Die tatsächliche Lage der amerikanischen Wirtschaf
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Zwischen 1991 und 2000 sank die Sparquote der privaten Haushalte, die den Anteil an den verfügbaren Einkommen wiedergibt, der nicht für den Konsum verwendet wird, von 8,3 % auf 1,0 %. Mit anderen Worten: die US-Haushalte geben in ihrer Gesamtheit nahezu ihr gesamtes laufendes Netto-Einkommen aus. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass die Verschuldung weit schneller gewachsen ist als die verfügbaren Einkommen. Die Relation zwischen beiden Größen wuchs zwischen 1991 und 2000 von 88,5 % auf 107,3 %.
Allerdings bildet die Sparquote des privaten Haushaltssektors die finanzielle Situation nur zum Teil ab. Ein Gesamtbild über die finanzielle Solidität erhält man nur dann, wenn man die Gesamtverschuldung in Relation zum Vermögen setzt.Gemessen am Geldvermögen sank der Verschuldungsgrad zwischen 1991 und 2000 von 24,1 % auf 22,6 %, wobei der Kursrückgang an den Aktienmärkten im vergangenen Jahr bereits eingerechnet ist. Gemessen am Gesamtvermögen (Geld- und Sachvermögen) sank der Verschuldungsgrad zwischen 1991 und 1999(Zahlen für 2000 liegen hier noch nicht vor) von 15,2 % auf 14,3%.
Bei rückläufiger Ersparnisbildung hat sich die finanzielle Solidität der priva-ten Haushalte in den USA verbessert.
KOMMENTAR meinerseits: Widerspruch der Aussagen?
http://www.dresdner-bank.de/
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Moderator :
Hallo liebe Chatter, gleich gehts los, sie können ihre fragen ihre fragen schon stellen
Moderator :
herr hellmeyer ist nun bei mir
Moderator :
sie können gern schon ihre fragen stellen
cloneaktie :
Guten Tag herr Hellmayer !
Folker Hellmeyer :
Hallo liebe chatter, ich freue mich auf ihre fragen
Sapies :
Sie scheinen einer der wenigen Experten zu sein, der sich auch mit den Hintergründen der Zahlen beschäftigt. Ich habe eben Ihr Interview gesehen. Mich interessiert Ihre persönliche Einschätzung der Steigerungsrate des BIP der BRD für letztes Jahr. Es gibt bereinigte Zahlen von StaBu, die auf ein Minus hinweisen und nicht auf die publizierten 0.6% +.
Folker Hellmeyer :
ich teile ihre skepsis durchaus.
Folker Hellmeyer :
die daten des statistischen bundesamtes sind nicht befriedigend.
Folker Hellmeyer :
insbesondere wenn man bedenkt, dass der dienstleistungsbereich lediglich geschätzt wird.
Folker Hellmeyer :
dementsprechend schließe ich nicht aus,
Folker Hellmeyer :
dass der wert unter + 0,6 prozent liegt.
thielo :
Hallo Herr Hellmeyer, könnten Sie an einem einfachen Beispiel den Einfluß von Qualitätssteigerungen auf das BIP veranschaulichen ?
Folker Hellmeyer :
bei der verdoppelung der speicherkazaität eines chips und einem gleichbleibenden preis sollte sich der wert für das bip theoretisch verdoppeln.
Folker Hellmeyer :
die frage, die sich stellt, ist ob dieser preis am markt erzielbar ist.
Folker Hellmeyer :
wenn das nicht der fall ist, wie in der jüngsten vergangenheit, ergibt sich daraus die problematik der bilanzierung im bruttoinlandsprodukt.
Folker Hellmeyer :
da bei der bilanzierung des gesteigerten wertes phantom-Dollars / -Euros entstehen würden.
SvenKleinhans :
Schönen guten Tag zusammen!
cloneaktie :
ist Ihnen Dr. Kurt Richebächer früher Chefökonom der Dresdner Bank bekannt und vertreten sie somit seine Meinung zum Hedonischen Preisindex ??
Folker Hellmeyer :
er ist mir nicht persönlich bekannt. ich kenne jedoch einige seiner publikationen und teile seine ansicht hinsichtlich des hedonischen ansatzes.
Decayde :
Warum werden die von Ihnen formulierten Erkenntnisse nicht häufiger diskutiert?
Folker Hellmeyer :
die erkenntnisse entsprechen nicht notwendiger weise den interessenlagen der finanzinstitutionen und wall street.
Folker Hellmeyer :
insofern finden sie nicht die verbreitung die notwendiger weise erforderlich wäre.
jm77 :
Hallo Herr Hellmeyer, wie kommt es dann, dass alle anderen Analysten von einem weiteren Anstieg des US-Wirtschaftswachstums ausgehen, wenn doch die Konjunkturzahlen eine andere Sprache sprechen. Haben wir also eine Blase am Aktienmarkt??
Folker Hellmeyer :
der anstieg des weltwirtschaftswachstums hat aktuell lediglich mit dem lageraufbau zu tun.
Folker Hellmeyer :
ihm fehlt die notwendige breite und insbesondere eine steigende nachhaltige nachfragekomponente
Folker Hellmeyer :
hinsichtlich des hohen bewertungsniveaus an den aktienmärkten ist es insofern berechtigt von einer sehr hohen bewertung und unter umständen einer blase auszugehen
Forza :
Herr Hellmeyer, obwohl von Ihnen in der FS-Unterhaltung die Situation klar beschrieben, ist es doch für den Laien schwierig, das Facit zu ziehen. Daher die Frage: Wie groß sollte ungefähr der US-Anteil z.Zt. in einem Aktienportfolio des kleinen Mannes sein ?
Folker Hellmeyer :
meines erachtens sollte der aktienanteil an amerikanischen werten nicht 20 prozent übersteigen.
Matze3 :
War das in den USA eine Rezession?
Folker Hellmeyer :
es war eine rezession die dank der statistik kosmetisch bearbeitet wurde. ich gehöre zu den analysten die im ersten halbjahr des jahres 2002 eine leiocht erholung der weltwirtschaft sehen.
Folker Hellmeyer :
dann jedoch erwarte ich ein erneutes abgleiten in stagnation bzw rezession.
jm77 :
Aber ein Anstieg des Lageshaushaltes begründet doch noch keinen Konjunkuranstieg
Folker Hellmeyer :
vollkommen richtig. von daher meines skepsis hinsichtlich der nachhaltigkeit des aufschwungs.
quest :
Kann ich im Internet darüber noch weitere Erklärungen (Nachhilfe) bekommen, wenn ja, wo?
zar-putin: Ihre Nachricht wird an den Moderator weitergeleitet.
Folker Hellmeyer :
grundsätzlich gibt es im internet sehr viele seiten, die sich kritisch mit dem thema auseinandersetzen.
Folker Hellmeyer :
ich kann hier keine nennen, da ich meine informationen von woanders beziehe
jm77 :
Wenn die Lager gefüllt sind und sich kein Verbrauch einstellt geht doch die Produktion wieder zurück
Folker Hellmeyer :
da kann ich nur zustimmen
thielo :
Ist eine steigende nachhaltige Nachfragekomponente in Sicht ?
Folker Hellmeyer :
meines erachtens nicht, weil die normalen reaktionen in einer rezession, nämlöich der abbau der exzesse, zb, abbau privater verschuldung, unternehmensverschuldung, nicht stattgefunden hat.
Folker Hellmeyer :
vollkommen richtig. von daher meines skepsis hinsichtlich der nachhaltigkeit des aufschwungs.
Misiu21 :
Kann man davon ausgehen, das die europäischen Aktien im Vergleich zu denamerikanischen unterbewertet sind?
Folker Hellmeyer :
meines erachtens nicht, weil die normalen reaktionen in einer rezession, nämlöich der abbau der exzesse, zb, abbau privater verschuldung, unternehmensverschuldung, nicht stattgefunden hat.
Folker Hellmeyer :
auch die europäischen werte sind hoch bewertet, aber insgesamt niedriger bewertet, als die amrikanischen aktien
Sapies :
In der BRD ist die Bezugsbasis für die Berechnung der Arbeitslosenquote fast alle Menschen (auch nicht Berufstätige) in der Altersgruppe 15 - 65 (also relativ wertlos). Sind das in den USA nur die Inhaber des US-Sozialversicherungsausweises, die zur Berechnung herangezogen werden?
Folker Hellmeyer :
in der berechnung der us-arbeitslosenstatistik werden nur diejenigen gezählt, die sich um einen job bemühen.
Folker Hellmeyer :
insofern ist der vergleich der deutschen und der amerikanischen arbeitslosenquote in direkter form nicht sinnvoll.
pati :
guten tag hätte gern ihre einschätzung zum euro wollen dei usa nicht auch ein schwächern dollar
Folker Hellmeyer :
die usa wollen einen festen dollar, um damit ihre leistungsbilanz-defiozite ohne risikoaufschläge zu finanzieren.
