Triplan AG: Kurz vor Bekanntgabe von Großauftrag.
Am 7. Oktober haben wir unsere Leser über den Kauf von 25.000 Aktien der Triplan AG (WKN: 749930) informiert. Wie immer kauften wir erst nach Versendung dieser Information das Papier in unser Musterde-pot, denn nur so können unsere Leser die Transaktionen auch fair nachvollziehen. Was macht Triplan. Triplan ist in zwei Geschäftsbe-reichen tätig: Es gibt zum einen den Bereich Engineering. Hier ist Triplan auf die Planung komple-xer Anlagen für die Prozessin-dustrie spezialisiert. Im zweiten Geschäftsbereich ?IT? ist Triplan IT-Dienstleister tätig und entwi-ckelt und vertreibt CAD/CAE-Software für Anlagenplanung, technische Gebäudeausrüstung sowie Fabrikplanung. Der Engineering-Dienstleister Triplan erzielte im letzten Jahr bei einem Umsatz von 30,2 Mio. Euro einen Gewinn von 2,7 Mio. Euro. Heute beträgt der Börsenwert Marktkapitalisie-rung) des gesamten Konzerns gerade einmal 4,2 Mio. Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis des 2003er Ge-winns liegt also bei 1,6, was ex-trem günstig ist. Doch auf der einen Seite ist das KGV der Ver-gangenheit für Börsianer kom-plett irrelevant und auf der an-deren Seite muss man bei die-sem Gewinn etwas genauer hin-sehen. Denn eigentlich wäre Triplan in 2003 defizitär gewe-sen. Ein Einmaleffekt führte zu einem außerordentlichen Ertrag von 5,6 Mio. Euro. Die Haus-bank von Triplan verzichtete auf ein Darlehen über 5,6 Mio. Euro, was dann schlussendlich zu ei-nem positiven Ergebnis führte. Ansonsten wäre ein Verlust von 2,9 Mio. Euro angefallen. Triplan hatte in 2003 mit einem konjunkturbedingten Umsatzein-bruch von knapp 5 Mio. auf 29,9 Mio. zu kämpfen. Das Ge-schäftsmodell von Triplan ist geprägt durch hohe Personal-kosten. Triplan muss immer ei-nen gewissen Personalbestand vorhalten um Großprojekte durchführen zu können. Der Um-satzeinbruch verbunden mit ei-nem zu hohen Personalbestand führte dann auch zu einem Ver-lust (lässt man den Forderungs verzicht von Triplans Hausbank außer Acht). Doch seit dem Herbst 2003 hat Triplan beständig Perso-nal abgebaut und die Kosten nach unten geschraubt. Alleine im ers-ten Halbjahr wurden die Personal-kosten um 1,2 Mio. Euro gesenkt. Dass Triplan, was die Kosten an-geht, auf dem richtigen Weg ist, zeigt das Halbjahresergebnis zum 30.06.04: Es verbesserte sich um knapp 0,3 Mio. Euro auf minus 0,7 Mio. Euro. Und das obwohl der Umsatz um 4,4 Mio. Euro auf 12,1 Mio. Euro schrumpfte. Durch den fallenden Umsatz fehlt logischer-weise auch der nötige Cash-Flow, was dann eigentlich zu Liquiditäts-engpässen führt. Doch auch hier konnte Triplan punkten: Im Ver-gleich zum 30.06.03 wurde die Liquidität von 0,7 auf 1,2 Mio. Euro gesteigert. Für einen Kon-zern wie Triplan ist jedoch die ak-tuelle Liquidität viel zu gering. Es müssen Projekte vorfinanziert wer-den und dazu bedarf es wesent-lich mehr Liquidität. Also mussten ein Investor und eine Kapitalerhö-hung her. Eigentlich ganz einfach, doch genau an dieser Stelle wird es etwas kompliziert. Wenn sich zwei streiten, fällt der Aktienkurs Ein Investor, genauer gesagt eine Investorengruppe, war