Berliner Morgenpost; 07.07.2017, 03:01 Von Kai-Hinrich Renner Wer gewinnt den Machtkampf um Sport 1? Die Mediengesellschaft Constantin verhandelt exklusiv mit Axel Springer über den Verkauf ihres Fernsehkanals
Berlin. Zuletzt lief es bei Sport 1, dem derzeit noch führenden deutschen Sportsender im Free TV, nicht so gut. Er verlor wichtige Fußballübertragungsrechte wie etwa jene an der Live-Übertragung des Montagsspiels der zweiten Bundesliga oder die digitalen Hörfunkrechte an den Spielen des deutschen Fußballoberhauses, die bisher die Unternehmenstochter Sport 1 FM verwertet. Bei der Vergabe der Rechte an der UEFA Champions League kam Sport 1 ebenfalls nicht zum Zug. Stattdessen rüstet die Konkurrenz des in Ismaning bei München beheimateten TV-Kanals mächtig auf: Der Sender Eurosport, der dem amerikanischen Medienkonzern Discovery gehört, wird künftig exklusiv die Olympischen Spiele übertragen und verfügt ab der Saison 2017/18 über Bundesliga-Rechte. Dies tut auch das neue digitale Sportangebot DAZN des amerikanisch-russischen Milliardärs Leo Blavatnik, das zudem noch kürzlich Übertragungsrechte an der Champions League erwarb. Dass angesichts dieser Entwicklung die beiden Hauptgesellschafter der Sport-1-Muttergesellschaft Constantin Medien, Dieter Hahn und Bernhard Burgener, den Wert ihres Senders auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag beziffern, kann in der Branche kaum jemand nachvollziehen. Und doch führt Constantin derzeit exklusive Verkaufsverhandlungen mit dem Medienhaus Axel Springer ("Bild", "Welt"). Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtete zuerst darüber. Zuvor sprach Constantin auch mit der Pay-TV-Plattform Sky. Wie es in ihrem Umfeld heißt, waren ihr aber die Preisvorstellungen der Ismaninger viel zu hoch. Vermutlich hätte Sky Sport 1 mit seinem frei empfangbaren Sender Sky Sport News verschmolzen, um einen lästigen Wettbewerber loszuwerden. Bei Springer, wo man sich zu der Sache nicht äußern mag, würde Sport 1 dagegen gut ins Portfolio passen. Die Marke "Bild" setzt voll und ganz auf Fußball. Kürzlich erst wurde die Tageszeitung "Fußball Bild" gestartet. Bild.de zeigt jetzt schon Zusammenfassungen von den Spielen der Fußball-Bundesliga und wird dies ab der Saison 2017/18 in Kooperation mit DAZN weiterhin tun. Trotzdem glaubt man in Finanzkreisen, dass noch viel Wasser die Spree hinabfließen könnte, bis die Berliner bei Sport 1 zum Zug kommen. Das liegt am derzeitigen Zustand des börsennotierten Verkäufers Constantin. Dessen Hauptanteilseigner des Unternehmens, Burgener und Hahn, sind zutiefst zerstritten. Beide waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die letzte Hauptversammlung des Unternehmens endete im Chaos. Burgener und mit ihm verbundene Aktionäre haben gegen die damals von Hahn durchgesetzten Beschlüsse Anfechtungsklagen eingereicht. Für einen Käufer von Sport 1 bliebe ein juristisches Restrisiko. Sind Hahn und der von ihm inthronisierte Vorstandsvorsitzende Fred Kogel überhaupt autorisiert, den Sender zu veräußern? Sollte Burgener, der den Wert von Sport 1 auf stolze 120 Millionen Euro beziffert, mit dem Kaufpreis unzufrieden sein, würde er womöglich juristisch gegen den Verkauf vorgehen. Vielleicht hat der geplante Verkauf von Sport 1 aber auch einen ganz anderen Grund: Die Constantin braucht dringend Geld. Im April 2018 wird eine Schuldverschreibung in Höhe von 65 Millionen Euro fällig.
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