Ist Gold eine Art Währung oder ein Rohstoff? Diese Frage mussten sich die Anleger in den vergangenen Jahren wieder vermehrt stellen. Obwohl offiziell keine Währungen mehr an Gold gebunden sind, wird das gelbe Metall von vielen Investoren sozusagen als Währungs-Ersatz eingestuft. Dahinter steht die Befürchtung, dass Papiergeld durch eine unangemessene Wirtschafts- und Geldpolitik (und damit letztlich eine zu starke Ausweitung der Geldmenge) entwertet werden könnte. Die im Umlauf befindliche Menge Gold kann dagegen nicht von Politikern manipuliert werden. Diese Denkweise ist offenbar relativ weit verbreitet, denn die Erholung des Goldpreises seit dem Jahr 2001 um gut 60% auf derzeit rund 435 $/Unze fand fast im Gleichschritt mit dem Wertverlust der US-Valuta gegenüber dem Euro (um rund 55%) statt.
Wenig attraktiver Rohstoff Betrachtet man Gold nur als Rohstoff, spricht wenig für das gelbe Metall als Investition. 2004 betrug die geschätzte Produktion 2478 t. Dazu kommen knapp 830 t aufbereitetes Altgold. Rund 31 600 t Gold liegen bei Notenbanken und internationalen Organisationen als Reserven. Der Sinn dieser Reserven wird zunehmend in Frage gestellt. Tendenziell verkaufen die Institutionen das gelbe Metall eher, als dass sie grosse Mengen zukaufen - diese Verkäufe dürften im vergangenen Jahr 497 t betragen haben. Industrielle Verwendungszwecke für Gold gibt es noch immer eher wenige, der Verbrauch von dieser Seite dürfte 2004 rund 556 t ausgemacht haben. 2622 t flossen in die Schmuckindustrie. In starkem Gegensatz zu den Basismetallen ist deshalb eine anziehende Weltkonjunktur per se kein Grund, um in Gold zu investieren.
Sinkende Margen der Goldhersteller Auch am European Gold Forum der Denver Gold Group, das vergangene Woche in Zürich stattgefunden hat und wo sich Goldgesellschaften sowie potenzielle Investoren ein Stelldichein gaben, überwog die Sichtweise, Gold stelle eine Art Währung dar und der Preis werde in nächster Zeit zumindest fest bleiben - Optimismus bezüglich des eigenen Produkts gehört schliesslich zum Unternehmertum. Dies konnte allerdings nicht verdecken, dass für die meisten Goldunternehmen die Zeiten nicht so rosig sind, wie sich angesichts des rasanten Anstiegs des Dollar-Goldpreises vermuten liesse. Dies spiegelt sich auch in den Aktienkursen der Goldproduzenten.
Die Firmen kämpfen mit sinkenden Margen, vor allem aus zwei Gründen. So haben sich die Währungen vieler Rohstoff produzierender Länder gegenüber dem US-Dollar stark gefestigt. Dies hat zur Folge, dass diejenigen Gesellschaften leiden, deren Kosten in Lokalwährung, die Erträge dagegen auf dem Weltmarkt in Dollars anfallen. Besonders hart trifft diese Entwicklung die südafrikanischen Hersteller, die ohnehin aufgrund der geologischen Rahmenbedingungen (sehr tiefe Minen) häufig mit im internationalen Vergleich hohen Kosten kämpfen. Das Traditionshaus DRD (früher Durban Roodepoort Deep) schreibt schwere Verluste und wirkte an der Konferenz wie ein Schatten seines einst stolzen Selbst. Harmony Gold Mining, die sich in einem zermürbenden Übernahmekampf um den profitablen Konkurrenten Gold Fields befindet, hofft wie DRD auf einen Wertverlust des Rand, um wieder in die Gewinnzone zu gelangen. Aber selbst Gesellschaften, die in Ländern wie Kanada, Australien oder Brasilien im Tagbau günstig produzieren, spüren die unfreundliche Währungsentwicklung; verschont bleiben nur Unternehmen, die vor allem im US-Dollar-Raum produzieren. Auf die Margen drückt zudem, dass der konjunkturell bedingte Boom bei den Basismetallen, der auf eine jahrzehntelange Flaute folgte, eine grosse Nachfrage nach Fachpersonal ausgelöst hat. Auch die Kosten für Material (z. B. Stahl) sind rasant gestiegen.
Insgesamt können sich offenbar die grossen Spieler der Branche, die sich früh international diversifiziert haben und über ein Portefeuille günstig produzierender Minen verfügen, noch vergleichsweise gut gegen diese widrigen Bedingungen wehren. Selbst Südafrikas Branchenriesen Gold Fields und Anglogold schreiben Gewinne. Wer von den kleineren Gesellschaften nicht über erstklassige Minen verfügt, hofft auf einen milderen Wind an den Devisenmärkten. Einige Gesellschaften gehen auch auf die Jagd nach gut aufgestellten Übernahmekandidaten, wobei sich deren Aktionäre allerdings nur selten für einen Aktientausch mit einem verlustreichen Akquisiteur gewinnen lassen. Unter den kleinen Goldgesellschaften die Perlen ausfindig zu machen, ist zudem nicht nur für Finanzinvestoren, sondern auch für die grösseren Goldkonzerne mitunter nicht einfach.
Wette auf die Wechselkurse In Gold oder Goldaktien zu investieren, ist derzeit vor allem eine Wette auf die Wechselkurse. Wer als europäischer Anleger auf weitere Anstiege des Goldpreises aufgrund eines schwachen US-Dollars hofft, kauft theoretisch besser nicht direkt das Edelmetall, sondern Aktien von Goldproduzenten. Aber auch bei Investitionen in Dividendenpapiere ist die Frage, wo eine Goldgesellschaft produziert und wie sich die Währung dieses Landes gegenüber dem Dollar entwickeln wird, essenziell. Wechselkursprognosen gehören jedoch zu den schwierigeren Unterfangen im Finanzbereich. Einfach dürfte es in der nahen Zukunft deshalb nicht sein, als europäischer Anleger mit Gold Geld zu verdienen.
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