Glamour schützt vor Abwanderung nicht. Allein in jüngster Zeit haben fünf Multis die Verlegung ihrer Europasitze in die Schweiz angekündigt. Der Mode-Multi Polo Ralph Lauren, der Rasierer-Riese Gilette und der Agro-Grosshändler Cargill zügeln von London und Paris nach Genf.Der Müesli-Konzern General Mills zieht aus Britanniens Huptstadt nach Nyon am Genfersee, der Traktorenhersteller John Deere wechselt von Mannheim nach Schaffhausen. Eine Verschlechterung des Steuerklimas in der europäischen Union (EU) sei die Hauptursache der Verlagerungen analysierte Amerikas führende Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" letzte Woche. "Die Schweiz und Irland ziehen Firmen an, die vorab mit der Steuerharmonisierung der EU zusammenhängen. Unter der Angleichung des Steuerniveaus innerhalb der EU leiden speziell Holland und Belgien, die lange Zeit als Paradies für Holdingsitze und Europazentralen von Multis galten. Holland hatte auf Druck der EU die Steuergesetze verschärft. "Es ist offensichtlich, dass Steuern ein wichtiger Faktor sind. Wie wichtig die moderate Besteueerung in der Schweiz für Multis ist, bestätigt die eidgenössische Steuerverwaltung. Es ist tatsächlich so, dass die Schweiz für internationale Konzernzentralen seit der Unternehmenssteuerreform von 1997 an Attraktivität gewonnen hat. Sie brachte als wesentliches Element die Aufhebung der Kapitalgewinnsteuer auf der Veräusserung wesentlicher Beteiligungen an andere Kapitalgesellschaften. Die Schweiz erlebt zur Zeit eine Welle von Zuwanderungen von Firmen, und dies mit gutem Grund. Eine Studie von Arthur D. Little hat gezeigt, dass die Schweiz zu den meistgesuchten Destinatonen für multinationale Firmen geworden ist. Weitgehend unbemerkt von der Oeffentlichkeit erntet die Schweiz nun die Früchte ihrer Steuerreformen. Der holländische Grossverteiler Ahold hat seinen Finanzsitz nach Genf verlegt, der Schuh-Multi Skechers zog Lausanne vor. Ein gutes Zeichen war auch, dass letztes Jahr, als der Informatik-Multi Hewlett Packard den Konkurrenten Compaq schluckte, die Europazentrale nach reiflicher Ueberlegnung in Genf blieb. Und die neue Europazentrale von Hüftgelenke-Multi Zimmer liegt in Winterthur. Theo Müller in Freienbach am schönen Zürichsee. Dort will er sich - so stehts in der NZZ - niederlassen, um seinen Kindern die höllischen deutschen Erbschaftssteuern von umgerechnet 300 Millionen Schweizer Franken zu ersparen. Auf das sein Molkereiimperium ewiglich bestehen mag und das Baden im Zürichsee ebenso Spass macht wie im duckschen Celdsee.
|