wichtiger Faktor ist Volvo und seine finanzielle Lage.
Gerade in turbulenten Zeiten ist Ordnung etwas sehr Kostbares. Kaum einer verkörpert diesen Gedanken mehr als Stephen Odell. Das weitläufige Büro des Vorstandsvorsitzenden der Volvo Car Corporation ist so aufgeräumt, dass die Putzkolonne ihre Freude hat. Nichts liegt herum. Kein Blatt Papier auf dem Schreibtisch. In den Regalen alles in Reih und Glied. "Einen Augenblick", sagt Odell, "ich lege noch ein paar Sachen auf den Tisch, damit es so aussieht, als ob ich arbeite." Er lacht, dass sein Teint fast so rosig wird wie die Krawatte, die er trägt. Es ist klar, dass der 55-jährige Brite seine Bemerkung ironisch meint. Seit seinem Amtsantritt im Oktober 2008 hat Volvo eine der dramatischsten Phasen der Firmengeschichte durchgemacht. Der Fahrzeugabsatz brach ein, die Bilanz färbte sich tiefrot. So hoch waren die Verluste, dass sich der Mutterkonzern Ford gezwungen sah, Volvo zu verkaufen. Odell schob 16-Stunden-Tage, um eine Lösung für das Unternehmen zu finden. Seit März steht nun fest, dass der chinesische Auto- und Motorradbauer Geely Volvo zu altem Glanz verhelfen soll. Chinesen. Ausgerechnet. Volvo ist schließlich nicht irgendeine Marke. Kaum ein Hersteller kann sich einer so treuen Anhängerschaft erfreuen: Wie in einem Museum kurven ständig kleine Elektrozüge voll mit Touristen durch die Fabrikhallen, wo vor allem die Oberklassemodelle der Marke gefertigt werden: die Limousine S 80, der Kombi V 70, der Geländewagen XC 90. Doch so populär die Autos bei den Fans auch sein mögen, das Unternehmen steht wirtschaftlich am Abgrund. Zwar schrieb Volvo schon vor der Finanzkrise Verluste, doch die Autos verkauften sich lange Zeit noch gut: 2007 verzeichnete der Autobauer mit einem Umsatz von 17,9 Mrd. $ eines der erfolgreichsten Jahre der jüngeren Unternehmensgeschichte. Dann kam die Krise und mit ihr der Einbruch. In nur zwei Jahren sank die Zahl der abgesetzten Autos um 27 Prozent. 2008 fuhr Volvo einen Verlust in Höhe von knapp 1,5 Mrd. $ ein. Als Ford sich für den Verkauf entschied, fanden sich kaum ernsthafte Interessenten für das Unternehmen. Anders als in Deutschland, wo sich Politiker lange um Kreditbürgschaften für Opel stritten und dadurch wichtige Entscheidungen verzögerten, machte die schwedische Regierung gleich klar: Kein Geld vom Staat! Stephen Odell war damals, wie er selbst sagt, "schon enttäuscht". Aber gerade diese harte Haltung hat Volvo wohl letztlich gerettet - weil schnell gehandelt werden musste. Der Automobil- und Motorradhersteller Geely unter der Führung von Li Shufu traut sich die Mammutaufgabe zu, Volvo wieder dauerhaft in die schwarzen Zahlen zu bringen. Mittel genug hat das Unternehmen. Und mit dem chinesischen Staat einen überaus potenten Geldgeber im Rücken.
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Volvo könnte von der Übernahme profitieren. China ist ein großer Markt, der bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Bereits heute verkauft Volvo dort jährlich 30.000 bis 40.000 Autos, was etwa fünf Prozent des gesamten Absatzes entspricht. Chinas wachsende Mittelschicht giert nach prestigeträchtigen Marken, mit denen sie auf den Straßen Pekings und Schanghais glänzen kann. Volvo ist so eine Marke. Geely-Chef Li Shufu spricht von 200.000 Fahrzeugen, die man in China jährlich absetzen könnte. Zumal nun auch die horrenden Importzölle wegfallen, mit denen China Wettbewerbern aus dem Ausland das Leben bislang noch schwer macht.
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