DJ Daimler-Aktionäre sollen von Chrysler-Trennung profitieren
07:15 09.04.08
Von Christoph Rauwald DOW JONES NEWSWIRES
STUTTGART (Dow Jones)--Nach der spektakulären Trennung von Chrysler sollen nun endlich auch die Aktionäre der Daimler AG von der Konzentration auf die ertragsstarken Pkw- und Truck-Sparten profitieren. Nach Jahren stagnierender Dividenden und einem vor sich dahin dümpelnden Aktienpreis startete der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche seit dem Vollzug der Chrysler-Trennung eine Offensive, um Investoren wieder für Daimler zu begeistern.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr will der Stuttgarter Automobilhersteller die Dividende auf 2 EUR pro Aktie erhöhen. Seit 2002 lag sie bei 1,50 EUR. Zudem will das Unternehmen auf der Hauptversammlung in Berlin am 9. April die Genehmigung für weitere Aktienrückkaufprogramme einholen.
"Die Cash-Ausschüttung und mögliche weitere Aktienrückkäufe sind entscheidend für die aktuelle Situation der Daimler-Aktie", schreibt Citigroup-Analyst John Lawson. Er rät weiterhin zum Kauf der Aktie.
Im vergangenen Monat hat der DAX-Konzern ein Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen. Für insgesamt 6,2 Mrd EUR hat das Unternehmen rund 10% der Aktien erworben.
"Das entscheidende Thema auf der Hauptversammlung ist die Cash-Generierung und die Verwendung der freien Mittel", so Ingo Speich, Aktienfondsmanager bei Union Investment. "Ich gehe davon aus, dass von den Eigentümern die Zustimmung zu einem weiteren Rückkaufprogramm von 10% der Aktien erfolgt." Union Investment verwaltet insgesamt ein Vermögen von etwa 175 Mrd EUR, machte allerdings zu den Anteilen an Daimler keine näheren Angaben.
Im vergangenen Jahr hatte sich Speich offen für den Verkauf von Chrysler ausgesprochen. Die Geduld der Investoren war nach großen Verlusten der US-Tochter, enormen Restrukturierungskosten beim Smart und schmerzhaften Einschnitten bei Mercedes-Benz erschöpft.
Die neue Daimler AG sei durch die geringere Präsenz auf dem nordamerikanischen Markt deutlich defensiver aufgestellt, sagt Lawson. Der Ehrgeiz für weitere Übernahmen sei begrenzt, entsprechend könnten nun endlich die Aktionäre stärker profitieren.
Der wieder gewonnene Stolz des Premiumherstellers hatte jedoch seinen Preis: tiefe Einschnitte und Änderungen im Management in Zeiten, die alles andere als leicht waren für Automobilhersteller weltweit. Der Markt litt unter steigenden Benzinpreisen und Rohstoffkosten sowie einer durchwachsenen Nachfrage in Westeuropa und den USA.
Trotz des schwierigen Umfelds schaffte es das Management unter der Führung von Dieter Zetsche, das Unternehmen wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Dazu waren sowohl bei der Pkw- als auch bei der Lkw-Sparte weitreichende Effizienzprogramme mit zahlreichen Restrukturierungsmaßnahmen notwendig, die zum Teil auch schon vor Zetsches Amtsantritt angestoßen worden waren.
Während der globale Marktausblick für das Lkw-Geschäft aufgrund möglicher Rezessionsszenarien eher vorsichtig sei, so Lawson, sei Daimler Trucks neu aufgestellt und profitiere von starken Auftragseingängen in Europa, Lateinamerika und Asien.
Die Mercedes-Benz Cars Sparte, die in den vergangenen Jahren oftmals das Nachsehen gegenüber der BMW AG hatte, hat den Münchener Rivalen nun in punkto Profitabilität bereits überholt. Der schwache Dollar zehrt an den Gewinnen von BMW aufgrund der höheren Präsenz im Dollar-Raum.
BMW bereitet sich mit Kosteneinsparungen auf ein Comeback vor und steigert die Produktionskapazitäten in den USA und China, um das Risiko negativer Währungseffekte zu verringern.
"Wir glauben, dass Mercedes immer noch die Möglichkeit hat sich zu verbessern", sagt Arnd Ellinghorst, Analyst bei Credit Suisse. Er sehe ein Einsparpotenzial von bis zu 5 Mrd EUR, sofern es Mercedes schaffe, bei den Materialkosten mit BMW gleichzuziehen. Ellinghorst bewertet die Daimler-Aktie als Outperformer.
Zudem sehen zahlreiche Analysten bei Mercedes-Benz noch einen Nachholbedarf in punkto effizienter Kraftstoffverbrauch. Denn die geplanten Emissionsregeln setzen vor allem Premiumhersteller unter Druck, ihre Abgasbelastungen stark zu reduzieren.
Im Rahmen des Programms "Efficient Dynamics" hat BMW in den vergangenen Jahren enorme Investitionen in Motoren und Antriebstechnik getätigt. Dadurch verschafften sich die Münchener im Vergleich zu Mercedes-Benz einen Vorsprung.
Nun hat Zetsche angekündigt, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu erhöhen. In den nächsten zwei bis drei Jahren will Daimler die Entwicklungsquote auf 4% bis 5% steigern, zuvor investierte der Konzern etwa 3,5% seines Umsatzes in Forschung und Entwicklung.
Im vergangenen Jahr hat Mercedes Benz eine überarbeitete Version der C-Klasse auf den Markt gebracht. Im laufenden Jahr soll die Kombiversion des Bestsellers den Absatz ankurbeln.
Im nächsten Jahr soll die neue E-Klasse auf den Markt kommen. Sie ist eines der wichtigsten Modelle des Automobilherstellers was den Absatz und den Umsatz betrifft. Ihr kommt eine entscheidende Rolle auf dem Weg zum Renditeziel von mindestens 10% zu, das bereits 2010 erreicht werden soll.
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