Folker Hellmeyer :
für den euro sehe ich nur bedingtes weiteres verlustpotenzial bis in den bereich von 0,84 bis 0,85.
Folker Hellmeyer :
grundsätzlich sehe ich potenzial für den euro im laufe der nächsten 6 monate bis zu 0,95
zar-putin :
mir ist nicht ganz klar, wie diese art der kosmetik sich tatsächlich auswirkt. ist es dann nicht eine komplett verkehrt eingeschätzte ökonmische situation, eine art daten-blase, auf deren fundament gigantische finanzielle verbindlichkeiten(kreditvergabe) und verschuldung der haushalte zustande gekommen ist?
ChannelMaster :
Es ist jetzt 16.30 Uhr.
Folker Hellmeyer :
ja
eurojoe :
wie ist denn Ihre Kursprognose zum eur/usd für die nächsten Wochen und was halten sie von einem Goldinvestment ?
Folker Hellmeyer :
dollar/euro siehe oben
Folker Hellmeyer :
goldinvestments halte ich für sehr sinnvoll
Folker Hellmeyer :
insbesondere goldminenaktien bieten sich hier an.
Folker Hellmeyer :
man sollte darauf achten, dass man ungehedgte minen kauft
thielo :
Wer oder was könnte denn unter welchen Umständen für einen nachhaltigen Aufschwung sorgen ?
Folker Hellmeyer :
vor einem nachhaltigen aufschwung bedarf es einer bereinigung innerhalb der westlichen volkswirtschaften hinsichtlich der überkapazitäten, hinsichtlich der hohen verschuldungsgrade,
zar-putin: Ihre Nachricht wird an den Moderator weitergeleitet.
Folker Hellmeyer :
erst dann ist die basis für einen nachhaltigen aufschwung gegeben
Forza :
Bei der Abhängigkeit praktisch der ganzen Welt (sowohl Emerging Markets wie auch Europas) vom Geschehen (oder von Manipulationen) in USA siond doch alle differentierten Betrachtungen fast wertlos. Stimmt das ?
Folker Hellmeyer :
nein, das stimmt nicht.
Folker Hellmeyer :
amerika ist abhängig von kapitalimporten. bei einem ausbleiben der kapitalimporte wird die us-wirtschaft zu den notwendigen bereinigungen gezwungen.
optimat :
Was will man durch das schönen der statistiken erreichen?
Folker Hellmeyer :
man will den kapitalimport ohne risikoaufschlag dadurch ermöglichen
thielo :
Zinserhöhungen sind gemäß Ihrem Szenario nicht zu erwarten ?
Folker Hellmeyer :
die bisher eingepreisten zinserhöhungen basieren auf der annahme einer nachhaltigen erholung.
Folker Hellmeyer :
mithin ist auf sicht der nächsten 9 monate die möglichkeit von 1/ 2 zinserhöhungen gegeben, bevor es zu einer erneuten zinssenkung kommt.
bioss :
Ist mit weiteren Einfuhrzöllen von Seiten der USA zu rechnen?
Folker Hellmeyer :
diese möglichkeit besteht.
Folker Hellmeyer :
jeder weitere einfihrzoll wirkt sich belastend auf das weltwirtschaftswachstum aus und unterstützt damit meine these keiner nachhaltigen erholung.
Matze3 :
Wir sprechen hier doch über die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Ist unsere Brutosozialprodukt pro Einwaohner um 30 Prozent gegenüber den Amerikanern in den letzten 10 Jahren zurückgefallen oder ist das nur ein Rechenfehler?
Folker Hellmeyer :
darüber lassen sich bücher schreiben.
Folker Hellmeyer :
jedwede interpretation ist möglich
Folker Hellmeyer :
und insofern kann ich mich hier nicht festlegen
newsletter :
bitte noch eine erklärung zu den phantomdollars! wie werden aus dollar 20 dollar?
Folker Hellmeyer :
aus einem dollar werden 20 dollar durch preisindexierung
Folker Hellmeyer :
unterstellt wird zum beispiel, dass niveau der technik 1990 und dann wird das gegebenen neue produkt so bewertet, was es 1990 gekostet hätte
cloneaktie :
Herr Hellmayer die Umsatzentwicklung der S&P Unternehmen basiert diese vorallem auf Zukäufe der Unternehmen und wie sehen sie in diesem zusammenhang die Gewinnentwicklung der S&P Unternehmen, werden diese steigen ??
Folker Hellmeyer :
partiell ist da richtig. hinsichtlich der unterstellten gewinnentwicklung neioge ich zur skepsis und sehe maximal im jahrescverlauf ein plus zwischen drei und zehn prozent.
Folker Hellmeyer :
best-case-szenario
bioss :
die Gewinnaussichten z.B. für GM sahen doch gut aus, nur Lagerbeschaffung??
Folker Hellmeyer :
nein
Folker Hellmeyer :
durch schließung von anlagen und erneuerung von produktionsabläufen verbessert sich bei gm die kostenseite und führt zu den aktuellen gewinnschätzungen#
Folker Hellmeyer :
die erneut ein best-case-szenario unterstellen.
pati :
sollte man gold oder lieber silver vorziehen so wie es der herr bill gates getan hat in einer silvermiene
Folker Hellmeyer :
beiode edelmetalle sind gleichwertig zu betrdachten
Misiu21 :
Vor dem dem enormen amerikanischen Wirtschaftswachstum, fand dieses in Asien statt, theoretisch und wie in einigen Publikationen bereits erwähnt, ist Europa an der Reihe. Stimmen Sie zu, daß in naher Zukunft Europa aich stärker entwickeln wird als Asien und Amerika?
Folker Hellmeyer :
europa hat in der gegenwärtigen situation die besten voraussetzungen, nachhhaltiges wachstum zu produzieren.
Folker Hellmeyer :
da es in europa zu keinen exzessen wie in amerika oder in japan gekommen ist
zar-putin :
könnten Sie sich ein szenario vorstellen, daß diese daten-blase zum platzen bringen könnte und welche auswirkungen würden Sie dann auf die weltfinanzmärkte sehen?
Folker Hellmeyer :
das szenario kann dann platzen ,. wenn es zur aprubrten veränderung der kapitalströme zu laSTEN DER USA KOMMT:
Folker Hellmeyer :
eine evolutionäre entwicklung ist hier zu bevorzugen .
Folker Hellmeyer :
in dieser hinsicht ist das einverständnis der ameriklaner gegenüber der abwerttung des yen zu interpretieren.
newsletter :
sehen sie auch einen kräftigen rückgang der aktienmärkte ab dem sommer bis zum ende des jahres?
Folker Hellmeyer :
dieses risiko ist latent gegeben
tv-seher :
Und wo kommen die Kapitalimporte her (Länder)?
Folker Hellmeyer :
seit einführung des euro maßgeblich aus euroland, mittelamerika und südamerika und in jüngster zeit aus japan
Misiu21 :
Könnte es passieren, dass die USA aufgrund ihrer beschönigten Wirtschaftsdaten bald das Vertrauen am Markt verliert und somit sich die Abhängigkeit von diesem Markt verringert?
Folker Hellmeyer :
das risiko des vertauensverlustes ist latent gegeben und wird sich nach der enronitis
Folker Hellmeyer :
weiter fortsetzen.
zar-putin: Ihre Nachricht wird an den Moderator weitergeleitet.
Folker Hellmeyer :
die kapitalöströme aus euroland in die usa verringern sich bereits
tv-seher :
Welchen Ruf hinsichtlich Wirtschaftskompetenz genießt George W. Bush bei den Unternehmen?
Folker Hellmeyer :
kein kommentar
Ohara :
Diese Rahmenbedingungen sehen sehr nach Ende der zwanziger Jahre aus. Ist ein Crash wie 1929 wahrscheinlich?
Folker Hellmeyer :
ein derartiger crash ist nicht auszuschließen, jedoch ist der unwahrscheinlich, da im gegensatz zu 1929 die internationalöe zusammenarbeit über g7 vollständig anders organisiert ist.
Matze3 :
Werden wir uns in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, an verschiedene Standards gewöhnen müssen? Computer können doch alles!
Folker Hellmeyer :
ja
Folker Hellmeyer :
obwohl im moment in der diskussion steht, dass auch deutschland den hedonischen ansatz verfolgen wird
quest :
Wird nicht der europäische Export bei einem stärkeren Euro sehr leiden und damit das Wachstum in Europa bremsen?
Folker Hellmeyer :
euroland ist genauso abhängig von exporten wie die usa.