schnell ge-funden. Kein Wunder, denn wenn es einen Konzern zu Ausverkaufs-preisen gibt, dann schlägt man gerne zu. Triplan weist immer noch eine Börsenbewertung (Marktkapitalisierung) von ledig-lich 4,2 Mio. Euro auf, was vergli-chen mit einem Jahresumsatz von über 30 Mio. schon fast ge-schenkt ist. Zudem sind in der Branche Umsatzrenditen von 5 bis 10 Prozent möglich. Legt man le-diglich 5 Prozent zu Grunde, dann ergibt sich ein möglicher Gewinn von 1,5 Mio. Euro pro Jahr. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) läge dann bei schlappen 2,8! Die Investorengruppe plante Triplan über einen Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhö-hung zu sanieren. So wurde dann auch für den 24. September eine Hauptversammlung, die den ge-planten Kapitalschnitt besiegeln sollte, einberufen. Doch die Inves-torengruppe hatte sich zu früh gefreut. Denn um die schöne und vor al-lem günstig bewertete Braut be-mühte sich noch ein zweiter Inves-tor: Mitte August meldete plötzlich die österreichische BEKO Holding, dass sie sich über 25% der Triplan Aktien einverleibt hatte. Die bör-sennotierte BEKO, die schwer-punktmäßig im selben Geschäft wie Triplan tätig ist, stellte dann auch gleich klar, dass man auf der Hauptversammlung gegen den von der anderen Investorengruppe vorgeschlagenen Kapitalschnitt stimmen würde. Zudem setzte BEKO zwei zusätzliche Punkte auf die Tagesordnung der Hauptver-sammlung: Abwahl eines derzeiti-gen Aufsichtsratsmitglieds und Neuwahl eines anderen Aufsichts-mitglieds. Kurz gesagt: BEKO woll-te den Kapitalschnitt verhindern und einen ?BEKO-Mann? in den Aufsichtrat der Triplan wählen. Doch BEKO versäumte eine akti-enrechtlich notwendige Frist und wäre daher gar nicht berechtigt gewesen die Tagesordnung zu erweitern. Deshalb wurden die von der BEKO auf die Tagesord-nung gesetzten Punkte auf der Hauptversammlung am 24. Sep-tember wieder runter genommen. Übrig blieb dann nur der Punkt, der über die Abstimmung des Ka-pitalschnitts bestimmen sollte. Da die BEKO sowieso dagegen ge-stimmt hätte, entschied sich die Verwaltung der Triplan auch die-sen Tagesordnungspunkt abzuset-zen. Es gibt also derzeit zwei konkurrie-rende Parteien, die beide Triplan mit ihrem eigenen Konzept sanie-ren wollen. Die Situation ist also ziemlich unklar, was man auch am derzeit niedrigen Börsenkurs von Triplan sehen kann. Fakt ist je-doch, dass Triplan neues Kapital braucht. Aber welche Investoren-gruppe ?darf? jetzt Triplan unter die Arme greifen. Die eine Gruppe sitzt im Aufsichtsrat und die ande-re (BEKO) hält über 25 Prozent der Triplan-Aktien. BEKO und Triplan ergänzen sich operativ nahezu perfekt. BEKO ist in Österreich der Platzhirsch und in Deutschland fast vollkommen unbekannt, bei Triplan ist es ge-nau umgekehrt. Triplan hat zwar das notwendige Know-How tut sich aber sehr schwer in Öster-reich Aufträge zu bekommen. Ge-meinsam sind beide als sehr stark. Das hat auch Vorstand Reinhard Meier erkannt. Meier hält um die 20 Prozent aller Triplan-Aktien und daher entschei-det quasi er, wer jetzt das Rennen um Triplan machen wird. Wir glau-ben, dass Meier sich