"Das ist wie die Landung auf dem Mond"
Schwedische Ärzte behandeln Patienten erstmals mit Kunstblut
Schwedische Ärzte haben eine Gruppe von Patienten erstmals und erfolgreich mit künstlichem Blut behandelt. "Wenn das wirklich durchgehend funktioniert, dann ist die Menschheit einen großen Schritt vorwärts gekommen", sagte der Chefarzt der Karolinska-Klinik in Stockholm, Pierre LaFolie, am Mittwoch im schwedischen Rundfunk.
23.10.03 Schweden: Erster Erfolg mit Kunstblut "Das ist wie die Landung auf dem Mond." Das künstliche Blut wird hergestellt, indem aus den roten Blutkörperchen von Spenderblut ein Pulver hergestellt wird, das sich mehrere Jahre lang statt wie bisher nur 42 Tage aufbewahren lässt. Deutsche Experten regaierten am Donnerstag zurückhaltend auf den Bericht.
Blut bei Bedarf anrühren Das aus dem Spenderblut gewonnene Pulver kann nach Angaben der schwedischen Wissenschaftler bei Bedarf - etwa bei einem Verkehrsunfall - mit Flüssigkeit angerührt und dem Patienten ohne vorherigen Blutgruppentest zugeführt werden. LaFolie verwies vor allem darauf, dass durch die Verfügbarkeit des künstlichen Blutes wertvolle Zeit gespart werden könne. Innerhalb einer Stunde nach einem Unfall müsse das Wichtigste geschehen sein, betonte LaFolie. "Deshalb glaube ich, dass dieses künstliche Blut für die Menschen so wichtig ist." An acht Patienten getestet Es habe bei den Tests keine Anzeichen dafür gegeben, dass das Blut vom Empfänger abgestoßen werde, sagte der Leiter der Untersuchung, Bengt Fagrell, der schwedischen Nachrichtenagentur TT. Das Kunstblut wurde von Wissenschaftlern in den Vereinigten Staaten entwickelt und bislang an acht Patienten in Stockholm getestet. Nach Angaben von deutschen Experten geht es bei der Herstellung des künstlichen Blutes vor allem um das Hämoglobin aus den roten Blutkörperchen, das in der Lage ist, Sauerstoff zu binden, zu den Organen zu transportieren und dort wieder abzugeben. So ist etwa bei einem Unfall mit hohem Blutverlust die Sauerstoffversorgung gefährdet, weshalb Blutkonserven zugeführt werden müssen. Bislang ist dabei auch die richtige Blutgruppe von großer Bedeutung. Besserer Sauerstoff-Transport Aus ethischen Gründen setzten die Mediziner in Schweden bislang Blutkörperchen von menschlichem Blut zur Herstellung des Pulvers ein - möglich sei dies aber mit Blut von jedem Säugetier, "wie zum Beispiel Blut von der Kuh", betonte Fagrell. Neben schneller Einsatzmöglichkeit hat das aus Pulver angerührte Blut offenbar noch andere positive Eigenschaften: So transportiere es Sauerstoff besser als echtes Blut, was den Körper beispielsweise bei Herzinfarkten unterstützen könne. Allerdings fehlen ihm laut Wissenschaftlern auch wichtige Eigenschaften des Eigenblutes, so dass es dieses nicht vollständig ersetzen könne.
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