Folker Hellmeyer :
ein fester euro bedeutet kapitalimport und investition.
Folker Hellmeyer :
und dieser umstand ist wesentlicher als die exporterfolge
zar-putin :
unter berücksichtigung dieser Ihrer kenntnisse, in welcher richtung können Sie dann noch Ihre kunden beraten?
Folker Hellmeyer :
in qualität
ahkorte :
rechnen Sie in Zukunft mit einer Deflation?
Folker Hellmeyer :
nein
Moderator :
Vielen dank für ihre vielen fragen und danke herr hellmeyer. den chat können sie in wenigen minuten kom plett nachlesen. tschüß bis heute abend um 23.00 uhr zu den osteuropa-märkten
Folker Hellmeyer :
vielen dank und bis zum nächsten mal.
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Grüße
ecki
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Betrachtet wird der 10-Jahreszeitraum 1991 - 2000. In dieser Zeit hat sich aber der Dow Jones etwa ver-4-facht.
Da ein großer Teil des Vermögens der Amerikaner aber in Aktien bzw. Fonds angelegt ist, hat es sich "von allein" vermehrt, ohne dass wesentlich "dazugespart" werden musste.
Dass der auf das Gesamtvermögen bezogene Verschuldungsgrad nur ein kleines bischen zurückgegangen ist, zeigt also, dass die reale Gesamtverschuldung fast so schnell gewachsen ist, wie die fiktive Vermögensvermehrung durch 10 Jahre Kursgewinne.
"Wozu soll ich sparen, mein Vermögen wächst doch ganz von allein". - Das hat 10 Jahre (und schon länger) funktioniert.
Und die letzte Zahl von 107% im Jahre 2000 zeigt, dass inzwischen neben dem Einkommen sogar schon von der Substanz gezehrt (verbraucht) wird.
Und hier liegt die große Gefahr: Wenn der Dow irgendwann doch mal eine anhaltende größere Schwäche zeigt, wird automatisch der Verschuldungsgrad stark ansteigen.
Und dann nutzt auch Greenspans billigstes Geld nichts mehr, um den Verbrauch weiter hoch zu halten oder gar noch anzukurbeln.
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Die Kredit- und Bewertungsblase läuft schon seit über 10 Jahren. Vielleicht macht sie das auch nochmal 10! Einfach so putten, weil es fallen "muss" ist bestimmt nicht richtig.
Sowas in der Art müsste ziemlich sicher sein.
WKN: 582241 Typ C/P: P Basispreis: 9.500,00 Währung: USD Fälligkeit: 19.06.03 Bez.-Verh.: 0,001
Stammdaten
Emittent Citibank
Basiswert DOW JONES INDUSTRIAL (969420)
Typ C/P Put
Typ E/A Amerikanisch
Basispreis 9.500,00
Währung USD
Fälligkeit 19.06.03
Bez.-Verh. 0,001
Börsenplätze BER DUS FRA STU
Bemerkung Keine
Kursdaten
Kurs Basiswert 20.03., 19:40
- in USD 10.553,40
Kurs Optionsschein 20.03., 19:01
- Geld (in EUR) 0,620 (0,020 / +3,33%)
- Brief (in EUR) 0,630 (0,020 / +3,28%)
Spread
- Absolut 0,01
- Homogenisiert 10,00
- in % des Briefkurses 1,59%
Grüße
ecki
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Die Lage der Wirtschaft.
Verbrauchervertrauen.
Nur unverbesserliche Anhänger der bisherigen Denkweise versuchen, mit Zweckoptimismus und Zurechtbiegen sämtlicher Tatsachenden Eindruck hochzuhalten, als sei alles noch beim Alten. Die jetzt ständig gebetsmühlenartig beschworene Frage des Vertrauens der Konsumenten ist der am wenigsten wirksame Faktor. Es fehlt nicht an Vertrauen, sondern an ganz anderen Dingen. In Wahrheit ist die Situation eine Folge von zu viel Vertrauen in die Fehlprognosen von Analysten und gewissen Ökonomen.
Das Dramatische ist, dass wir es hier nicht - wie allgemein erwartet - mit einer moderaten Abkühlung zu tun haben, mit dem als sicher angenommenen , sondern mit völlig anderen Erscheinungen.
So sind zum Beispiel die Gewinne der NASDAQ 100 Firmen nicht einfach zurückgegangen, sondern sie sind zusammengebrochen. Diese Unternehmen haben bisher im Jahr 2001 gleich viele Verluste gemacht, wie sie in Summe 1996 bis 2000 an Gewinnen erzielten.
Darüber hinaus wurde die Meinung propagiert, dass diese New Economy die schönste aller vorstellbaren Wirtschaften sein werde. ständiges Wachstum mit hohen Raten, jedoch ohne Inflation stete Produktivitätssteigerungen, aber ohne Arbeitslosigkeit; leichte Finanzierbarkeit jeder Geschäftsidee, freudige Aufnahme jeglicher Innovation auf den Märkten; ständig steigende Aktienkurse ... Vor allem und am wichtigsten:
die Konjunkturschwankungen sind für tot erklärt worden, auch dies zwar ohne jede Begründung, dafür aber umso lauter und öfter.
Schließlich glaubte jeder, an der Börse rasch reich werden zu können, ohne dafür arbeiten zu müssen - und in Folge überhaupt nie mehr arbeiten zu müssen. Woher die Wertschöpfung kommen sollte, wurde nicht gefragt. Der kollektive Wahn erfasste zum Schluss - und daher zu Höchstkursen - auch die konservativsten Pensionskassenverwalter, Pensionisten und Kleinsparer.
Es entstand ein perfektes Spiegelbild der späten Zwanzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, inklusive der Schlagzeilen in den Medien. Wenn damals von einer "New Era" gesprochen wurde, gestützt auf die Innovationen von damals - Automobil und Radio - so war es diesmal die "New Economy" - mit Internet und Telekom.
Nur war diesmal alles "noch größer, noch schneller, noch höher..." Die Bewertungsexzesse waren unlimitiert... und die Gier von Publikum, Financiers , Analysten und nicht wenigen Managern war nicht nur ohne Maß, sondern wurde auch zur Tugend stilisiert.
Und ebenso salonfähig war es plötzlich, dass Ökonomen nicht mehr neutrale Beobachter und Kommentatoren waren, sondern auf den Lohnlisten der Wallstreet-Firmen standen, de facto zu deren Salesforce gehörten und ihre legitime Aufgabe in der Propagierung von verkaufsfördernden Gefälligkeitsmeinungen sahen. An die Stelle von kritischer Analyse und rechtzeitiger Warnung traten Schönfärberei, Schönrednerei und Schönrechnerei.
Niemand macht Gewinne
Amerikas Zahlen sind falsch
Das vielgepriesene und naiv bestaunte amerikanische Wirtschaftswunder hat nie stattgefunden. (Massiv aufgebläht durch den Effekt des "hedonic price indexing")
Es gab nie ein Produktivitätswunder, außer in dem kleinen Segment der Herstellung von Computern. (Verweis auf die Arbeiten von Prod. Robert Gordon, Northwestern University, Chikago).
Die amerikanischen Gewinne waren kreativer Buchhaltung zu verdanken, aber nicht realer Wirtschaftsleistung (Stock Options und kreditfinanzierte Aktienrückkaufprogramme).
Die Börsenhausse war nie auf echte Wertschöpfung gestützt, sondern auf die exorbitante Verschuldung aller amerikanischen Wirtschaft5segmente (3 Dollar Schulden = 1 Dollar zusätzliches BIP).
Auch das vielgepriesene amerikanische Budgetwunder (gab es) nie. Die öffentliche Verschuldung Amerikas steigt nach wie vor und ist heute höher als zu jedem früheren Zeitpunkt.
Die gesamten amerikanischen Wirtschaftszahlen der letzten 5 Jahre sind falsch oder wurden falsch interpretiert und medienmäßig propagiert. (Werden inzwischen rückwirkend korrigiert)
Es gibt keinen Punkt, in dem das amerikanische Management überlegen wäre.
Das Neue ist uralt
Das einzig Neue an der "New Economy" ist etwas Uraltes. Deregulierung, Globalisierung und Digitalisierung führen mehr als jede andere technische oder soziale Entwicklung bisher in die Nähe des ökonomischen Modells der vollkommenen Konkurrenz.
Dessen Hauptelemente sind - für jeden Ökonomiestudenten im dritten Semester bekannt - friktionsfreie Anpassung aller wirtschaftlichen Prozesse, Minimierung des Zeitbedarfs und Maximierung der Transparenz.
Ebenso klar sind aber auch die Folgen in diesem Modell: die Preise pendeln sich auf dem niedrigst-möglichen Niveau ein und niemand macht Gewinne.
Politische Radikalisierung.
