Do, 29.03.12 16:26
ROUNDUP: BASF warnt EU vor Beschränkungen bei Nanotechnologie
LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern BASF hat die Europäische Kommission vor Beschränkungen beim Thema Nanotechnolgie gewarnt. Die Technologie habe ein großes Potenzial unter anderem im Pharma- und Medizinbereich, sagte Vorstandsmitglied Andreas Kreimeyer am Donnerstag in Ludwigshafen. Mit ihrer Hilfe könnten unter anderem wirksamere Medikamente entwickelt werden, daran forsche die BASF bereits seit fünf Jahren. Doch Verbraucherschützer warnten vor schädlichen Wirkungen der Nanopartikel. Die chemische Industrie werde sich dafür einsetzen, dass sich diese Stimmen nicht durchsetzten, sagte Kreimeyer. Erst im Januar hatte die BASF den Abzug ihrer Gentechniksparte aus Deutschland bekannt gegeben. Als Grund wurde die ablehnende Haltung der Verbraucher in der Europäischen Union angegeben. Nun müsse verhindert werden, dass die Nanotechnologie in der EU den gleichen Weg beschreite, sagte Kreimeyer. Dies wolle die Industrie mit einem offenen Dialog erreichen. Die Nanotechnologie wird auch für die Pharmaindustrie immer wichtiger. Manche Substanzen können wir nicht nutzen, obwohl sie für die Herstellung von Arzneimittel interessant sind, sagte Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung von Deutschlands zweitgrößtem Pharmakonzern Boehringer Ingelheim. Mehr als 70 Prozent aller neu entwickelten Pharmawirkstoffe scheitern laut Kreimeyer bereits in der Entwicklungsphase aufgrund ihrer schlechten Löslichkeit. Und hier könnte die Nanotechnologie helfen - sie soll schwer lösliche Substanzen löslicher machen. Chemieunternehmen sind aber auch wichtige Lieferanten für Hilfsstoffe, die für die Arzneimittelproduktion nötig sind. Diese selbst herzustellen, wäre für Pharmafirmen aufgrund der geringen Mengen zu teuer, sagte Barner. Für Chemieunternehmen wie etwa die BASF lohne sich hingegen die Produktion, da sie gleich mehrere Kunden mit diesen Stoffen beliefern könnten. Der weltgrößte Chemiekonzern will seine Forschung stärker auf die Bedürfnisse seiner Kunden ausrichten, wie das Vorstandsmitglied sagte. Es gehe nicht um Nobelpreise, sondern um einfache, robuste und bezahlbare Systeme. Als Wachstumsfelder sieht die BASF die Bereiche Verkehr, Bau, Energie und die Agrarindustrie - dazu zählt das Unternehmen weiterhin die grüne Gentechnik, die es nun von einem Forschungsgelände in den USA aus leitet. BASF will sich stärker im Gesundheitsmarkt engagieren. Der wachsende Markt für Gesundheitsvorsorge, Medizin und Medizintechnik ist für uns besonders interessant, da er innovationsgetrieben und sehr konjunkturrobust ist, sagte Kreimeyer. Wir werden aber kein Pharmaunternehmen. Das waren wir mal. 2001 hatte BASF im Zuge der Konzentration auf das Chemiegeschäft ihr Pharmageschäft, die Knoll AG, an Abbott Laboratories Inc. aus den USA verkauft. Dieses Jahr investiert die BASF 1,7 Milliarden Euro in die Forschung, die Zahl der Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung erhöhte der Konzern vergangenes Jahr von 9.600 auf 10.100. Derzeit hat BASF in seiner Forschung und Entwicklung etwa 2.800 Projekte und rund 1.950 Forschungskooperationen. Nach Nord- und Südamerika und Asien sollen künftig verstärkt Forschungsgelder fließen, bis zum Jahr 2020 soll die Hälfte der BASF-Forschung außerhalb Europas geschehen. Die Fäden sollen aber weiter am Stammsitz in Ludwigshafen zusammenlaufen, sagte Kreimeyer. Technologisches Spezialwissen will BASF zukünftig auch über Zukäufe kleinerer Hightech-Unternehmen einkaufen. Es gebe jährlich etwa 10.000 Ausgründungsbüros überwiegend von Universitäten, sagte Kreimeyer am Rande der Pressekonferenz. Jede zehnte davon forsche in der Chemie. Wir betrachten etwa 50 Firmen pro Jahr, fügte er hinzu. So erwarben die Ludwigshafener erst jüngst in den USA die Ovonic Battery Company mit Sitz in Rochester Hills im US-Staat Michigan. Ovonic ist den Angaben zufolge Weltmarktführer bei den unter anderem in Elektroautos gebräuchlichen Nickel-Metallhydrid-Batterien und hat sie erfunden. /mne/isa/he
Quelle: dpa-AFX
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