Börsenskandal um spanisches Unternehmen
§
Liebe Leser,
in Deutschland sind Aktien nicht sehr beleibt ? das wissen Sie. Die Vorbehalte beziehen sich oft auf das große Risiko. Und heute taucht ein Betrugsfall auf, der genau solche Vorbehalte wieder einmal bestätigt. In Spanien taumelt mit Gowex ein Unternehmen das als Anbieter von freien WiFi-Internetspots aktiv ist.
Nun haben die Research-Experten von ?Gotham City Research? aus den USA mal genau hingeschaut und festgestellt: Die Umsätze bei Gowex gibt es zum großen Teil gar nicht. Mir liegt dieser Bericht vor und der hat es wirklich in sich.
So haben die Analysten ermittelt, dass bis zu 90% des Umsatzes nicht existent sind. An einer Stelle wurde beispielsweise einigen Investoren mitgeteilt, mit der Stadt New York gäbe es eine Vereinbarung über 7,5 Mio. Dollar. Den Analysten wurde wiederum mitgeteilt New York würde für den Service von Gowex 2 Mio. Euro erhalten. Auf Nachfrage in New York stellte sich aber heraus, dass es sogar weniger als 200.000 Euro waren. Vorwürfe: Umsätze zum großen Teil fingiert
Grundsätzlich macht es eben schon stutzig, wenn ein Unternehmen wie Gowex mit seinem Geschäftsmodell offensichtlich hohe Gewinne erzielt, während direkte Mitbewerber hohe Verluste erleiden. Da muss man such schon die Frage stellen: Wie kann so etwas sein?
Vor allem hat der Bericht nun eine unglaubliche Wirkung gehabt: Stellen Sie sich vor: Am Wochenende hat der komplette Vorstand eingestanden, dass die Bilanzen der vergangenen vier Jahre nicht richtig waren und seinen Rücktritt eingereicht. Zudem hat das Unternehmen jetzt Insolvenzschutz beantragt. Direkt nach der Veröffentlichung des Analystenreports hatte das Unternehmen noch von haltlosen Behauptungen gesprochen.
Für mich zeigt dieser Fall ganz klar: Wenn solche Dinge wieder möglich sind, muss man wieder genauer hinschauen. Für Sie als Investor heißt das aber auch: Setzen Sie wirklich nur auf etablierte Unternehmen in stark regulierten Handelssegmenten. In Deutschland sind das die großen Indizes.
Wenn Sie sich außerhalb dieser Segmente bewegen, muss Ihnen klar sein: Hier ist dem Betrug Tür und Tor geöffnet. Bei diesem Fall scheint es klar zu sein: Hier hat das Management wohl wirklich wissentlich falsche Zahlen geliefert. Erschreckend: Gowex war zuletzt ein Milliardenunternehmen an der Börse
Was mich aber besonders erschreckt ist auch der jüngste Börsenwert von Gowex. Zuletzt war dieses Unternehmen an der Börse knapp 1,5 Mrd. Euro wert. Es geht also nicht um ein Miniunternehmen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Das lässt auf jeden Fall aufhorchen.
Wie kann es ein solches Unternehmen schaffen über Jahre hinweg fehlerhafte Bilanzen vorzulegen und sich diese auch noch testieren zu lassen? Hier sind noch viele Fragen bei diesem konkreten Fall offen. Ich werde Sie hier auf dem Laufenden halten.
Erfolgreiche Investments
wünscht Ihnen
Heiko Böhmer
Chefredakteur ?Privatfinanz-Letter?
|