Schuldenwirtschaft, Asset-Bubble, Deflation
Dass (der Zusammenbruch der Illusion) solange hinausgezögert und aufgeschoben werden konnte, ist in der historisch beispiellosen Schöpfung von Liquidität durch die US-Notenbank zuzuschreiben, zusammen mit den nachweislich seit langem getätigten direkten Eingriffen zur Stützung der Aktienbörse.
Dies hat zu einer vorher nie beobachteten Kreditausweitung und in Folge zu einer "Asset-Bubble" gigantischen Ausmaßes geführt, die durch keinerlei reale Wirtschaftsleistung gerechtfertigt war, sowie gleichzeitig zu jener massenpsychologischen Stimmung, in der jedes Risiko gering erschien, und der Glaube entstehen konnte, dass die FED immer als Retter bereitstehen würde und können.
FED-Chairman Alan Greenspan, von der Finanzwelt und den Medien heroisiert wie vor ihm nur Abraham Lincoln und John F. Kennedy, hat gute Chancen, als Zerstörer der amerikanischen Wirtschaft in die Geschichteeinzugehen.
(Zusammenbruch der Finanzmärkte) ... mit all den Folgen, die mit Regelmäßigkeit an ein solches Ereignis geknüpft waren: eine langanhaltende Rezession, möglicherweise Depression und die Vernichtung eines Großteils der Vermögenswerte in einer Periode der Deflation.
Wie die Geschichte lehrt, bleiben solche Ereignisse nicht auf die ökonomische Sphäre beschränkt, sondern haben tiefgreifende Auswirkungen auf das soziale Gewebe der Gesellschaft, unter anderem dadurch, dass Alters- und Sozialversorgung gefährdet sind. Sie führen außerdem und aus diesem Grunde zum Risiko der politischen Radikalisierung.
Wahrer und falscher Liberalismus
Vor allem wird erneut zu lernen sein, dass eine freie Wirtschaft nicht durch Verzicht auf Regeln zu haben ist. Liberalismus hat noch nie Regellosigkeit bedeutet, sondern im Gegenteil...
Die Kernsysteme von Wirtschaft und Gesellschaft ... dürfen weder zum Spielball von intellektuellen Abenteurern und ihren ökonomischen Illusionen werden, noch der Gier der Finanzwelt, und auch nicht dem Größenwahn von Managern überlassen sein.
Wenn die größte Chance der Menschheit auf Frieden, Freiheit und Wohltand, die es je gab, nicht leichtfertig verspielt werden soll muss der Pseudoliberalismus durch den wahren Liberalismus ersetzt werden.
Fazit
In der gesamten Wirtschaftsgeschichte gibt es nicht einen einzigen Fall, wo finanzwirtschaftliche Exzesse gut ausgegangen wäre, wo es eine Stabilisierung auf hohem Niveau oder ein Softlanding gegeben hätte.
Zusätzlich haben immer auch drei Turbotreiber an den Finanzmärkten eine entscheidende Rolle gespielt - Schulden, Gier und Angst.
Das Grundmuster ist immer dasselbe, nur die Erscheinungsform, die Verpackung, ist jeweils anders. Es ist schwer vorstellbar, dass die Professionalität des Entertainments, mit der die Börsen- und Finanzszenerie präsentiert wird, noch wesentlich übertroffen werden kann.
Text entnommen aus dem Elliott-Wellen-Forum
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2. AKTIENSERVICE-SPEZIAL / US-KONJUNKTUR: welche Konsequenzen er-
geben sich fuer den strategischen Anleger aus den "geschoen-
ten" US-Konjunkturdaten
__________________________________________________
Am Dienstag fand in den USA die FOMC-Sitzung statt. Auf dieser
berieten die Vorsitzenden der regionalen US-Notenbanken ueber die
weitere Vorgehensweise der Geldpolitik. Am Dienstag um 20:15 wur-
de von FED-Chairman Alan Greenspan das Ergebnis der Sitzung ver-
oeffentlicht, das allerdings keine Ueberraschung darstellte:
Die FED laesst die Zinsen unveraendert und stellte ihren BIAS
(tendenzielle Ausrichtung der Zinspolitik) von expansiv auf neu-
tral. Dies ist die Startposition fuer einen neuen Zinserhoehungs-
zyklus. Wann der BIAS auf restriktiv (also steigende Zinsen) ge-
stellt wird, ist kaum prognostizierbar, denn FED-Chef Greenspan
steckt derzeit in einem ernstzunehmenden Dilemma:
So liegt die US-Inflation mit derzeit deutlich unter 2% auf dem
niedrigsten Stand seit den 60er Jahren. Erhoeht er demnaechst die
Zinsen, resultiert dies in einer Staerkung des Dollars, was in
Anbetracht der augenblicklich bereits sehr niedrigen Inflation
bereits ein Deflations-Szenario impliziert. Am Beispiel Japans
ist gut zu erkennen, das deflationaere Tendenzen bei reiferen
Maerkten wesentlich gefaehrlicher sind als inflationaere.
Zinserhoehungen in den USA bergen derzeit also ein erhebliches
Gefahrenpotential, vor allem, wenn die Konjunkturerholung sich
als nicht ganz so nachhaltig erweisen wird, wie von vielen Markt-
teilnehmern erhofft. Sollte sich der aktuelle Wirtschaftsauf-
schwung in seiner augenblicklichen Dynamik hingegen als nachhal-
tig erweisen, geraten die Aktienmaerkte ganz schnell in die
naechste Blasenbildung, wenn die Zinsen nicht restriktiv erhoeht
werden. Es besteht dann also erneut Crunchgefahr.
Das von uns geschilderte Szenario beruht auf den offiziellen US-
Konjunkturdaten, dabei muss allerdings beruecksichtigt werden,
dass diese auf Grundlage des hedonischen Ansatzes errechnet wer-
den, also bspw. bei den IT-Investitionen nicht nur die eigentli-
chen Investitionen in Dollar beruecksichtigt werden, sondern auch
die daraus erwachsenden Qualitaetsverbesserungen in Dollar auszu-
druecken versucht werden. Dies erfolgt durch Preisindexierung. So
werden aus einem realinvestierten Dollar schnell 10 oder 15. In
Deutschland bspw. wird nur die Investition in Euro zugrundege-
legt, etwaige Qualitaetsverbesserungen werden nicht beruecksich-
tigt.
Simplifizierend ausgedrueckt, sind europaeische Konjunkturdaten
also weitgehend "ehrlich", waehrend die US-Daten eine Menge von
"Luft-Dollars" enthalten, die ueberhaupt nicht umgeschlagen wur-
den (Preisindexierung). Diese Tatsache wird an der Wall Street
und bei Institutionellen gewissenhaft totgeschwiegen, da sich
hier Interessenkonflikte ergeben. So ist niemand daran gelegen,
dass die Kapitalstroeme in die USA abebben, dies zoege weltweit
erhebliche Verwerfungen nach sich.
Der hedonische Ansatz bei der Berechnung des Wirtschaftswachstums
wirkt sich natuerlich auch entsprechend auf die Inflationsdaten
und vor allem auch auf die Produktivitaetskennzahlen aus. Infolge
dessen liegen die aufgefuehrten Wirtschaftsdaten in den USA we-
sentlich hoeher als bspw. die deutschen, obwohl bei gleicher Be-
rechnungsmethode bspw. kein Unterschied festzustellen waere.
Vor diesem Hintergrund wird auch ersichtlich, dass die BIP-Wachs-
tumsschere zwischen USA und Deutschland erst ab 95/97 zugunsten
der USA deutlich auseinander driftete, da ab diesem Zeitpunkt
bspw. die IT-Investitionen deutlich zulegten und somit auch die
in den USA mitberuecksichtigten Qualitaetsfortschritte Einfluss
auf BIP und Produktivitaet nahmen.
Um vergleichbare Werte zu erhalten, sollten strategische Investo-
ren vom US-BIP und vom US-Produktivitaetszuwachs mindestens 1%
abziehen, waehrend bei der Inflation rund 1% draufgeschlagen wer-
den kann. Vor diesem Hintergrund (offizielle US-BIP-Schaetzungen
1% subtrahiert und bei Inflation 1% addiert) stellt sich das "of-
fizielle" Dilemma von FED-Chef Alan Greenspan, wie eingangs er-
waehnt, weniger risikogeschwaengert dar.
FAZIT: Anleger liegen also keineswegs verkehrt, wenn sie Euroland
in ihren Portfolios prominent gewichten und den Euro nicht ganz
in ihren Anlageentscheidungen vergessen. Eine latente Gefahr, die
wir jedoch nicht ueberzeichnet wissen wollen, geht vom Kapitalim-
port der USA aus, der so preiswert wie bisher nur auf Basis der
geschoenten Wirtschaftsdaten gestaltet werden kann. Nur so kann
das hohe US-Leistungsbilanzdefizit schliesslich kostenpraktikabel
finanziert werden.
