Öffentlichkeit gegangen wären, wenn sich in der 2. Gruppe auch nur ein Österreicher befinden würde? :-(
Wien - Die in Algerien befreiten österreichischen Geiseln haben erstmals ausführlich ihr Martyrium geschildert. Als Verpflegung hätten sie während ihrer Gefangenschaft zwei bis drei Mal am Tag Grießbrei aus Eimern erhalten, erzählten Sabine und Gerhard Wintersteller sowie Annemarie Kienberger den "Salzburger Nachrichten". "Sie sind wie die Tiere zum Futtertrog gekrochen", schilderte ein Angehöriger der Zeitung die Situation. Als Delikatessen hätten Datteln und das ab und zu verteilte Fladenbrot gegolten. Das trübe Wasser aus Tümpeln filterten die Entführten mit Tüchern oder Toilettenpapier. Schlimme Darmprobleme gab es trotzdem.
Rationen waren knapp
Die knappen Rationen hätten gerade zum Überleben gereicht, in den letzten zwei Tagen vor der gewaltsamen Befreiung habe es jedoch gar nichts mehr zu essen gegeben, erzählten die Geretteten. Anfangs hätten die Verschleppten kaum mit ihren Kidnappern gesprochen: "Da haben wir solche Angst vor ihnen gehabt", so die Winterstellers. Später hätten die Gefangenen einige Worte mit ihren Entführern gewechselt. "Ein paar haben Französisch gesprochen, ein paar Englisch."
"Sie haben auch menschliche Züge gezeigt"
Von tätlicher Gewalt seien die Gefangenen verschont geblieben. Die Geiselnehmer hätten sie zwar manchmal mit ihren Waffen bedroht, etwa, wenn eine Frau ihren Schleier nicht anhatte oder er verrutscht war, sagte die 41-jährige Sabine Wintersteller. Einige der islamistischen Entführer seien ihr jedoch am Ende sogar sympathisch gewesen: "Sie haben auch menschliche Züge gezeigt." So hätten sie die Geiseln regelmäßig mit Kleidung versorgt. "Und als eine Frau gesagt hat, sie hat keine Zahnbürste mit und möchte eine haben, da haben sie ihr eine gebracht." Wintersteller zufolge wurde zum Ende hin das Wasser knapp. Sie habe sich während der gesamten Zeit kein einziges Mal mit sauberem Wasser waschen können. In der Nahrung fehlten Mineralien, die angesichts der langen Märsche notwendig gewesen wären.
"Jede Nacht wurde das Versteck gewechselt"
Normalerweise wurden die Geiseln dem Bericht zufolge in der Nacht von ihren Entführern geweckt, um drei bis vier Stunden zu marschieren und vor der algerischen Armee zu flüchten. Die Entführer hätten den Touristen erklärt, dass die zweite Gruppe Geiseln "immer einen Tagesmarsch voraus" sei. Sichtkontakt mit den Leidensgenossen, die noch immer in der Gewalt der Entführer sind, habe es aber nicht gegeben. Während der letzten Tage der Geiselhaft mussten die Gefangenen nach eigenen Angaben auch tagsüber durch die Wüste laufen. "Unsere Schuhe waren am Ende zerfetzt, und wir waren am Ende unserer physischen Kräfte", sagte der 63-jährige Gerhard Wintersteller der Zeitung. Die Entführer hätten "gespürt, dass ihnen das Militär auf den Fersen war".
Sorge um die anderen Geiseln
Noch immer sind 15 der vermissten Sahara-Urlauber in der Gewalt von algerischen Geiselnehmern. In der Gewalt der Geiselnehmer sind nach wie vor auch zehn Deutsche. Nach algerischen Pressemeldungen wäre eine Befreiung der verbliebenen Europäer eine "viel gefährlichere Aktion" als die Operation am Dienstag. Bei dem Militärschlag gab es nach Angaben der befreiten Geiseln heftige Feuergefechte. (sa/dpa/AFP)
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