Gute Perspektiven für den Ausbau der Windenergie in Deutschland
Dietrich Austermann, schleswig-holsteinischer Minister für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr, und somit zuständig auch für die Windenergie, hat Perspektiven für den weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland ausgemacht. Besondere Bedeutung komme dabei dem Repowering, den Offhore-Projekten auf Nord- und Ostsee sowie der Entwicklung von Speicherlösungen für den Windstrom zu. Das erklärte der Minister während der Mitgliederversammlung des Wirtschaftsverbandes Windkraftwerke e.V. (WVW) in Hamburg. Der Anteil des Windstroms an der deutschen Stromproduktion könne und müsse noch deutlich gesteigert werden, so Austermann. Die Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen an die tatsächliche Entwicklung forderte der Vorsitzende des WVW, Dr. Wolfgang von Geldern.
Verdoppelung der installierten Leistung durch Repowering
"Ich habe derzeit den Eindruck, es läuft hervorragend", kommentierte Austermann die Lage der Branche und wies dabei vor allem auf die Entwicklung bei den Herstellern von Windenergieanlagen hin. Das Repowering und die Offshore-Projekte hätten sich zwar verzögert, doch jetzt sehe es so aus "als ob wir uns in diesen Bereichen kräftig nach vorne orientieren", so Austermann. Er hoffe, dass die deutschen Windenergieunternehmen in besonderem Maße von der europäischen Entwicklung der Windenergie profitieren können. Austermann sprach sich für die zügige Beseitigung der Engpässe in den Stromnetzen aus. Dies sei notwendig, um die gewünschte und erwartete Entwicklung bei Repowering und Offshore zu erreichen sowie das bereits zunehmend praktizierte Erzeugungsmanagement (das Abschalten von Windparks bei Überlastung des Netzes) einstellen zu können. Durch Repowering sei eine Verdoppelung der installierten Leistung auf bereits genutzten Flächen möglich, so Austermann.
Deutscher Windenergiemarkt verliert im weltweiten Boom an Bedeutung
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müsse Grundlage der Entwicklung der Windenergie in Deutschland bleiben, betonte Austermann. So lange keine Offshore-Projekte realisiert werden könnten, müssten die heute geltenden Regelungen Bestand behalten. Dafür müsse in der Bundespolitik Sensibilität geschaffen werden. Für den WVW wies Dr. von Geldern darauf hin, dass der deutsche Windenergiemarkt im weltweiten Boom an Bedeutung verliere. Die überwiegend mittelständischen Unternehmen der Branche, vor allem die Windpark-Projektierer und Betreiber, seien jedoch darauf angewiesen, auch in Zukunft onshore Projekte realisieren und wirtschaftlich betreiben zu können. Dies sei die Voraussetzung dafür, dass mit Repowering und Offshore überhaupt begonnen werden könne.
Streichung der Degressionsregelung im EEG gefordert
Der weltweite Windenergieboom führe jedoch zu steigenden Preisen der Windenergieanlagen, erklärt Dr. von Geldern: "Steigende Preise für die Anlagen plus Degression der Vergütungssätze und Inflationsrate können von der Branche nicht verkraftet werden", so der WVW- Vorsitzende. Daher fordere der WVW eine Streichung der Degressionsregelung im EEG. Möglichst schnell müssten die im EEG genannten Fristen für die Förderung von Offshore-Projekten zeitlich ausgeweitet werden, weil es keinen Sinn ergebe, wenn die Förderung zurückgefahren werde, bevor überhaupt erste Offshore-Projekte realisiert seien. Das Genehmigungsrecht müsse zudem so angepasst werden, dass die Planungssicherheit für Windpark-Projekte vergrößert werde. Regelungsbedarf bestehe auch beim Erzeugungsmanagement, dessen zunehmende Anwendung die Finanzierung künftiger Projekte gefährde. "Diese mittelständische Branche muss in der Lage bleiben, onshore wie offshore Windpark-Projekte wirtschaftlich umsetzen zu können?, stellte Dr. von Geldern zusammenfassend fest: Die Politik sei gefordert, die Weichen dafür zu stellen. Angesichts der immer deutlicher werdenden Abhängigkeit von künftig nur noch wenigen großen Rohstofflieferanten komme der Nutzung der vor Ort verfügbaren erneuerbaren Energien wachsende Bedeutung zu.
Bundesregierung will zügigen Ausbau der Stromnetze mit dem Infrastrukturausbaubeschleunigungsgesetz unterstützen
Auch Udo Paschedag, im Bundesumweltministerium zuständiger Referatsleiter für die Windenergie, forderte auf der WVW-Veranstaltung in Hamburg vor dem Hintergrund der erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Erzeugungsmanagements bei Windparks, den zügigen Ausbau der Stromnetze durch die Netzbetreiber. Die Bundesregierung flankiere dies mit dem Infrastrukturausbaubeschleunigungsgesetz, das noch in 2006 in Kraft treten solle. Eine Beschleunigung des Netzausbaus könne auch durch die vermehrte Verlegung von Erdkabeln erreicht werden.
23.05.2006 Quelle: Wirtschaftsverband Windkraftwerke © Heindl Server GmbH
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