Verstehen zunehmend mehr Investoren die von uns aufgefuehrten
Hintergruende, sollte der Kapitalstrom in die USA sukzessive ab-
nehmen. In Anbetracht der gigantischen US-Verschuldung koennte
dies zu erheblichen Verwerfungen fuehren. Verklausuliert sprach
Alan Greenspan auf seiner Rede in Hawaii letzte Woche genau die-
sen Risikofaktor an, indem er die US-Amerikaner sowie den Staat
zu einer hoeheren Finanzdisziplin (Sparen) aufrief.
Dennoch rechnen wir nicht mit der schlagartigen Esomptierung die-
ser bisher vernachlaessigten Risikofaktoren. Eher gehen wir auf-
grund der vorherrschenden politischen Interessenlage davon aus,
dass sich der hedonische Ansatz auch in Euroland durchsetzt. In-
sofern wuerde dann Chancengleichheit herrschen, auch wenn dies
ein geruettelt Mass an Augenwischerei impliziert .
(aktienservice.de)
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Demnächst also statistisches Wirtschaftswunder auch in Deutschland und Europa?
Der tolle Frühjahrsaufschwung in Amerika resultiert aus ein paar wenigen Computerkäufen. Diese werden fürs BIP mit Faktor 10 eingerechnet, und die Unternehmen haben trotzdem nichts in der Kasse. Selbstverarschung auf höchstem VWLer Niveau.
Grüße
ecki
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Der erkaufte US-Aufschwung
Von Kerstin Friemel, New York
Ob Spielzeug oder Seife, Möbel oder Computer, Autos oder ganze Häuser: Die Amerikaner shoppen wieder wie früher und stürzen sich in einen neuen Konsumrausch - der die Wirtschaftskrise in den USA beenden könnte.
Die Kunden im Body Shop von Fiona Torres haben kaum mehr Platz als die Seifenstücke in den Regalen: Sie drängeln und schieben sich hin und her in dem prall gefüllten Laden, von den Cremes zu den Shampoos, von der Lotion zu den Ölen. Und kaufen und kaufen. Managerin Torres schaut dem Treiben zufrieden zu. "Unsere Umsätze sind jetzt 20 Prozent höher als vor einem Jahr", frohlockt sie. "Ich bin optimistisch: Die Krise ist vorbei."
Nicht nur Torres, auch immer mehr Experten glauben in den USA, dass der Aufschwung kommt - weil die Amerikaner ihre Kauflust wieder entdeckt haben. In den Nachbarläden des Body Shop ködern die Händler ihre Kunden seit Monaten mit Schleuderpreisen. "Reduziert", "Sonderpreise" leuchten allerorten bunt die Schilder aus den Schaufenstern. Kleidung, Kosmetika, Möbel, alles ist preiswerter als sonst. Wegen des 11. September läuteten viele US-Händler den jüngsten Winterschlussverkauf bereits Anfang Dezember ein. "Wir hatten unsere Kleidung um bis zu 70 Prozent reduziert, sonst waren es nur 30 bis 40 Prozent", sagt Carmen Rodrigues, Managerin einer Benetton-Filiale im New Yorker Stadtteil West Village. Auch die Preise der Sommerkollektion seien in diesem Jahr rund "15 bis 20 Prozent" niedriger als normal, so Rodrigues. Und die Mode-Schnäppchen sind keine Ausnahme: Superschnelle PC kosten heute in den USA durchschnittlich unter 1000 $. Autofirmen wie General Motors lockten Kunden nach den Terrorangriffen mit zinslosen Finanzierungen. Ihr Motto: "Keep America Rolling".
Schnäppchen wie nie
Mit Erfolg: Nach den Anschlägen auf das World Trade Center hatten viele Amerikaner für einige Wochen auf ihren Bummel in der Shopping Mall verzichtet. Im vierten Quartal 2001 stiegen die Konsumausgaben jedoch um sechs Prozent - sogar mehr als die erwarteten 5,4 Prozent. "Die Verbraucher schlagen trotz ihrer Sorgen zu, weil sie die Preise für so niedrig halten, dass sie kein besseres Schnäppchen machen können", sagt Richard T. Curtin, Experte für Konsumentenverhalten an der University of Michigan.
Die wirtschaftliche Lage in den USA erholt sich damit schneller als erwartet, seit Wochen jagt eine positive Nachricht die andere: Einzelhändler hatten im Februar ihren besten Verkaufsmonat seit zwei Jahren, die Laune der US-Verbraucher hat sich im März so deutlich verbessert wie nie zuvor: Der vom privaten Forschungsinstitut Conference Board ermittelte Index zur Konsumenten-Zuversicht stieg auf 110,2 Punkte, im Februar waren es noch 95,0. Die Aufträge der Industrie nahmen den dritten Monat in Folge zu, die Arbeitslosenquote sank im Februar auf 5,5 Prozent - statt wie erwartet zu klettern. Am Montag schließlich kam die vorerst letzte gute Nachricht: Der viel beachtete US-Einkaufsmanagerindex stagnierte nicht wie erwartet, sondern stieg im März erneut an.
Partystimmung
Prompt macht sich Partystimmung breit. "Die Fabrikproduktion nimmt zu, die Rezession ist zu Ende", schwärmt etwa Steven A. Wood, Chefvolkswirt bei FinancialOxygen. Das "Wall Street Journal" jubelt, die US-Wirtschaft "nimmt Fahrt auf", die US-Notenbank Federal Reserve konstatiert, die Wirtschaft wachse "in einem beachtlichen Tempo", und läutete die Zinswende ein.
Zwar ließ die Fed bei ihrem jüngsten Treffen vor zwei Wochen die Leitzinsen unverändert bei 1,75 Prozent, zugleich änderte sie jedoch ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage: Zum ersten Mal seit Dezember 2000 sieht sie die US-Wirtschaft wieder im Gleichgewicht. Wachstums-und Inflationsrisiken halten sich die Waage, schrieben die Notenbanker in ihrer Erklärung. Damit scheint die Rechnung der Fed aufgegangen: Zuvor hatten die Notenbanker 15 Monate lang vor den Gefahren für das Wirtschaftswachstum gewarnt und insgesamt elfmal die Zinsen gesenkt - auf das niedrigste Niveau seit 40 Jahren. Das heizte die Kauflaune der US-Verbraucher an.
Billiges Öl, günstige Kredite
Hinzu kamen Steuererleichterungen der Bush-Regierung sowie Rückzahlungen vom Fiskus: Zum Jahresbeginn bekamen viele Amerikaner im Rahmen des Lohnsteuerjahresausgleichs Geld zurück, nachdem sich ihre Aktien schwächer entwickelt hatten als noch vor einem Jahr erwartet. Daneben war das Öl in diesem Winter nicht nur extrem billig, sondern die Amis mussten wegen des milden Wetters wenig heizen - weshalb sie jetzt mehr Geld zum Shoppen haben. Niedrige Zinsen und damit billige Kredite kurbelten zugleich den Immobilienverkauf an.
Als Laura und John Burgos jüngst ihr Haus in Wayland, im Bundesstaat Massachusetts, zum Verkauf anboten, waren sie noch skeptisch: 365.000 $ wollen sie für das Farmhaus aus den 50er Jahren - fast 75 Prozent mehr, als sie vor nicht mal drei Jahren dafür bezahlt hatten. Doch ihre Sorge war grundlos: Gleich in der ersten Woche kamen mehr als 30 Interessenten, und ein Immobilienmakler, der nicht für das Burgos-Ehepaar arbeitet, ist sich sicher: "Sie sollten keine Probleme haben, das Haus zu verkaufen."
Häuserpreise ziehen an
Nach den jüngsten Daten der National Association of Realtors (NAR) ist der Verkauf von Einfamilienhäusern im Januar in ganz Amerika sprunghaft um 16 Prozent angestiegen: 6,4 Millionen Häuser wechselten den Besitzer, im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für gebrauchte Häuser um zehn Prozent gestiegen. Und rund eine Million Amerikaner kauften sich ein frisch gebautes Eigenheim und kurbelten damit auch die Nachfrage nach Handwerkern, Baumaterialien, Waschmaschinen und Möbeln an. Viele Hausbesitzer haben die niedrigen Zinsen ebenfalls genutzt, um ihre Hypothekenkredite umzuschulden - ein Kinderspiel in den USA. So sank ihre Zinsbelastung, ihre Kaufkraft stieg, und die US-Wirtschaft erholte sich.
