Jagger holt Kopfstoßopfer Materazzi auf die Bühne 60 000 Zuschauer bejubeln im norditalienischen Mailand die Rolling Stones zum Auftakt ihrer Europatourneevon Jasch Zacharias Fit wie eh und je wirbelte Mich Jagger über die Bühne im Mailländer San-Siro-Stadion
Mailand - Italiens Fußballstar Marco Materazzi hat nicht nur beim Finale der Fußballweltmeisterschaft in Berlin als Kopfstoßopfer von Zinédine Zidane für Aufsehen gesorgt, auch bei der Europa-Premiere der Rolling Stones am Dienstag abend in Mailand wurde er zur großen Nummer: Fast 60 000 Fans der Band im ausverkauften San-Siro-Stadion jubelten dem 32jährigen zu, als Frontman Mick Jagger ihn gemeinsam mit Teamkollegen Alessandro del Piero auf die Bühne bat.
"Marco Materazzi und unser Gitarrist Keith Richards haben heute abend etwas gemeinsam", scherzte der 62jährige Rocker auf italienisch. "Und zwar hatten beide kürzlich Kopfprobleme. Der 62jährige Keith Richards war nämlich im Frühjahr auf den Fidschiinseln von einem Baum gestürzt und mußte am Kopf operiert werden. Und noch etwas hatten Materazzi und Richards am Dienstag abend gemeinsam: Beiden waren in bester Partylaune - von Nachwirkungen ihrer Unfälle keine Spur. Materazzi nutzte nach Angaben der italienischen Zeitung "La Repubblica" auf der Bühne sogleich die Gelegenheit, griff zum Mikrofon und stimmte den neuen Gassenhauer der Fans "Siamo i campioni del mondo ...po, po, popopo..." an, was auf deutsch nicht mehr und nicht weniger bedeutet als "wir sind die Champions der Welt". Begeistert sangen die Zuschauer mit. Und als Materazzi dann noch in die Menge brüllte "Chi non salta é francese" (Wer nicht hüpft, ist Franzose), sprangen sämtliche 60 000 Menschen vor Freude wie wild in die Höhe. Daß Mick Jagger mit ganzer Seele Fußball-Fan (der englischen Nationalmannschaft) und gleichzeitig ein fairer Sportsmann ist, wurde am Dienstag abend in Mailand mehr als deutlich. Gleich zum Auftakt des Konzerts gratulierte er den Italienern zum Weltmeistertitel "Ciao Italia, ciao campione del mondo" begrüßte er die Fans.
Erstmals seit dem Unfall von Keith Richards traten wieder alle vier Bandmitglieder gemeinsam auf. Übereinstimmendes Fazit der italienischen Kritiker: Die Mittsechziger waren so gut wie schon immer. Mick Jagger wirbelte über die 30 Meter hohe Stahlrohrbühne - fast wie in seinen besten Tagen. Gespielt wurden Songs von der neuesten CD "A Bigger Bang". Doch den nicht mehr ganz jugendlichen Musikern auf der Bühne war bewußt, daß auch viele Fans eher im gesetzten Alter sind: Richtig aus dem Häuschen geriet das Publikum vor allem dann, wenn "Stones-Klassiker" wie "Jumpin' Jack Flash" und "Let's Spend The Night Together" und Oldie "Honky Tonk Woman" gespielt wurden. Das Konzert endete mit dem Superhit "Satisfaction" - auch der rund 40 Jahre alt.
Bereits fast ein Jahr liegt der Auftakt der Welttournee in den USA zurück. Seitdem hat die Band, die seit gut 40 Jahren im Geschäft ist, erstmals in China (Shanghai) gerockt und ein Gratiskonzert am Strand von Copacabana in Rio de Janeiro gegeben. Doch wegen des Unfalls von Keith Richards verzögerte sich der Start der Europa-Tour um sechs Wochen.
In Deutschland sind bis Anfang August insgesamt fünf Konzerte vorgesehen. Die Auftritte in Leipzig und Nürnberg waren wegen Richards Erkrankung abgesagt worden. Gleich am Sonntag (16. Juli) treten die Stones in München auf. Am Mittwoch den 19. Juli spielen sie in Hannover. Bevor sie dann am Freitag den 21. Juli in Berlin zu sehen sein werden. Am Sonntag, den 23. Juli, kommt die Band nach Köln, am Donnerstag, den 3. August, spielen Jagger, Richards und Bandkollegen in Stuttgart auf. Artikel erschienen am Do, 13. Juli 2006
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