Söhne des WCM-Gründers schichten Anteile um Analysten äußern sich nach Aktientausch weiterhin skeptisch über den geplanten Einstieg eines neuen Investors
GREGORY LIPINSKI HANDELSBLATT, 9.1.2004 HAMBURG. Die Söhne des Hamburger Großaktionärs der Frankfurter WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG, Karl Philipp und John Frederik Ehlerding, haben ihren Aktienbestand umgeschichtet. Sie haben Anteile vom indirekten Besitz - über ihre eigenen Holdings - in direkten Besitz übernommen, teilte eine WCM-Sprecherin mit.
Indiz hierfür ist, dass die Brüder trotz eines gestern gemeldeten Aktienkaufs die meldepflichtige Schwelle von 5 % ihres Bestands nicht überschritten haben. Karl Philipp und John Frederik halten an WCM weiterhin jeweils rund 4,82 %. Wie adhoc mitgeteilt wurde, hatte John Frederik rund 13,5 Mill. Aktien zu 1,02 Euro und sein Bruder Karl Philipp rund 2,2 Mill. WCM-Anteile zu 1,01 Euro erworben. Der Aktienkurs der WCM lag gestern unverändert bei 1,03 Euro.
Die neuen Anteilsumschichtungen sind für Aktienanalysten ein Zeichen dafür, dass der Einstieg eines strategischen Investors gescheitert ist. "Ich glaube, dass die Aktienveränderungen vorgenommen wurden, weil die Suche nach einem Investor nicht funktioniert hat", meint Georg Kanders, Aktienanalyst bei der Düsseldorfer WestLB.
Ehlerding sucht bereits seit mehr als einem Jahr vergeblich nach einem Käufer für das Aktienpaket seiner Familie. Vor Weihnachten mussten der Firmengründer und seine Frau Ingrid deshalb auf Druck der Banken bereits ihren Aktienbestand von 42,5 auf 25 % verringern. Mit dem Verkauf soll Ehlerding einen Teil seiner privaten Schulden tilgen, die er auf rund 450 Mill. Euro angehäuft hatte. Der Hamburger Kaufmann sitzt auf den Schulden, weil er sich mit auf Pump gekauften Aktien der Frankfurter Commerzbank AG verspekuliert hatte.
Dem WCM-Konzern stehen zudem weitere Probleme ins Haus: So muss der Unternehmen bis zum 28. Februar einen Betrag von 227 Mill. Euro zur Verfügung stellen, um sich die 60 %ige Beteiligung an der Berliner Immobiliengesellschaft Gehag mit ihren 23 000 Wohnungen zu sichern. Die WCM besitzt hierfür eine Rückkaufoption.
Sollte sie diese nicht ausüben, verringert sich ihr Konzernbestand an Wohnimmobilien auf knapp 30 000 Einheiten. Damit würde die Gesellschaft für einen strategischen Investor, der sich über eine Kapitalerhöhung an dem Unternehmen beteiligen soll, immer unattraktiver. "Ich bin skeptisch, ob die WCM die Anteile zurückkaufen kann", meint WestLB-Analyst Kanders. Eine Entscheidung über den Rückkauf der Anteile ist noch nicht gefallen, sagte eine WCM-Sprecherin.
Diese Entscheidung dürfte auch davon abhängen, ob die Firma den Banken noch Geld zahlen muss, falls die für den 24. Februar geplante Auktion des rund 50,55 % igen Aktienanteils an der Immobilienholding IVG nicht den finanziellen Erfolg bringt. An der Börse ist das IVG-Paket 550 Mill. Euro wert. Die WCM hatte hierfür Kredite rund 620 Mill. Euro aufgenommen. Der IVG-Anteil wird versteigert, weil die Zwischenfirma Sirius Insolvenz angemeldet hat.
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