Optimisten an der Wall Street gehen davon aus, dass die Verbraucher den Weg für einen dauerhaften Aufschwung bereitet haben: "Wir erwarten in den USA für 2002 ein Wirtschaftswachstum von mindestens 3,5 bis 4 Prozent", sagt etwa Henry Willmore, Chefvolkswirt für die USA von Barclays Capital. Die Bank hat in den feinen Harvard Club nahe der New Yorker 5th Avenue geladen, um Zuversicht über die wirtschaftliche Entwicklung zu verbreiten. An den Tischen diskutieren die Gäste über Blumengestecke und geröstete Hühnchenschenkel hinweg bereits wieder über die besten Anlagemöglichkeiten. Und nicht nur private Banker sind zuversichtlich: Auch die Fed hat jüngst ihre Wachstumsprognose auf 2,5 bis 3 Prozent angehoben.
Aufschwung mit Risiken
Noch steht der Aufschwung allerdings auf wackeligen Füßen. So stützen die Amerikaner zwar mit ihrem hohen Konsum die Wirtschaft, die hoch verschuldeten Verbraucher können jedoch kaum noch zulegen. Fraglich ist auch, ob die US-Unternehmen ihre Produkte noch lange zur Schleuderpreisen auf den Markt bringen können. Um mittelfristig Gewinne zu machen, müssen sie entweder bald ihre Preise anheben oder weiter Kosten reduzieren - was neue Entlassungen oder eine Kürzung der Stundenlöhne bedeuten würde.
Für einen dauerhaften Aufschwung ist das Wichtigste, dass die Manager bald wieder investieren, nur das garantiert mittelfristiges Wachstum. Die großen Konzerne halten sich aber noch zurück: "Wir springen noch nicht klatschend durch die Gänge", sagt etwa Philip Neal, Chef von Avery Dennison, einem Hersteller von Etiketten und Verpackungsmaterialien. Zwar seien die Aufträge in den vergangenen Wochen gestiegen, aber "ein paar Wochen mit vielen Aufträgen machen noch keinen Trend", so Neal.
Vorsicht herrscht auch noch im Tech-Sektor vor: Nach einem Bericht des US-Handelsministeriums sind die Aufträge zwar sowohl in den Sektoren Computerchips, PC und Kommunikationsausstattung das erste Mal seit November 2000 gestiegen. "Offensichtlich beobachten wir eine schnellere Erholung als erwartet im Telekom- und Technologie-Sektor", frohlockt David A. Wyss, Chefvolkswirt bei Standard & Poor?s.
Murrende Konzernchefs
Die Chefs der Branchenführer geben sich aber weiter missmutig. Craig R. Barrett, Vorstandsvorsitzender des Chipproduzenten Intel, murrte noch Ende Februar auf einer Unternehmens-Konferenz, er würde nicht darauf setzen, dass sich der Tech-Sektor bald vom Krankenbett erheben werde. Und Michael Dell, Chef des Computer-Riesen Dell Computer, sagte jüngst: "Ich erwarte nicht, dass sich die Wirtschaft in einem Quartal wieder voll erholt hat." Der Branchenführer ist in eine neue Spar-Runde gegangen. Unter anderem will Dell weitere Callcenter und Fabriken zusammenlegen.
Doch Konjunkturoptimisten sind zuversichtlich, dass sich die Laune und damit die Investitionslust der Konzernchefs bald bessert. Spätestens Ende des Sommers, so hoffen viele, werde sich die Nachfrage an die im vergangenen Jahr angestauten Überkapazitäten angeglichen haben und Firmen zu weiteren Investitionen zwingen.
Ersatzinvestitionen werden dabei ebenfalls eine große Rolle spielen. Früher kauften Manager vor allem teure, langlebige Maschinen. Heute fließen rund die Hälfte aller Investitionsgelder in billigere Ausrüstungen, wie etwa Computer und Drucker, und die ersetzen Manager in der Regel nach spätestens drei Jahren mit technisch verbesserten Nachfolgemodellen. Da die meisten Unternehmer ihre Computer Ende der 90er Jahre in Erwartung des viel beschworenen "Jahr-2000-Problems" ausgetauscht haben, dürften viele in diesem Jahr in eine neue Runde gehen. Und mit ihnen die gesamte Wirtschaft.
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Kommentar: Warum der Dollar sinken muss
Von Lucas Zeise
Der Dollar ist überbewertet. Alle Welt weiß es. Sogar die Devisenmärkte nehmen es zur Kenntnis. Auch die frohe Kunde vom überraschend starken Wirtschaftsaufschwung in den USA hat in den letzten Wochen der US-Währung keinen Auftrieb mehr verliehen.
Weder der zum offenen Krieg gewordene Nahostkonflikt noch der steigende Ölpreis haben wie früher eine Flucht in den Dollar ausgelöst. Nur in Washington scheint sich noch nicht herumgesprochen zu haben, dass sich der Dollar gegenüber den für den US-Außenhandel wichtigsten Währungen auf einem langjährigen Hoch befindet und damit der US-Wirtschaft mittlerweile erheblich schadet.
"Starker Dollar. Keine Änderung der Politik." So fasste Präsident Bushs Finanzminister Paul O?Neill vor Ostern unbeirrt die Auffassung der US-Regierung zum Dollar zusammen. Er werde zuvor das New Yorker Yankee-Baseball-Stadium mieten, wenn er an der Politik der starken Währung auch nur das Geringste ändern wollte, sagte er. Da er kein Stadium angemietet hat, wird man dem Mann seine Starke-Dollar-Politik glauben müssen.
Statt Abwertung Strafzölle
O?Neill kommt aus der Aluminiumbranche. Der Rohstoff ist als homogenes Gut auf den Weltmärkten direkt von den Währungsrelationen betroffen. Ist der Dollar stark, wie jetzt noch, haben Unternehmen mit Standort USA wie Alcoa, als dessen Chairman O?Neill bis 2000 agierte, es äußerst schwer, ihre Produkte im In- oder Ausland abzusetzen, geschweige denn mit Gewinn. Zu Beginn seiner Amtszeit dachte O?Neill denn auch schon mal öffentlich darüber nach, ob man den Dollar nicht ein wenig abwerten könnte. Davon ist er vollkommen abgerückt.
Stattdessen kommt eine Politik zum Vorschein, die darauf angelegt ist, die Vorteile einer starken eigenen Währung einzustreichen, die Nachteile aber zu vermeiden. So belegt die Regierung Bush die Stahleinfuhren mit Schutzzöllen. Eher nimmt sie also eine Gefährdung des freien Welthandels in Kauf, als dass sie an der Politik des starken Dollar Abstriche macht. Diese Haltung ist verständlich, langfristig aber gefährlich.
Verständlich deshalb, weil der Zufluss ausländischen Kapitals für das Weiterfunktionieren des amerikanischen Wachstumsmodells wichtiger erscheint als marginal bessere Absatz- und Ertragschancen amerikanischer Unternehmen auf den Warenmärkten. Der Kapitalzufluss aber wird gefährdet, wenn befürchtet werden muss, der Dollar könnte schwächer werden. Jede Investition in den USA, sei es ein Engagement in Staatsanleihen, Aktien oder die Gründung einer Fabrik auf der grünen Wiese, wird in der Zukunftskalkulation in dem Maße weniger profitabel, wie ein Abgleiten des Dollar gegenüber der jeweiligen Heimatwährung unterstellt werden muss.
Hätte der Dollar damit erst einmal das Image einer zur Schwäche neigenden Währung, bestünde die Gefahr, dass das Angebot an Kapital rapide einbricht. Um es dennoch herbeizulocken, müssten deutlich höhere Zinsen auf Dollar-Anleihen und weit höhere, realisierbar erscheinende Renditen auf Aktien oder Realinvestitionen geboten werden. Beides gleichzeitig ist schwer möglich. Höhere Zinsen würden die im Inland generierten Investitionen dramatisch verteuern und sowohl Wachstum als auch Gewinne bremsen.
Nicht ewig finanzierbar
Die Vorteile eines langsam abwertenden Dollar scheinen demgegenüber gering. Wie die Erfahrung lehrt, würden die mildernden Wirkungen auf das Leistungsbilanzdefizit sich erst spät einstellen. Ein schwächerer Dollar würde zunächst die Importe der USA verteuern und damit das Defizit sogar noch ausweiten, ehe es zu verstärkten Aus- und verminderten Einfuhren kommt.
Dennoch weiß man auch in Washington, dass sich das Leistungsbilanzdefizit, das im ersten Quartal knapp vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachte, nicht ewig finanzieren lässt. Vorstellbar ist ein anderer Weg nur dadurch, dass bei weiter teurem Dollar die Zuflüsse an Kapital die Investitionen (und den Konsum) in Amerika auf stetig höherem Niveau halten als im Rest der Welt. Außerdem müsste damit die Produktivität des Landes dauerhaft stärker wachsen als anderswo.
