Danke für die ausführliche Antwort, auch ich könnte jetzt wieder 2 h schreiben. Wir sind bei vielen Punkten nicht so weit auseinander. Wie Du sehe ich in diversen Indices und Werten (aber auch nicht allen) ebenfalls klare Zeichen eines hyperexponentiellen Wachstums, ein klarer Indikator für Blasenbildung, eigentlich der klarste überhaupt. Dazu die teilweise irre Vola. Die Repokäufe deren Start im Oktober mit der Explosion aller Indices korreliert, und die Bilanzen. Die nicht stattfindenden Pleiten (US Fracking).
Im unnatürlichen Wachstum sind diverse US - insbesondere Tech - Werte führend, von Wasserstoff und co wollen wir mal gar nicht reden (Wasserstoff ist ein schwieriges Thema, da bin ich auch fundamental rein von der Technologie/Ökonomie kommend bewusst an der Seitenlinie, aber anderes Thema, Tradingtechnisch nachweislich bislang falsch, anderer Beitrag). Aber, nochmal, es sind auch nicht alle Werte aus meiner Sicht überbewertet, wobei natürlich, vielleicht sollten wir dafür mal einen eigenen Threat aufmachen, es auch schon eine Glaubensfrage ist, woran man es fest macht und wie man das Wert für Wert einstufen kann: KGV, Umsatzentwicklung, Geschäftspotential, historische Kurse, Peer Groups (ich sage mal, ich sage mal... nie ... äh #hust Wire#hust card #hust#), Buchwerte? Ich habe das Beispiel VW bewusst gewählt, weil hier der Wert von langfristigen erarbeiteten materiellen (Produktionsanalagen, Standortnetzen) und immaterielle Assets (Plattformkonzept, Händlernetzwerke,...) am offensichtlichsten ist. Das kann man natürlich an die Wand fahren, aber bei rechtzeitigem Umsteuern hat das eine Wucht. Durch eine Krise wie Corona ist das aber nicht wertlos, es hat eben nur nicht mehr den alten Wertschöpfungsfahrplan. Hier ist auch am spannensten, wie ein gefeierter Wert wie Tesla, der über diese Assets vorläufig nicht verfügt, am Ende abschneidet, wenn Riesen wie VW, PSA und Toyota mobil machen und diese Stärken rein werfen. Gut, aber auch schon langsam anderes Thema.
Aber Du hast recht und das treibt mich um: reißt es das eine runter, dann auch das andere. Frage: Erholt sich das eine aber wieder zügig, weil es grundsätzlich werthaltig ist, dann ist das erst mal "nur" eine verschenkte Tradingchance, den Wert viel billiger und dami davon viel mehr zu bekommen. Einem langfristiger orientieren Investkalkül schädigt es nicht, es macht diesen nur in der Performance schlechter. Kritisch wird es, wie Du andeutest, wenn es eine fundamentale Neubewertung gibt.
Es gibt aber auch einige Punkte, ich will sie bewusst nicht Gegenargumente nennen, die der Blasensicht mildernd entgegentreten. - Aktien sind am Ende Beteiligungen an Sachwerten (und waren es schon immer, mir gehören so gesehen amtlich z.B. ein paar Backsteine bei der BASF), damit sind sie (eigentlich) Bestandteile eines Inflationsbaskets. Je nach Wohlstand stecken Leute direkt oder mittelbar Geld und spürbare Anteile ihres Einkommes in Aktien und zwar recht breit. Nimmt man das rein, haben wir schon seit langen eine spürbare Inflation, was die Blasentendenzen nicht wegdiskutiert, aber etwas abmildert. Problem ist, dass man seit 2008/09 weiss, dass die klassische Makroökonomie moderne Finanzmärkte nicht ausreichend erklärt, am Ende aber immer noch immer viel mit dieser alten Modellwelt erklärt. Es ist halt das, was wir alle gelernt haben. Im Besten Fall sind es die jetzigen Absolventen, die ein anderes Bild gelernt haben. -ETF: Ich bin zu faul, die Artikel zu recherchieren, notfalls später, aber in der Vergangenheit gab es immer wieder recht schöne Betrachtungen über ihre Wirkung. Das ist im Grunde wie beim Öl ohne Corona. Ja, Wirtschaftslage hat was ausgemacht, aber man hatte eine sehr stabile Basisnachfrage aus dem Verkehr. Für den brauchte es was wie Corona, um den zu stören. Bei Aktien ist es durch ETFs ähnlich. Der ETF Trader kauft, wenn die Aufträge kommen. Ihm sind die Werte egal, ihm ist das Sentiment egal, Auftrag ist, den Index replizieren. Eine solche Basisnachfrage sammelt Aktien auf und treibt die Kurse, siehe Inflation. In gewisser Weise ist das, das war auch eine Schlussfolgerung der Analysen, auch die Luft, die die Blase aufpumpt. Wie beim Verkehr bräuchte es eine Störung, um hier eine Korrektur zu verursachen. Nur:
Der Corona Breakdown hat dem ETF Anleger gerade was anderes gelernt. Panikverkäufe brachten nur Verluste, weitermachen, glätten, verbilligen, zwei Monate später wieder im Geld, alle o.k. Und dann noch das "nie" Wort (hoffe Ritter der Kokusnuss ist hier noch bekannt), die #hust# hier wisst schon Karte. Warum das Risiko von Einzelwertdesastern eingehen, wenn man glätten kann. ETF kaufen. Super. Je beliebter der ETF, desto straighter geht es in den Himmel. NASDAQ up to the moon, ach warum nicht gleich zum Pluto. Der ist farblich eh viel schöner. Aber das Ganze ist ein selbsttragender Prozess, solange nicht eine große Anzahl Leute Sparpläne kündigen. Das machen sie weil... alles gut läuft? Das entkräftet nicht Deine Argumente, nicht mal die Wahrscheinlichkeit, dass was passiert. Im Gegenteil. Aber es erklärt für mich aktuelle Verläufe (zusammen mit den Markteingriffen der ZBs). Und dieses Instrument spielte sowohl im neuen Markt als auch in der Finanzkrise keine Rolle. Wie auch ZB Interventionen. In gewisser Weise ist diese Krise auch Neuland, die Übertragung anderer Krisen ist zumindest nicht mehr einfach möglich. Oder vielleicht auch doch? Ich denke da selber drübe nach. Tendenz zu: Nicht so einfach.
So, es ist schon lang, ich könne auch noch bei den Geldinstrumenten noch viel einbringen, aber vielleicht reicht es ;-)
Es soll auch keine Gegenhalten sein, im Gegenteil, bis Mai war ich voll dabei und habe mir hoher Cashquoten und sehr schnellen Gewinnmitnahmen gearbeitet, Aber irgendwann hat mir der Markt und die fundamente Situation gesagt, es läuft anders, vorerst und ich agiere suboptimal. Dieses vorerst ist das, was ich beobachte und was mich umtreibt. Eine Antwort ist, möglichst nur mit Werten zu hantieren, die aus meiner Sicht nach bestem Wissen und Gewissen das langfristig sind, Werte. Aber wie fragil das ist, weiß man ja seit ... "nie"
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