Ich sag mal einfach, diese Spekulation ist nicht richtig. Wer sich mal alle Solaraktien der letzten Tage betrachtet, der sieht doch, dass die so gut wie alle steigen und zwar richtig kräftig.
Erst sind sehr viele große und mittelgroße Solaraktien in diesem Jahr exorbitant gestiegen (z.B. Canadian Solar + 400%, Sunpower + 365%) und seit ein paar Wochen steigen auch die kleineren Solarwerte. So hat eine Daqo seit Anfang September um 219% zugelegt, China Sunergy um 108% oder eine Phoenix Solar um 90%. Seit 2 Wochen sieht man, dass urplötzlich so gut wie alles steigt was mit Solar zu tun hat: Centrosolar + 70%, Solarworld: + 50%, Centrotherm + 43%. Genau das ist für mich der Grund warum Singulus auch steigt. Solar ist aktuell ganz einfach an der Börse angesagt und jetzt wird offenbar geschaut welche Solarwerte in diesem Jahr noch nicht allzu stark gestiegen sind. Die großen Hoffnungen bei Singulus liegen nun mal im Solarbereich, denn das Blue Ray-Geschäft dürfte durchaus im Kurs eingepreist sein.
Warum sehr viele Solaraktien schon seit 12 Monaten steigen liegt auf der Hand, denn durch die immer bessere Nachfrage an Solarmodulen mussten die Shorties sich zwangsläufig eindecken. Dann kamen immer mehr positive Prognosen für die Solarbranche dazu, die den Kursverläufen weiter an Dynamik brachten. Dann gab es seit Frühjahr einen sehr guten Branchennewsflow mit z.B. leicht steigenden Modulpreisen oder Produktionsvollauslastung vieler Tier-1 Solarunternehmen, die den Kursen der Solarunternehmen zusätzlichen Auftrieb verschafften.
Es sieht alles danach aus, dass die Solarindustrie ihre schwere über 2 Jahre andauernde Strukturkrise fast beendet hat. Liegt vor allem daran, dass die sehr großen Überkapazitäten bald ihr Ende gefunden haben und der Solarmarkt kein Käufermarkt mehr sein wird. Es gibt einige Prognosen für das kommende Jahr, die eine Nachfrage von über 45 GW erwarten (Solarbuzz, Deutsche Bank, Lazard Capital). Das wäre ein Nachfrageplus gegenüber diesem Jahr von etwa 25% (!!!) und wenn es so kommen sollte, dann sind die Überkapazitäten so gut wie weg. Ob dann aber die Solarunternehmen wirklich wieder kräftig in ihre Produktionen investieren werden ist noch lange nicht klar.
So gut wie kein produzierendes Solarunternehmen hat nach dieser schwren Branchenkrise viel Cash um investieren zu können bis auf Sunpower und First Solar. China gibt ihren Solarunternehmen auch keine Kredite mehr, so dass die China-Solaris frisches Kapital über die Börse, sprich Kapitalerhöhungen, einsammeln müssen. So haben in den letzten Monaten JA Solar (95 Mio. $), Canadian Solar (rd. 70 Mio. $), Renesola (70 Mio. $) und Jinko Solar (65 Mio. $) Kapitalerhöhungen durchgeführt. Mit diesem Geld können diese Unternehmen keine große Sprünge machen um ihre Fertigung zu vergrößern und außerdem wollen diese Unternehmen größer in den Solarkraftwerksbau einsteigen, was zwangsläufig Cash binden wird. Lange Rede kurzer Sinn, von den Chinesen werden in den nächsten Monaten kaum Aufträge kommen. Viel mehr investieren die Chinesen gerade in Fertigungsupgrads. So hat Applied Material einige Zellfertigungslinien von Yingli upgegradet und Jinko Solar konnte durch Upgrads ihre Zell- und Modulfertigungskapazitäten von 1,5 auf 1,8 GW erhöhen für nicht mal 20 Mio. $. Es sieht so aus, als ob die Solarunternehmen derzeit noch keine neue Fertigungslinien kaufen wollen bzw. aufgrund geringere Liquidität und hoher Schulden gar nicht kaufen können. Irgendwann wird/muss sich aber der Investitionsstau in der Solarbranche auflösen. Die große Frage wird sein wann es soweit sein wird. Da Singulus in der Solar-Siliziumsparte fast ein Neueinsteiger ist wird es verdammt schwer dort richtig Fuss zu fassen gegen die größere, weitaus etabliertere Konkurrenz wie Centrotherm, Applied Material, der Schmid-Gruppe, die haben von Schott Solar die Patente bzw. Lizenzen ihrer selbst entwickelten PERC-Zellen gekauft, oder Manz.
Für mich ist Singulus eine Wette ob sie es wirklich schaffen mit ihrem Solargeschäft Erfolg zu haben. Im Dünnschichtgeschäft sieht es ja mittlerweile nun wirklich alles andere als gut aus. So hat der Singulus-Kunde im Dünnschichtbereich Avancis ihre deutsche Produktion im September komplett gestoppt, weil man preislich mit den CIS-Dünnschichtmodulen nicht mithalten kann. Solange der Polysiliziumpreis unter 20 $ verharrt, solange wird das wohl auch bleiben. Eigentlich gibt es ja nur ein Unternehmen im CIS-Dünnschichtgeschäft das wirklich Erfolg hat und das ist die japanische Solar Frontier. Die entwickeln ihre Maschinen aber großteils selbst.
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