Theoretisch vorstellbar ist dieser Weg schon. Dass er aber eher einer fantastischen Reise ins Schlaraffenland gleicht, hat eine andere Washingtoner Institution begriffen. Alan Greenspan, der Chef der Notenbank, hat zuletzt auffällig oft auf seinem knittrigen Gesicht zusätzliche Sorgenfalten aufziehen lassen, wenn er über das auf Dauer untragbare Leistungsbilanzdefizit der USA zu sprechen kam. William McDonough, Chef der Fed New York und damit zweitwichtigster Mann der Notenbank, sekundierte öffentlich, dass der Dollar wahrscheinlich "ein wenig überbewertet" sei.
Das war es, was dem Finanzminister schon zu weit ging. "Bill McDonough ist ein netter Kerl. Ich wette aber, er bereut schon, dass er sich auf solche theoretischen Spekulationen eingelassen hat". So ließ O?Neill den Notenbanker abblitzen. Der Zuständigkeit nach hat O?Neill Recht. Für den Außenwert des Dollar ist die Regierung zuständig.
In der Sache kann man nur wünschen, dass sich im Konflikt mit der Regierung die Notenbank durchsetzt. Noch ist eine sanfte Landung des Dollar möglich. Sie ist allemal besser als ein Dollar-Crash, der die Folge von O?Neills Strategie wäre.
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Zauberlehrling Greenspan, Gefangener
seines Tuns
US-Notenbank lässt sich auf ein gefährliches
Spiel mit der Börse ein. Von Beat Kappeler
Ein gefährliches Gift hat die amerikanische Finanzwelt
durchsetzt, in Insiderkreisen wird es «Greenspan put»
genannt. Denn eine Put-Option sichert Börsenkurse gegen
unten ab, und das ist das, was die Finanzgemeinde vom
amerikanischen Notenbankchef Alan Greenspan seit
einiger Zeit erwartet. Es ist eine Option im übertragenen
Sinn: Man fühlt sich sicher, dass Greenspan eingreifen
würde, sollten die Kurse zu stark fallen. Greenspan hat
noch immer Gas gegeben, wenn die Börsen schwächelten -
beim Crash 1987, anlässlich der Asienkrise 1998 und nach
dem 11. September 2001. Und vor einigen Tagen wurde
bekannt, dass das Federal Reserve Board (Fed) Anfang
des Jahres mit Milliarden von Dollar in die Märkte
einzugreifen erwogen hatte. Für Spekulanten und Anleger
kann also nie mehr etwas schiefgehen. Diese Erwartung
aber schafft irrationale Börsenkurse. Und Alan Greenspan
kann nie mehr davon abrücken sonst wäre der Crash fatal.
Gemäss den soeben veröffentlichten Protokollen des
Federal Reserve von Ende Januar schloss das hohe
Gremium «unkonventionelle Politikmassnahmen nicht aus,
sollte sich die Wirtschaft substanziell verschlechtern zu
einem Zeitpunkt, da die Zinsen bereits auf sehr tiefem
Niveau stehen». Und ein ungenannt sein wollender
Sprecher aus dieser Runde erklärte gegenüber der
«Financial Times», was damit gemeint sein könnte. Das
Fed könne Geld in Umlauf setzen, indem es beispielsweise
«US-Aktien kaufe». Aber letztlich könne das Fed
«jedweden Wert aufkaufen, Schuldpapiere der Regierung
oder der Lokalkörperschaften, Immobilien, Goldminen».
Diese Aussagen waren als Illustration gemeint, aber nach
den Greenspan`schen Rettungsaktionen der vergangenen
Jahre leuchten sie jedem Spekulanten ein.
Nun ist Greenspan jedoch kein Knecht der Börsen, und er
wirtschaftet auch nicht in die eigene Tasche. Er
veröffentlicht jährlich sein Vermögen, das nur aus
Staatsanleihen besteht. Greenspan hat die Krise nach dem
Börsensturz 1929 gut studiert, schreibt sein Biograph
Justin Martin. Damals hatte das Fed die Zinsen erhöht, um
Solidität zu demonstrieren, worauf die Banken Angst
bekamen, in grossem Umfang Kredite kündigten und die
Wirtschaft einbrach. Deshalb hat Greenspan 1987, als der
Dow Jones Industrial am 19. Oktober um 500 Punkte oder
fast einen Viertel einbrach, den Banken sofort eine
grosszügige Geldversorgung angeboten. Die Kurse
erholten sich allmählich. Im Herbst 1998, als Russland
zahlungsunfähig wurde, die kurzfristigen Gelder auch aus
ganz Asien abgezogen wurden und die US-Börse tauchte,
stellte Greenspan wiederum viel Geld zur Verfügung.
Ausserdem koordinierte die US-Regierung massive
Geldspritzen durch den Internationalen Währungsfonds,
und Greenspan übte Druck auf die Banken aus, der Long
Term Capital Management aus der
100-Milliarden-Dollar-Patsche aufzuhelfen.
Panik vermieden
Alles ging gut, die Börsenkurse erholten sich schon innert
weniger Monate. Das Spiel wiederholte sich, etwas
undramatischer, nachdem Greenspan zwar im Jahr 2000
mit immer höheren Zinsen in die Blase der Technologie-
Werte an der Nasdaq gestochen hatte, aber mit
kontinuierlichen Zinssenkungen ab Januar 2001
wenigstens die Kurse des Dow Jones Industrial
stabilisierte. Die amerikanische und internationale
Finanzwelt kann sich dank dem Geschick Greenspans nach
anderthalb Jahrzehnten in einer derart behaglichen
Sicherheit wiegen, dass der 150-Milliarden-Dollar-Bankrott
Argentiniens und der 70-Milliarden-Dollar- Bankrott von
Enron heute beinahe ohne Panik weggesteckt werden.
Die Bereitschaft des Fed, auch künftig die Märkte allenfalls
stark zu stützen, lässt sich zwar wiederum
gesamtwirtschaftlich begründen. Die Fed- Runde im Januar
hatte Japans nicht enden wollende Depression vor Augen,
mit fallenden Preisen und mit Zinsen, die sich nicht weiter
senken lassen. Da müsse auf anderen Wegen die
Wirtschaft stimuliert werden.
Doch Greenspan hat seit einiger Zeit sogar ausdrücklich
auch die Börse selbst im Visier. Er schloss sich vor zwei
Jahren der Ansicht an, dass etwa 4% bis 6% der
Börsengewinne von den glücklichen Anlegern konsumiert
werden. Angesichts der damals riesigen Gewinne
zumindest auf dem Papier fachte dies den Verkauf in den
Läden, den Hausbau und die Dienstleistungen stark an.
Und heute, nach 4000 Mrd. $ Buchverlusten, drohen die
Börsenkurse den Konsum ebenso kräftig zu drosseln.
Greenspan fühlt sich als guter Notenbanker deshalb
verpflichtet, die Börsenwellen mindestens zu glätten. Er
sieht sich einem neuen Zusammenhang gegenüber: Eine
schwache Wirtschaft drückt die Börse nach unten, die
tiefen Kurse würgen aber den Konsum sowie die
Investitionsfreude ab und schwächen die Wirtschaft gleich
noch einmal. Somit fragt sich, ob Greenspan in seinen
Entscheidungen von den Launen der Börsen überhaupt
noch frei ist. Muss er nicht um jeden Preis verhindern,
dass die heute in den USA fast jeden Haushalt
umfassende Anlegergemeinde Angst bekommt, dass sie
Verluste erleidet? Und wenn Greenspan einmal abträte,
müssten da nicht die Märkte hysterisch werden? In diesem
Fall wäre Greenspan selbst, nicht nur seine Politik,
unersetzlich geworden.
Fünf glückliche Jahre
Noch sind wir hoffentlich nicht ganz so weit. Greenspan
selbst hat immer wieder dazugelernt. So erkannte er in
der rasch steigenden Leistungskraft der US-Wirtschaft
grossen Spielraum für eine Expansion ohne Inflation und
liess die geldpolitischen Zügel locker. Er schenkte damit
wohl über einer Milliarde Arbeitern und Konsumenten in
der reichen Welt fünf weitere glückliche Jahre. Die
Schweizer Nationalbank kämpfte noch 1995/96 gegen eine
vermeintliche Inflation, als Häuser- und Arbeitsmarkt flach
am Boden lagen.
Aber die grosszügige Geldpolitik hat die US-Börse erst
recht hochgeschraubt. Heute noch stehen die Aktienkurse
im S & P-500-Index auf dem Sechzigfachen der Gewinne
der 500 erfassten Firmen. Das langjährige Mittel wäre etwa
das Fünfzehnfache. Zwar werden die Gewinne der Firmen
wieder steigen, aber ein Ungleichgewicht dürfte bleiben.
