Möglichkeit, und es steht jedem frei, auf dieses Szenario zu wetten. Dann sollte man in der Tat die Finger von Verbio lassen. Meiner Einschätzung nach ist es jedoch wahrscheinlicher, dass die Politik kurz- bis mittelfristig eine Deckelung der bisherigen Kapazitäten beschließt, statt einen plötzlichen radikalen Schnitt vorzunehmen. Denn während beim überraschend entschlossenen deutschen Atomausstieg auf Fukushima verwiesen werden konnte, steht beim Biodiesel ein solcher schockierender Beweis seiner schädlichen Wirkung aus. Nach jetzigem Erkenntnisstand würden die von Energiepflanzen befreiten Flächen einfach wieder brachfallen und die Landwirte entsprechende EU-Kompensationen fürs Stillegen erhalten, so wie es vor dem Biosprit-Boom der Fall war. Von einem Konzept ist bisher nichts bekannt geworden, auch nicht aus dem Entwicklungshilfe-Ministerium, wie man auf den durch ein Verbot freiwerdenden Flächen mehr Nahrungsmittel erzeugen und bezahlen und gegen den Hunger in der Welt einsetzen wolle. Ein solches überzeugendes Konzept bräuchte es aber, um ein rasches, völliges Biodiesel-Verbot mit Verweis auf iLUC zu rechtfertigen. So lange es dieses Konzept nicht gibt, wäre ein Totalverbot ein juristisch sehr anfechtbarer Willkürakt, bei dem Landwirte eine Einnahmequelle verlieren, aber niemand etwas gewinnen würde. Im Moment sieht es ja ganz gegenteilig aus: Weil man dem indonesischen Palmöl nicht zweifelsfrei nachweisen kann, dass es auf Regenwald-Rodung beruht, lässt man es lieber in die EU hinein, als eine Klage wegen Verletzung des freien Welthandels zu riskieren. Aus ähnlicher Erwägung - in dubio pro reo - wird man sich meiner Prognose nach politisch auf eine Deckelung des Status quo einigen und dies womöglich mit einem Zeitrahmen verbinden, bis zu dessen Ablauf die Energiepflanzen der ersten Generation durch Investitionen in die zweite Generation abzulösen sind. Dies wäre auch synchron mit dem erklärten Ziel der Verbio, sukzessive von Energiepflanzen der ersten Generation wegzukommen und durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt - Stichwort: energetische Erschließung von Stroh - jedem Verdacht aus dem Weg zu gehen, in Nahrungsmittelkonkurrenz zu treten, beim Rapsanbau Lachgas freizusetzen, durch Bioethanolherstellung für Mais-Monokulturen zu sorgen und so weiter. Also lautet aktuell die Wette für die Verbio - wird sie den benötigten Übergangs- und Anpassungszeitraum erhalten oder nicht. Diese Spekulation muss jeder für sich selbst beantworten. Noch ein Hinweis zur Idee, das erlösträchtige CE-Modell "Bioethanol aus Zucker" nachzuahmen: Auf entsprechende Anfrage bei der letzten HV sagte C.Sauter, dies sei der Verbio nicht möglich, weil die CE eine alte festgeschriebene Zuckerquote nutzen kann, die ihre Wettbewerber heute so nicht mehr erhalten.
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