Habe mich letzten Donnerstag auf der HV in "Aschebersch" umgesehen. Es waren getaxt 70/80 Aktionäre anwesend, inclusive dem Ehepaar Rössler, das sich in den Stuhlreihen ganz vorne platziert hatte. Die Stimmung unter den Aktionären war relativ frustig, was der lockere Schlenk schnell zu spüren bekam, als der eine oder andere mal darauf hinwies, dass man zweistellige Einstiegskurse habe.
Vorab gesagt, der Schlenk hat aus meiner Sicht in seiner 40-minütigen Präsentation nicht mehr und nicht weniger gesagt als das, was man erwarten konnte, wenn man sich bislang halbwegs realistisch mit dem Unternehmen vertraut gemacht hatte. Insofern habe ich die unmittelbaren Marktreaktionen im Anschluss an die HV nicht wirklich verstanden. Da müssen ja einige Erwartungen auf was auch immer gehegt haben, irre. Dass Schlenk kommt, einfach ein, zwei Schalter umlegt und alles wird gut, ist halt ziemlich an der Realität vorbei. Schlenk: "Umbau und Neuorientierung lassen sich nicht über Nacht realisieren".
Auf den strategischen Ausblick, den Schlenk gegeben hat, muss ich wohl nicht weiter eingehen; der wurde ja noch während der HV an die Presse gegeben. Wie schon Anfang Mai auf der DVFA hat sich Schlenk einmal mehr an den Curasan-Produkten begeistert und an der "state of the art" Produktionsanlage in Frankfurt. So sind z. B. von Cerasorb bislang 1,5 Millionen Einheiten ohne irgendwelche produktbezogene Probleme verkauft worden und die Anlage in FFM hat Prüf-und Gütesiegel oberster deutscher Behörden und sogar den "Ritterschlag" der amerikanischen FDA.
Der Unternehmensausblick bezüglich Umsatz und Ertrag wurde erneut als konservativ bezeichnet. Wie ich kapiert zu haben glaube, liegt das daran, dass man da (natürlich) keinen Produktionvertrag mit Dritten einkalkuliert hat, anderseits seit geraumer Zeit in Verhandlungen steht (u. a. mit einer israelischen Adresse). So ein Vertrag wäre naturgemäß ein Segen für Umsatz und Ertrag, da die Produktionsanlage in FFM laut Schlenk "dramatisch" unterausgelastet ist.
In der anschließenden Fragerunde traten fünf Personen ans Pult, die sich speziell in Bezug auf den Stryker-Deal, die letze Kapitalerhöhung und das Aktienoptionsprogramm ziemlich störrisch verhielten und massiv nachfragten. Dies veranlasste Schlenk speziell bezüglich des Stryker-Deals aus dem Nähkästschen zu plaudern, was aus meiner Sicht nicht darauf ausgerichtet war, den Abschluss schön zu reden. Bei Schlenk`s erstem Treffen mit dem neuen Stryker-Mann war beidseitig eine ganze Batterie von "Begleitschutz" mit anwesend. Das Stryker-Angebot war laut Schlenk "unverschämt", danach wurde nur noch bilateral (!) verhandelt. Beim übernächsten Treffen bot die Gegenseite dann doch 4 Mio, am 18.6. hatte Schlenk den Trumpf der gerade abgeschlossenen KE in der Tasche, die Gegenseite bot 4,5 Mio. und die uns jetzt auch bekannten Zusätze (potenzieller OEM-Vertrag). Schlenk hat direkt abgenickt, zumal ihm inzwischen "zu Ohren gekommen war", dass das Gericht weitere Sachverständige einschalten wollte, weil wohl auch dem Gericht klar geworden war, dass die von Curasan in 2011 festgelegte Schadensumme angesichts der weiteren Marktentwicklung eindeutig zu hoch war. Laut Schlenk hätten die erneuten gerichtlichen Aktivitäten das Ganze auf nochmals zwei Jahre mit ziemlich ungewissem Ausgang bezüglich der Höhe ausdehnen können.
Zum Aktienoptionsprogramm machte der AR Vorsitzende unmissverständlich klar, dass man ohne ein solches weder Schlenk ( und seinen Spezie Siebert)hätte binden können, noch zukünftig sonstige qualitativ interessante Leute. Schlenk hat aus dem Programm heraus die Möglichkeit, sich mit 7% zu beteiligen (2,3 % hat er aktuell). Falls ihm diese noch in 2015 zugeteilt werden, kann er die in vier Jahren ab der Zuteilung zu 1,16 EUR beziehen (Xetra-Durchschnittskurse im Oktober 2014).
Dem Versuch zweier Aktionäre, einen Antrag auf Einzelentlastung des Vorstands einzubringen, um Rössler abschließend offiziell die rote Karte zu geben, war kein Erfolg beschieden. Ebenso der Versuch, dem AR ans Zeug zu flicken aufgrund vermeintlicher mangelnder Kontroll- und Aufsichtsplicht der letzten Jahre.
Der Vertriebsvertrag mit Zimmer zwecks exklusiver Vermarktung von Osborne wurde inzwischen revidiert. Damit sind von Rössler auf der letzten HV in Aussicht gestellte rechtliche Schritte gegen Zimmer vom Tisch. Osborne wird seitens Curasan neu "gelauncht". Was Zimmer in der Sache noch zuwege bringt, interessiert anscheinend bei C.eher niemand mehr wirklich.
Die Mittel aus dem Stryker-Deal werden ca. zur Hälfte für eine teilweise vorzeitige Rückzahlung an Riemser verwendet. Interessanterweise ist eine teilweise Rückzahlung für den Fall eines Stryker-Geldflusses schon im Geschäftsbericht Seite 41 oben festgehalten.
Für mich überraschend die auf der HV aufgezeigte Aktionärsstruktur mit 25,9% Familie Rössler. Im GB Seite 48 wird Rössler selbst mit 1,914 Stück (=20,3%) angezeigt. Seine Frau hat laut letzter Meldung vom November 2014 noch 3,9%. Des Rätsels Lösung ist wohl an der Rössler Tochter fest zu machen. Die hat zwar in 2014 fröhlich verkauft, um sich als Studiosi auf die eigenen Beine zustellen, muss aber rechnerisch noch 160 Tsd. Aktien haben, damit man auf die 25,9 Clan-Prozente kommt. Wenn die Rösslers die in die Waagschale werfen, können die auf Curasan-HVs alles torpedieren. Unangenehmer Gedanke, hoffentlich ohne ernsthaften realen Hintergrund. Schlenk hat mehrmals im Verlauf der HV das gute Verhältnis zu Rössler erwähnt.
Zu guter Letzt neben der Entschuldigung für die Länge meines Beitrags die frohe Botschaft, dass Rössler laut eigener Aussage kein Interesse an einem Curasan-Aufsichtsratsposten hat. Kann man nur hoffen, dass er zu seinem Wort steht.