WirtschaftsWoche: Herr Fuchs, Ihre kleine OHB schnappt der großen EADS-Tochter Astrium Milliarden-Aufträge für den Bau von Satelliten weg wie bei Galileo und jetzt bei Méteosat. Wie schaffen Sie das? Fuchs: Da gibt es unterschiedliche Gründe. Beim Navigationssystem Galileo haben wir einfach ein kompaktes Angebot vorgelegt, dass offenbar sowohl technisch als auch preislich besser war. Bei den Méteosat-Wettersatelliten hat unser Partner Thales, der schon die ersten beiden Generationen von Méteosat gebaut hat, die Federführung. Übrigens sind wir mit 1600 Mitarbeitern gar nicht mehr so klein. Spielt der deutsche Anteil in der Kooperation mit dem französischen Thales-Konzern nur eine untergeordnete Rolle? Nein, im Gegenteil, technisch ist unser Part sogar anspruchsvoller, denn von uns kommen die sechs innovativen Satelliten-Plattformen, deren Entwicklung maßgeblich von Deutschland finanziert wurde, und die zwei neuen Sounder-Instrumente, mit denen man die Feuchtigkeit und Temperaturen in unterschiedlichen Luftströmen viel präziser als bisher vorhersagen kann. Das ist für den Technologiestandort Deutschland nachhaltiger, als wenn Astrium die Systemführerschaft gehabt hätte. Deshalb kommt bei den später vom Betreiber Eumetsat bezahlten Satelliten bei uns auch mehr Geld direkt nach Deutschland zurück. Zur PersonFuchs, 47, ist seit 2000 Vorstandschef von OHB Technology. Das Bremer Technologie- und Raumfahrtunternehmen ist an der Börse notiert, gehört aber zu knapp 70 Prozent der Gründerfamilie Fuchs. Warum ist Méteosat für OHB noch wichtiger als Galileo? Auf Deutschland entfallen etwa 600 Millionen Euro des Gesamtpakets. Der Großteil davon liegt bei uns, wobei wir einen Teil auf Unterauftragnehmer verlagern. Bei Galileo beträgt das Gesamtvolumen 566 Millionen Euro. Davon bekommt aber unser britischer Partner Surrey 230 Millionen Euro. Beim Navigationssystem Galileo hat es viele Verzögerungen gegeben. Ist ein Start im Jahr 2013 noch realistisch? Nein, wir liefern den ersten Satelliten Ende 2012, den letzten 2014. Damit kann das Gesamtsystem erst 2014 in Betrieb gehen. Es wird noch eine zweite Tranche von 8 bis 14 Galileo-Satelliten ausgeschrieben. Welche Chancen hat OHB da? Die Erfolgschancen hängen stark davon ab, wann Ausschreibung und Vergabe stattfinden. Je früher das sein wird, desto größer die Chancen für Astrium. Wenn der Kunde wartet, bis wir liefern, und er zufrieden ist, steigen unsere Chancen. Reichen Ihre Kapazitäten aus? Wir stellen für Galileo etwa 30 und für Méteosat nochmals je 30 Mitarbeiter in Bremen und München ein und bauen neue Integrations- und Reinräume in München und Bremen. Was steht noch an? Wir wollen uns um den Auftrag für den European Data Relay Satelliten (EDRS) bewerben. Da streben wir die Gesamtverantwortung an. Auf der Basis unserer neuen Satelliten-Plattform will die europäische Weltraumbehörde ESA einen schnellen Datenaustausch mit den neuen GMES-Umweltsatelliten ermöglichen. Es geht um 120 Millionen Euro, die Entscheidung soll noch 2010 fallen. Außerdem wollen wir bei der künftigen Trägerrakete Ariane 6, der Nachfolgerin der Ariane 5, wo wir zehn Prozent des Auftragsvolumens haben, noch höhere Anteile haben. Ihr Luftfahrtgeschäft ist klein. 2008 scheiterte Ihr Versuch, die deutschen Airbus-Werke zu übernehmen. Ja, wir sind da zu klein, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein. Langfristig muss sich das ändern. Wir müssen in eine vernünftige Größenordnung kommen und schauen uns langfristig auch nach Akquisitionsmöglichkeiten um.
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