Auf die Vollstreckung warten... von Mr N. N.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Was für ein Wechselbad der Gefühle am Aktienmarkt! Letzte Woche noch sah alles danach aus, dass es beim deutschen Leitindex zumindest in die Richtung der offenen Kurslücke bei 6150 gehen würde. Doch, weit gefehlt!
Seit Donnerstag Draghi-Rallye
Mario Draghi höchstpersönlich löste am Donnerstag ja am Aktienmarkt eine Erholungsbewegung aus, die auch am gestrigen Montag noch anhielt. Das gestrige Tageshoch lag bei 6796 Zählern. Am Donnerstag bewegte sich der Leitindex ja im Tagestief noch bei 6325 Zählern. Und es könnte durchaus noch einen Hauch nach oben gehen, ehe der Draghi-Rallye endgültig die Luft ausgehen wird.
Hoffen auf Taten
Sehr interessant war gestern auch, dass die aktuelle Aktien-Euphorie einzig und allein mit der Hoffnung auf weitere Lockerungsmaßnahmen der Notenbanken begründet wurde. Anders formuliert, die Investoren hoffen" darauf, dass der Leitzins (soweit überhaupt noch möglich) weiter abgesenkt, neue Anleihekaufprogramme beschlossen und die EZB vielleicht zum dritten Mal die Dicke Bertha" abfeuern werden wird.
Ja, Anfang des Krisenjahres 2012, hieß es ja aus EZB-Kreisen noch, dass die Dicke Bertha" als absolute Ausnahme-Maßnahme nur zwei Mal zur Anwendung kommen wird. Und, nun Ende Juli, Anfang August scheint nichts mehr ausgeschlossen zu sein. Wahrscheinlich ist die wahre, der Öffentlichkeit vorenthaltene Lage der Banken Europas noch dramatischer als es die ohnehin kollabierten Bank-Aktienkurse vermuten lassen.
Der Chef der russischen VTB-Bank, Kostin, brachte es gestern in einem Interview mit der Welt sehr treffend auf den Punkt. Er habe Mitleid mit seinen Kollegen in den Banken Europas. Wortwörtlich sagte Herr Kostin:
Mich erinnern die europäischen Banker an Leute, die zur Todesstrafe verurteilt sind und auf die Vollstreckung warten."
Ja, Herr Draghi sagte am Donnerstag, dass er alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. Ob er in diesem Sinne auch für Europas Banken zur Tat schreiten wird und am Donnerstag erneut den Schuss mit der Dicken Bertha" ankündigen wird?
Und am Ende stellt sich vielleicht die spannende Frage, ob die Club-Med-Mehrheit im EZB-Rat auf den zunehmenden Widerstand, der aus deutschen Landen kommt, Rücksicht nehmen wird.
Gestern wurde bekannt, dass der hessische Europa-Minister Hahn (FDP) die Bundesregierung auffordert, eine Klage gegen die EZB zu prüfen. Herr Hahn stellte klar, dass es an der Zeit sei, endlich sicherzustellen, dass sich die EZB originär um Ihren Auftrag der Geldwertstabilität kümmere. Der Aufkauf von Anleihen der Krisenstaaten habe nichts mehr mit dem Auftrag der EZB gemein und könne zu Inflation führen.
Dies sei ein direkter Angriff auf die deutschen Spareinlagen...
Quelle: Kapitalschutz Newsletter
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