Ich habe mir einmal die PK für das 1. Geschäftsquartal (bis 30.06.2014) und die Quartalsbilanzen von Softbank angeschaut. Diese Firma schwimmt nur so in geliehenem Geld (ca. $130 Mrd) und hatte sich zuletzt sogar noch weitere ca. $3 Mrd. geliehen (für 1,45%, 5 Jahre Laufzeit), so dass aktuell ca. $25 Mrd. in Cash für Übernahmen zur Verfügung stehen könnten, vermutlich sogar noch weitaus mehr, weil der zu erwartende Cash-Zufluss durch das Alibaba-IPO (ca. $5 Mrd) dabei noch nicht berücksichtigt ist. Zusätzlich werden außerordentliche Erlöse in Milliardenhöhe für das 2. Geschäftsquartal erwartet und weitere $3-4 Mrd. kommen pro Jahr durch das operative Geschäft noch dazu (abzügl. Zinsen). Allerdings ist die Bilanzaufstellung bei Yahoo! Finance derart verwirrend, dass ich trotzdem nicht ganz durchblicke.
Der hohe Cash-Bestand war wohl hauptsächlich für die Übernahme von T-Mobile US durch Sprint gedacht. Von diesen Plänen hat man sich bekanntlich verabschiedet, so dass nun genügend Cash zur Verfügung stehen könnte, um Yahoo! (mit) zu übernehmen. Die $3,4 Mrd. für Dreamworks zahlen sie also mehr oder weniger aus der Portokasse. Zusätzlich sieht es so aus, als ob Yahoo! Japan derzeit kontinuierliches (und überdurchschnittliches) Wachstum zeigt, was sich auch in den Umsätzen von Softbank entsprechend widerspiegelt.
Für ein Unternehmen in dieser Größenordnung wirkt die Präsentation der Zahlen auf den PowerPoints wie eine Kindergarten-Veranstaltung. Außerdem ist der Wert der Beteiligungen in den Bilanzen noch nicht wirklich aussagekräftig, weil Alibaba zu diesem Zeitpunkt noch nicht aktiviert war. Die Firma verdient bestimmt auf lange Sicht gutes Geld, könnte aber irgendwann an ihren Schulden ersticken, so dass ich mir nicht sicher bin, ob ich darin investieren würde.
Interessant ist aber eine andere Überlegung, die eigentlich sofort ins Auge stechen müsste: Die Beteiligungen von Yahoo! und Softbank an Alibaba sind in der Summe knapp über 50%! Vielleicht war es doch kein Zufall (und der ausdrückliche Wunsch von Marissa Mayer), nur maximal 140 Mio. Aktien (statt der ursprünglich geplanten 208 Mio. Aktien) beim IPO auf den Markt zu werfen. Für eine absolute Mehrheitsbeteiligung hätte der Restbestand in Summe mit den Softbank-Anteilen unterm Strich nämlich nicht gereicht! Zwar würde der verfügbare Cash-Bestand bei Softbank nicht ausreichen, um Yahoo! zu 100% zu übernehmen, aber wenn man es nur zu 50,1% übernimmt und dafür irgendwas in der Größenordnung von $30 Mrd. Dollar hinlegt, hätte man damit die komplette Kontrolle über Yahoo!, Alibaba und Yahoo! Japan übernommen. Letztlich wäre das auch die "Masche" von Softbank, sich lediglich Mehrheitsbeteiligungen von Unternehmen an Land zu ziehen, um deren Business zu kontrollieren.
Aber auch hier gilt: Dieser Deal müsste jetzt schon sehr bald über die Bühne gehen, bevor Yahoo! wegen seiner starken Beteiligung an Alibaba zu teuer werden würde...