Um dieses Verhältnis zurechtzurücken, müsste Greenspan
die Geldversorgung jahrelang knapp halten. Die USA
haben unter Greenspan noch eine weitere Hypothek für die
Prosperität aufgenommen. Die von den Börsengewinnern
mit bewirkte Kaufwelle hat ein enormes
Handelsbilanzdefizit aufgerissen. Zwar flossen die so
verlorenen Dollars seit Jahren in die USA zurück, weil die
Europäer und Asiaten an Wall Street investierten. Die
US-Börse muss auch deshalb ihr Niveau halten, um diese
stabilisierenden Rückflüsse anzulocken, sonst fällt der
Dollar ins Leere. Auch aus dieser Sicht hat die
US-Notenbank ihr Glück an die Börsenkurse gekettet -
noch ein «Greenspan-put». Der Maestro hat alle immer
hochgezogen und kann jetzt selber nicht mehr runter.
Fed-Chef Greenspan hat seit einiger Zeit ausdrücklich auch
die Aktienmärkte im Visier. Er fühlt sich verpflichtet, die
Börsenwellen zumindest zu glätten.
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Kommentar: Wenn der Dollar abstürzt
Von Wolfgang Münchau
Die USA gelten als das Wirtschaftswunderland unserer Generation. Vielleicht nicht mehr lange.
Gegen Ende der 80er Jahre gab es eine Reihe von Büchern über das japanische und asiatische Wirtschaftswunder. Eines davon steht ungelesen in meinem Bücherschrank. Damals glaubten viele Experten, Japan sei auf dem Weg, die USA als führende Wirtschaftsmacht abzulösen. Zwischen 1980 und 1989 stieg der Nikkei-Aktien-Index um 500 Prozent auf 38.900. Heute, 13 Jahre später, steht der Nikkei bei etwas über 11.300 Punkten. Insbesondere ist der Markt für Bücher über das japanische Wirtschaftswunder erheblich geschrumpft.
Wenige Jahre zuvor galt Deutschland als das große Vorbild. Deutsche Geschäftsleute und Politiker reisten ins Ausland und hielten missionarische Vorträge über die soziale Marktwirtschaft als dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Selbst Amerikanern erschien das deutsche Modell plausibel.
Heute gelten die USA uneingeschränkt als die erfolgreichste Nation. Amerika hat die höchsten Wachstumsraten, die stärkste Währung, die schlagkräftigsten Waffen und die allgegenwärtige Filmindustrie. Es ist das Erfolgsmodell schlechthin. Und natürlich gibt es unzählige Bücher und Artikel über das US-Wirtschaftswunder.
Genau wie damals im Falle Japans oder Deutschlands ist eine gehörige Portion Skepsis angesagt. Die meisten Beobachter, insbesondere Journalisten und Publizisten, denken in relativ kurzen Zyklen. Wer über sieben Jahre konstant hohe Wachstumsraten beobachtet, kommt zum vorschnellen Schluss, die USA seien strukturell - und damit permanent - im Vorteil. Auch jetzt, nach dem Ende der Rezession, scheint die Wirtschaft auf der anderen Seite des Atlantik schneller zu wachsen.
Doppeltes Defizit
Sicherlich, Amerikaner arbeiten im Durchschnitt härter und länger als Europäer. Sie sind im Allgemeinen enthusiastischer, unkonventioneller und erfolgsorientierter. Die Wirtschaft ist sehr dynamisch. Die USA sind auch aus diesem Grund oft unterschätzt worden, wie etwa während der 80er Jahre und insbesondere in Europa.
Dennoch gibt es eine Reihe erheblicher wirtschaftlicher Risiken, die an der Wall Street zumeist heruntergeredet werden. Die größte Bedrohung ist die Wiederkehr des doppelten Defizits - des Haushaltsdefizits und des Leistungsbilanzdefizits. Letztes Jahr war der US-Haushalt mit 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch leicht im Plus, aber schon in diesem Jahr wird es wahrscheinlich zu einem Defizit kommen. Und die USA importieren immer mehr Güter und Dienstleistungen, ohne dass die Exporte Schritt halten: Das Leistungsbilanzdefizit wird 2003 voraussichtlich auf 4,5 Prozent des BIP steigen. Da die jährlichen Wachstumsraten unter diesem Wert liegen, ist ein solches Ungleichgewicht langfristig nicht finanzierbar. Es sei denn, der Dollar wird kräftig abgewertet.
Dann aber steigt das Preisniveau, und der Handlungsspielraum der Notenbank sinkt. Man sollte nicht unterschätzen, wie sehr das US-Wirtschaftswunder abhing von einem Wechselspiel aus fallendem Defizit, geringen Zinsen und einem starken Dollar. Dazu kam ein wohl einmaliger Produktivitätsschub. Die steigenden Kurse an den Aktienmärkten führten zu starken Konsumentenausgaben und diese wiederum zu hohen Gewinnen und steigenden Kursen.
Volle Kraft zurück
Was passiert, wenn dieser Prozess ins Stocken gerät? Der 11. September und selbst die Rezession haben die Wirtschaft nicht grundsätzlich ins Wanken gebracht. Einer der entscheidenden Gründe hierfür war das hohe Konsumentenvertrauen. Die Amerikaner gaben weiter Geld aus, vor allem weil die Immobilienpreise stabil blieben. Nichts verdirbt einem hoch verschuldeten Angelsachsen so sehr die Spendierlaune wie rückgängige Häuserpreise. Hier liegt die eigentliche Gefahr.
Bill McDonough, Präsident der New York Federal Reserve, prognostizierte vor kurzem eine Abwertung des Dollar. Amerika braucht ausländisches Kapital, um seine Importe an Gütern und Dienstleistungen zu bezahlen. Auf Dauer jedoch ist ein derart hohes Leistungsbilanzdefizit nicht finanzierbar, auch nicht in den Vereinigten Staaten. Denn die Höhe der Kapitalimporte hängt ab von den Renditen an den Märkten und der Stabilität der Währung.
Wenn der Dollar fällt, werden die Kapitalimporte schlagartig zurückgehen. Eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar wird zu Portfolioverlagerungen zurück nach Europa führen. Damit würde der Dollar weiter unter Druck geraten. Gleichzeitig würde ein schwächerer Dollar eine höhere Inflation und höhere Zinsen zur Folge haben, was wiederum die Aktienmärkte (und schließlich auch die Immobilienpreise) negativ beeinflusst. Es ist unmöglich vorherzusagen, wann dieser Prozess einsetzt. Nur dass der Dollar irgendwann abwerten wird, darüber sich die meisten Experten einig.
Auch in den 80er Jahren, als Deutschland und Japan als ökonomische Vorbilder galten, hatten die USA deregulierte Arbeitsmärkte und geringere Steuersätze vorzuweisen. Amerika war immer die dynamischere Wirtschaft, hatte aber nicht immer die höchsten Wachstumsraten. Das Wirtschaftswunder basierte auf einem glücklichen Zusammentreffen eines fallenden Defizits, einer steigenden Währung und einer flexiblen Zentralbank. Wenn der Abschwung kommt, werden die gleichen Faktoren wirken - in umgekehrter Richtung.
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So wie Ingenieure.
Nicht wahr ecki, Du als Ingenieur.
Aber in der Ökonomie, egal auf welcher Stufe,
überwiegt die Psychologie.
Also kommt alles anders als man denkt.
Wohlgemerkt denkt als Ökonom oder Ingenieur.
Die Amis sind optimistisch.
Das reicht.
Sie arbeiten hart.
Sie sind optimistisch.
Sie sind patriotisch.
Das alles fehlt den Deutschen.
Grüezi alle miteinander
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Von innen heraus sind sie krank. Allerdings traue ich ihnen auch die Kraft zu, sich wieder zu berappeln. Die zerfliessen nicht in selbstmitleid, wie so viele hier. :-(
Grüße
ecki
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Ich glaube, Du bist falsch über die "Sparbüchse der USA" informiert.
Die Altersabsicherung der mehrheitlichen Amis ist vielschichtiger.
Fast alle "Vernünftigen" zahlen freiwillig und steuerbegünstigt in ein
staatliches Alterversorgungsprogramm ein.
Die Rendite ist bedeutend besser als beim deutschen, da privatwirtschaftlich organisiert.
Mein Freund hat mit 53 den Job verloren und erhält 1500$ Altersversorgung aus diesem Programm.
Daneben hat er Immobilie und Aktien.
Und eine Abfindung von einem halben Jahresgehalt.
Jetzt fängt er als Selbständiger einen neuen Job an.
Viel Geld lockt jetzt.
Grüezi
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