14.03.2005 08:23 | | Schicksalstag für Borussia | | Showdown am Düsseldorfer Flughafen: Die Anleger des Immobilienfonds Molsiris haben es in der Hand, ob sie den in der Finanzkrise steckenden BVB retten oder über die Klinge springen lassen. | | Zur Debatte steht der teilweise Rückkauf des Westfalenstadions durch den BVB, der Teil des Rettungsplans für Borussia Dortmund ist. Der Club will 42,8 Prozent an dem Westfalenstadion zurück erwerben. Ende 2002 hatte der BVB 94 Prozent an den Molsiris-Fonds verkauft und für jährlich bis zu 17 Millionen Euro wieder zurückgeleast. Der derzeit noch gültige Vertrag mit der Commerzbank-Tochter Molsiris sieht Tilgung und Rückübertragung im Jahr 2017 vor. Rund 5 800 Anleger hatten Anteile an dem Molsiris-Fonds "CFB ? Fonds 144 Westfalenstadion" gezeichnet.
Sagen die Anteilseigner des Stadionfonds heute "Ja" zur Rückabwicklung des für den BVB so kostspieligen Leasing-Deals, könnte der Fußballklub wieder über Mittel aus einem derzeit verpfändeten Bardepot verfügen. Insgesamt sind in dem Depot rund 52 Millionen Euro gesperrt. 42,8 Millionen davon sollen für den Teilrückkauf verwendet werden. Der Verein könnte bei einer Zustimmung von Molsiris mehr als neun Millionen aus diesem Bardepot sofort bekommen und zur Sanierung des Vereins verwenden.
"Dieses Geld würde uns über das Saisonende hinaus reichen", erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Der laufende Spielbetrieb könnte aufrechterhalten werden. Die Voraussetzung für die Lizenzerteilung für die kommende Saison durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) wäre erfüllt. | | <!--Auswahl der Überschrift der Kästen:-------------------------------------------------->Chancen stehen "fifty-fifty" Der Deal, über den Molsiris am Montag befinden muss, sieht zudem vor, dass die Stadionmiete ausgesetzt wird. Die Ausschüttungen des Fonds würden dann bis Ende 2006 ausbleiben. Bei der Versammlung zu Wochenbeginn müssen 15 Prozent der Anleger zugegen sein, 75 Prozent des anwesenden Kapitals müssen zustimmen. Molsiris gehört der Commerzbank AG, die zur Sanierung des BVB einen Teil der Fondsgebühren in Höhe von 1,9 Millionen Euro erstatten will.
Die Stadiongesellschaft soll den Anlegern empfohlen haben, den Deal abzusegnen. Stimmen die Anteilseigner aber mit "Nein", bleibt dem BVB nach jetzigem Stand nur der Gang zum Amtsgericht, um Insolvenz anzumelden. "Wenn 25 Prozent den Daumen senken, dann war es das. Es gibt für uns keinen anderen Ausweg", so Watzke.
Der Nachfolger von Gerd Niebaum ist skeptisch, wie die Abstimmung ausgehen wird. Die Chancen stünden "fifty-fifty". "Die Versammlung wird kein Selbstläufer. Ich fahre mit gedämpftem Optimismus und einer gewissen Anspannung nach Düsseldorf. Es ist der schwierigste Tag in der Vereinsgeschichte", so Watzke. Er befürchtet Schwierigkeiten: "Unser Konzept ist erklärungsbedürftig. Aber wir kennen die 5800 Fondszeichner nicht persönlich und können deshalb keinen Dialog mit ihnen führen."
Ratingagentur rät dringend ab Einem Anteilseigner, der 10.000 Euro investiert hat, böten sich zwei Möglichkeiten: "Wenn er mit Nein stimmt, erhält er 5.800 Euro, das übrige Geld ist verloren. Stimmt er zu, bekommt er 5.200 Euro und den Rest im Verlauf der nächsten Jahre. Wer rational entscheidet, wird unser Sanierungskonzept absegnen."
Ganz anders sieht das die Scope Group, die größte deutsche Ratingagentur für Kapitalanlagen. Sie empfiehlt den Fondsanlegern, ihre Zustimmung zu verweigern. Der Vorschlag, neun Millionen in den laufenden Spielbetrieb zu investiert, habe für die Anleger Konsequenzen. "Das Risiko, dass dieses Anlegerkapital gegebenenfalls endgültig verloren geht, ist zu groß", sagt Frank Heimsaat, Analyst bei Scope. Ziel der Anleger müsse sein, ihr Eigenkapital vor dem Zugriff des BVB zu schützen und möglichst schnell in maximaler Höhe zurückzuführen. Sein Vorschlag ist, die Fondsgeschäftsführung soll neu mit der Borussia verhandeln.
Metzelder sagt "Ja" Dortmunds Abwehrspieler Christoph Metzelder, selbst einer der Zeichner des Immobilienfonds als Haupteigner des Dortmunder Westfalenstadions, will am Montag an der Gesellschafterversammlung in Düsseldorf teilnehmen. "Ich werde zustimmen, weil mich das Sanierungskonzept vollends überzeugt", sagte der Vize-Weltmeister von 2002.
Sollte die Borussia Dortmund Insolvenz anmelden müssen, befürchtet BVB-Sanierer Jochen Rölfs negative Auswirkungen auf den im Vereinsregister eingetragenen Traditionsclub (e.V.). "Das wäre höchstwahrscheinlich gleichbedeutend mit einer Insolvenz des Gesamtvereins Borussia Dortmund", sagte Rölfs der Zeitung Ruhr Nachrichten. Es gäbe Verflechtungen, die eigentlich keine andere Schlussfolgerung zuließen.
Optimismus bei Börsianern Die Investoren gehen am Montagmorgen offenbar von einem positiven Ausgang aus, sie lassen die BVB-Aktie zeitweise um über acht Prozent steigen.
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