Wienerberger - schlechte Zahlen werden schön bereinigt
Kurz zu den Fakten: Umsatz 2018 3,3 Mrd ?, Ergebnis pro Aktie 1,15?, Dividende: 0,5 ?, Kurs zum 31.12.2018: 18,00?. KGV: 15,6
Wenn man an die guten alten Zeiten unter dem Vorgänger denkt, dann kommen einem da natürlich die Tränen:
2005: Umsatz 1,95 Mrd ?, Ergebnis pro Aktie 2,66?, Dividende: 1,18?, Kurs zum 31.12.2005: 33,80?. KGV: 12,7 2006: Umsatz 2,22 Mrd ?, Ergebnis pro Aktie 2,95?, Dividende: 1,30?, Kurs zum 31.12.2006: 45,00?. KGV: 15,2 2007: Umsatz 2,47 Mrd ?, Ergebnis pro Aktie 3,46?, Dividende: 1,45?, Kurs zum 31.12.2007: 37,93?. KGV: 10,9
Aber egal. Wichtiger als die guten historischen Zahlen, sind natürlich die letzten paar Jahre die Hr. Scheuch zu verantworten hat. Anfang 2016 hat man sich ja schöne Ziele gesetzt für 2020: 4 Mrd Umsatz, > 600 Mio EBITDA. Jetzt kommt das Problem. Man hinkt seinen eigenen Plänen unglaublich hinterher. Sollten es 2018 eigentlich schon ca. 500 Mio EBITDA sein und ca. 3,5 Mrd Umsatz sein, so sind es aber nur 440 Mio EBITDA und 3,3 Mrd Umsatz geworden. Wie Wienerberger nun in den nächsten 24 bzw 20 Monaten (bis Ende 2020) den Umsatz um 700 Mio steigern will und das EBITDA um über 160 Mio bleibt jedoch ein riesiges Rätsel. Hat man doch in den ersten 3 Jahren (36 Monaten) das EBITDA gerade mal um 70 Mio (EBITDA 2015: 369 Mio) und den Umsatz um 330 Mio ( Umsatz 2015: 2,97 Mrd) steigern können. Und das Mitten während der Bauboomphase.
Um nun die schlechten Zahlen schön zu bekommen wurde sogar extra letztes Jahr ein bereinigtes LFL EBITDA eingeführt. Natürlich lt. Wienerberger nur um für mehr Transparenz zu sorgen und nicht um die miesen Zahlen zu vertuschen. Großartig. Und so wird uns auch verkündet wie hervorragend es nicht bei Wienerberger läuft, man unglaubliche Steigerungen hat und alle Ziele voll erreicht hat. Also an gewaltigem Eigenlob mangelt es dem Vorstand nicht.
Das der Kurs jedoch nach weit über 10 Jahren Großbaustelle Wienerberger noch immer Meilenweit von den guten alten Zeiten entfernt ist, zeigt, daß die Anleger eben auch nur die harten Fakten sehen. Selbst die Analysten haben sich alle samt vertan mit dem Ergebnis 2018. So lagen die Erwartungen (nachzulesen auf der Wienerberger Homepage) beim EBITDA zw. 450 und 470 Mio ? und beim Ergebnis zw. 1,19 und 1,52?. Geworden sind es ja 442 Mio ? EBITDA und 1,15? Ergebnis pro Aktie. Obwohl angeblich alle Ziele erreicht wurden und es wie immer ein großartiges Jahr für Wienerberger war, hat man selbst die niedrigsten Erwartungen der Analysten nicht erreicht.
Es läuft also laut Vorstand großartig. Einzig der Aktienkurs will es uns nicht so richtig zeigen. Aber warum sollte einem Aktionär der Aktienkurs wichtig sein. Hauptsache es läuft großartig und man hat alle Ziele voll erreicht.
Aber im Ernst. Hr. Umek hat ja schon ein paar Punkte angeleiert, welche dem Kurs ja tatsächlich auf die Beine helfen könnten. Der wichtigste ist wohl ein Aktienrückkauf. Und zwar nicht zum Zweck einer Mitarbeiterstiftung wie es 2018 getan wurde und dann pro forma noch 1 % mikro Aktienrückkauf dazugelegt, sondern ein richtiges Aktienrückkaufprogramm über 10 - 20 Mio Aktien, die man (bzw der jetzige Vorstand) ja erst vor einigen Jahren ausgegeben hat um das Überleben und den Kauf von Pipelife zu finanzieren. Also man hat beim Ausgeben von neuen Aktien ja mit beiden Händen beim Kapitalmarkt zugegriffen und über 33 Mio neue Aktien ausgegeben. Da kann man jetzt schon mal 10 bis 20 Mio zurückkaufen. Noch dazu wo es ja eh so großartig läuft! 1-2 Mio Aktien bringen (wie man ja 2018 gesehen hat) natürlich rein gar nichts. Aber wenn die Aktienanzahl wieder unter 100 Mio fällt; das würde schon was bringen und die schlechten Kennzahlen pro Aktie endlich mal pushen.
Solange das Ergebnis pro Aktie nicht wieder deutlich über 2? eher Richtung 3? zum Liegen kommt, solange wird der Kurs auch nicht mal ansatzweise die alten Höhen erreichen. So sehr sich das Hr. Umek auch wünscht.
Nicht umsonst redet Wienerberger inzwischen nur noch von diesen sinnlosen bereinigten lfl EBITDA Zahlen. Das sind die einzigen, die man intern richtig hochpushen kann und unten kommen trotzdem schlechte Zahlen raus. Siehe 2018. Gerne wird dann 2018 auch noch auf den Free Cashflow verwiesen. +55% auf 237 Mio ?. Ja, klingt großartig. Es läuft eben Großartig und der Vorstand macht einen tollen Job. Aber man sollte vielleicht auch dazusagen, daß der Free Cashflow im Vorjahr auf 152 Mio ? eingebrochen ist von 246 Mio ? im Jahr 2016. Und warum man sich als Aktionär jetzt fürchterlich über einen Free Cashflow freuen soll, welcher unter dem Wert von 2016 liegt entzieht sich mir jetzt auch. Aber gut. Alle Ziele erreicht. War wohl so geplant. Eben Großartig.
Man erwartet natürlich nicht von der PR Abteilung, daß hier laufend schlechte Zahlen kommuniziert werden. Natürlich muss alles schön geredet werden. Aber nur Eigenlob hudeln als Vorstand ohne die nötige Selbstkritik geht natürlich auch nicht.
Es ist nicht Hopfen und Malz verloren, wenn Wienerberger auch nur annähernd endlich mal das auf die Straße bringen würden, was an Potential da wäre. Mal sehen ob Petrus Advisors hier etwas Aktionärsfreundlichen Schwung reinbringen kann....
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