es ernst meinen. Ab Anfang 2005 wird die Armee bereit sein." Erreichen will Ankara die Ausschaltung der PKK, die von den USA als terroristische Organisation gewertet wird, gegen die die US-Truppen im Irak aber nie vorgegangen sind. Außerdem will die türkische Regierung sicherstellen, daß es kein unabhängiges Kurdistan geben wird, und daß Kirkuk nicht in das jetzige autonome Kurdengebiet eingegliedert wird.
Artikel erschienen am Sam, 20. November 2004
"grün" und rot exportieren den 350fachen tod.
wo sind die friedensbewegten menschlein, hier können sie doch mal für die kurden demonstrieren.
servus greenwar
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