langfristig für BEKO entscheiden wird. BEKO erscheint für uns auch der richtige Partner. In einer engen Zusam-menarbeit mit BEKO können Syn-ergien frei gesetzt und weitere Kosten gespart werden. Zudem verfügt BEKO über ausreichend Geld, um Triplan zu unterstützen. Per 30.06. weist BEKO knapp 27 (!) Mio. Euro an Liquiden Mitteln im Halbjahresbericht aus. Wir hal-ten eine mögliche Insolvenz der Triplan aus diesem Grund für ab-solut unwahrscheinlich. Denn wa-rum sollte BEKO eine 25%ige Be-teiligung eingehen und dann das Unternehmen nicht retten. Wir können uns sogar vorstellen, dass BEKO über eine Übernahme von Triplan nachdenkt. Wobei dieses Szenario erst Anfang 2005 Sinn macht, denn ansonsten muss BE-KO die Triplan Verluste in 2004 in der Konzernbilanz konsolidieren. Und schon im nächsten Jahr sollte Triplan in die Gewinnzone kom-men. Dann halten wir eine Über-nahme für wesentlich wahrschein-licher. Klar, dass BEKO lieber Ge-winne als Verluste im eigenen Jah-resabschluss haben möchte. Doch auf dem aktuellen Kursniveau ist eine Übernahme fast ausgeschlos-sen, da Vorstand Meier seine Akti-en ?auf diesem Niveau nicht ver-kaufen? will. Die Börse bewertet Triplan auf-grund der unklaren Situation mit einem hohen Abschlag. Sollte un-ser oben geschildertes Szenario (BEKO macht das Rennen) eintre-ten, dann könnten Kurse um 0,65 Euro sehr schnell der Vergangen-heit angehören. Wir schätzen bei Triplan für 2005 einen Umsatz von etwas über 30 Mio. Euro (2004: 26 Mio. Euro) und gehen von einer 5%igen Umsatzrendite in 2005 aus. Dies ergibt eine kon-servative Gewinnschätzung von 1,5 Mio. Euro in 2005. Für 2004 gehen wir von einem Verlust von weniger als 1,0 Mio. Euro aus, was eine erhebliche Verbesserung gegenüber 2003 darstellen wür-de. Verglichen mit dem aktuellen Bör-senwert von 4,2 Mio. Euro, liegt das KGV aus Basis unserer Ge-winnschätzung für 2005 bei 2,8. Realistisch betrachtet müsste Triplan mit einem KGV von 10 be-wertet werden, also einem Bör-senwert von 15 Mio. Euro (=10x1,5 Mio.). Diese Bewertung entspräche dann auch einem fai-ren Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) von 0,5, derzeit ist das KUV mit 0,15 extrem niedrig. Bei einer Be-wertung von 15 Mio. Euro und 6,5 Mio. ausstehenden Aktien errech-net sich ein Wert von 2,30 Euro für eine Triplan-Aktie. Aufgrund der derzeit unklaren Finanzie-rungssituation nehmen wir einen Abschlag von 40 (!) Prozent auf diesen Wert vor. Dieser Abschlag soll auch eine wahrscheinlich an-stehende Kapitalerhöhung be-rücksichtigen, da dann ja eine grö-ßere Aktienanzahl vorhanden ist, was natürlich den Gewinn pro Ak-tie schmälert. Unser Kursziel liegt demnach bei 1,38 Euro. Wir gehen von einem Erreichen des Kursziels in den nächsten 9 Monaten aus. Aus unternehmensnahen Kreisen haben wir zudem erfahren, dass Triplan derzeit Fortschritte bei der Gewinnung von Großaufträgen macht. Schon in den nächsten Wochen könnte hier mit positiven Meldungen zu rechnen sein.
Triplan AG Empfehlung: Kaufen WKN: 749930 Letzter Kurs.: 0,63 EUR Stopp-Kurs: 0,55 Euro Kursziel (9 Mon.): 1,38 EUR
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