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Die Dividende speist sich langfristig aus Beratungsleistungen, Profits und Exits. Anders als lange angenommen reichen i.d.R. Beratungsleisteungen und Profits nicht alleine aus. Exits sind ganz klar der entscheidende Faktor für das gesamte Geschäftsmodell und somit auch der Cashflow-Auszahlungsmöglichkeiten (siehe Chart 1). Der Vorwurf, dass die Dividende durch Anleihen finanziert wird ist langfristig nicht nachweisbar, temporär kann der Topf natürlich aber dafür mal angezapft werden, da es einem mehr Spielraum auf der Exit-Seite gibt. Solange Mutares es dauerhaft schafft regelmäßig Exits zu liefern ist alles gut. Ansonsten kippt das Geschäftsmodell sicherlich. Im Worst-Case Szenario würde Mutares sicherlich versuchen die Holding zu retten auf "Kosten" der Töchter.
Ansonsten hat schrmp1978 recht: Bitte Einzel- und Konzernabschluss voneinander trennen. Das ergebniswirksame Auflösen von passiven Unterschiedsbeträgen mit Fremdkapitalcharakter ("Badwill") findet auf Konzernebene statt. Das wurde seinerzeit von Mutares auch nach der Shortseller-Attacke nochmal erläutert. "Handelt es sich um einen passiven Unterschiedsbetrag mit Fremdkapitalcharakter, so ist er gemäß DRS 23.142 f. ergebniswirksam aufzulösen, wenn die zum Zeitpunkt der Erstkonsolidierung erwarteten Aufwendungen oder Verluste eingetreten sind, die den Kaufpreis gemindert haben. Dabei kann es sich z.B. um Aufwendungen aus geplanten Sanierungsmaßnahmen, absehbare negative Ertragsentwicklungen oder konkrete Verlusterwartungen sowie aufgrund der einschlägigen Vorschriften unterbewertete Rückstellungen oder Verbindlichkeiten handeln." Laumann sagte auch seinerzeit, dass eben genau die Punkte (geplante Sanierungsmaßnahmen sowie absehbare negative Ertagsentwicklung) der Grund dafür seien. Passiert alles nur auf Konzern-Ebene tangiert die Holding nicht. Ja, im Jahr der Übernahme erhöht dies den Gewinn auf Konzernebene danach nicht mehr. Deswegen wird im Übrigen auf Konzernebene das "Adjusted Ebitda" mit -88,5 Mio. ? ausgewiesen - direkt auf Seite 1 "Mutares in Zahlen". Dies bereinigt unter anderem die Gewinne aus der Auflösung von Badwill. Ich denke nicht, dass es dem Management also hier darum geht durch viele Käufe jedes Jahr einfach nur den Konzerngewinn hochzupushen um die Aktie in neue Höhen zu befördern und Investoren abzuziehen. Zumal die wesentlichen Kennzahlen immer auf Holding-Ebene ausgewiesen werden und beim Konzern eigentlich nur der Umsatz fokussiert wird eben genau aus diesem Grund! Ich finde das Management macht hier einen recht Transparenten Job. So gut wie halt eben möglich mit so einem Geschäftsmodell. Das der Konzern in Summe meistens negativ ist ist dem Geschäftsmodell sowie der durchschnittlichen Gesamtphase des Konzerns zu begründen. Sie sind Sanierer. Sie kaufen angeschlagene Unternehmen, gliedern diese in Konzern ein (verbuchen den Badwill als einmaligen sonstigen betrieblichen Ertrag auf Konzernebene - dagegen laufen dann ja i.d.R. die Jahresfehlbeträge dieser Töchter, versuchen diese zu drehen (sanieren) und verkaufen diese (Exit) im Anschluss wieder mit Gewinn.
Bsp: gekauftes Unternehmen: Eigenkapital lt. Bilanz zum Kaufzeitpunkt 10 Mio. ?, Kaufpreis 6 Mio. ? -> Badwill 4? Mio. Jahresergebnis des Unternehmens: Jahr 1: 1,5 Mio.? Verlust, Jahr 2: 1,2 Mio. ? Verlust, Jahr 3: 0,3 Mio. ? Verlust , Jahr 4: 0,5 Mio. Gewinn , Jahr 5: 0,6 Mio. Gewinn. Bilanzierung im Konzernabschluss: Nach IFRS werden Vermögenswerte und Schulden der Töchter zum beizulegenden Zeitwert angesetzt (Fair Value). IFRS verbucht i.d.R. sofort erfolgswirksam in der Konzern-GuV + 4 Mio. Badwill. Der Badwill puffert die erwarteten Verluste (-1,5, -1,2 -0,3) (Chart 2). Übrig bleibt ein echter Lucky Buy von 1 Mio. ? also der echte Kaufpreisvorteil den Mutares erzielen konnte. Dies summiert sich dann im Konzern auf 1 + 0,5 + 0,6 = 2,1 Mio. Gewinn. Es ist reines Accounting was hier läuft und ich kann im Besten Falle nicht erkennen, dass Mutares hier versucht sich das für ihre eigene Zwecke irgendwie zu Nutze zu machen. Zahlen würde ich demnach als soweit gut einstufen. Es steht und fällt im Grunde alles mit den Exits im Zeitverlauf.
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Angehängte Grafik:
exit.png (verkleinert auf 61%)

