1. Folgen der Rezession tom68 04.02.09 14:11
Folgen der Rezession Kupfertitan sieht lange Rohstoffbaisse von James Mackintosh und Javier Blas (London)
Der Hedge-Fonds Red Kite ist einer der größten Akteure auf dem Markt für Industriemetalle und chronisch verschwiegen. Jetzt gab der Gründer eines seiner seltenen Interviews. Der Tenor: Die Rohstoffpreise bleiben für Jahre niedrig.
Dem Rohstoffmarkt könnten einem der wichtigsten Marktteilnehmer zufolge "sieben dünne Jahre" bevorstehen. Laut Michael Farmer, Gründer des Hegde-Fonds Red Kite, werden die Preise über eine lange Zeit auf tiefen Niveaus verharren. "Wenn wir davon ausgehen, dass die Rezession eine Weile andauern wird, werden die Rohstoffpreise fünf, sechs, vielleicht sogar sieben Jahre niedrig bleiben", sagte Farmer der Financial Times.
Die Aussagen Farmers finden in der Rohstoffwelt große Beachtung. Red Kite ist einer der größten Spieler auf dem Kupfermarkt. Farmer und Mitgründer David Lilley haben jeweils rund 30 Jahre Erfahrung im Handel von Industriemetallen. Die beiden stenggläubigen Christen werden wegen ihres großen Einflusses auch "God Squad" ("Gottesschwadron") genannt. Farmer arbeitete jahrelang für die deutsche Metallgesellschaft, einst der größe Kupferhändler der Welt.
Rohstoffbestände auf hohen Niveaus
Der gesamte Rohstoffmarkt geriet im Zuge der Kreditkrise unter Druck: Rohöl verbilligte sich von einem Rekordhoch von mehr als 147 $ im Juli auf inzwischen rund 40 $. Auch Industriemetalle wie Kupfer und Aluminium notierten auf niedrigen Niveaus - nicht zuletzt, weil die Lagerbestände anschwollen. In den Lagerhäusern der Londoner Metallbörse LME stapeln sich inzwischen rund eine halbe Million Tonnen Kupfer, das ist soviel wie seit Ende 2003 nicht mehr. Bei Aluminium sind es sogar 2,84 Millionen Tonnen - ein Rekord. Der Reuters/Jefferies-CRB-Rohstoffindex verlor seit Juli 54,2 Prozent seines Werts.
Farmers Markteinschätzung hat sich grundlegend gewandelt. Noch vor einem Jahr sagte er, dass die Welt wegen der neuen industriellen Revolution Rohstoffe höher wertschätzen müsste. Seine aktuellen Kommentare sind dagegen pessimistisch: "Wir sind vom Boom in die Baisse gerutscht. Das wird eine Zeit lang so bleiben", sagte Farmer, der aber auch mit einer geringen Volatilität bei Metallpreisen rechnet.
2008 erzielte Red Kite eine Rendite von 20 Prozent. Für Farmer und Lilley ist das ein einträgliches Geschäft. Im Geschäftsjahr, das im März 2007 endete, verdienten die Red-Kite-Partner bis zu knapp 35 Mio. Pfund. Das geht aus Meldung an das britische Register Companies House hervor.
FTD.de, 10:57 Uhr © 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg
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