Es wundert ja auf den ersten Blick, dass die Solarbranche im sonnenarmen Deutschland heimisch geworden ist. In den vergangenen Jahren erlebte der Markt geradezu den Urknall, er explodierte aus dem Nichts. Einige der größten börsennotierten Unternehmen stammen aus Deutschland. Sie haben Umsatz und Gewinne seit 2006 verdoppelt, insgesamt 50.000 Arbeitsplätze geschaffen und träumen von der strahlenden Zukunft.
Doch langsam ziehen Wolken auf, die zumindest die Aussichten der heimischen Solarfirmen eintrüben. Es wird Übernahmen geben, und nicht alle Großen werden überleben.
Den Zuschüssen droht das Aus
Bisher lebte die Branche gut davon, dass sie enorme Subventionen einstrich: Wer Solarfabriken in Ostdeutschland baut, bekam 50 Prozent der Kosten vom Staat gezahlt. Das lockte auch Conergy an die Oder. Wer Solarstrom ins Netz einspeist - dessen Produktion fünfmal so teuer ist wie die im normalen Kraftwerk -, bekommt einen Obolus. Und wer sich als Hausbesitzer Solarpaneele aufs Dach legt, dem zahlt der Staat einen Bonus.
Aber in Zeiten knapper Kassen ist es mit Zuschüssen vielleicht bald vorbei. In Spanien töpfelt der Fördergeldregen nur noch. Die Solarfirmen dort haben aus dem Stand die Hälfte des Weltmarkts erobert. Spanien ist auch Hauptabnehmer für deutsche Hersteller geworden. Weil aber zu viele Solaranlagen entstehen und zu viel Strom ins Netz fließt, deckelte der Staat die Zuschüsse. Damit schrumpft die Megawattzahl auf ein Fünftel zusammen. Dann vermasselte noch das schlechte Wetter 2008 den deutschen Herstellern das Geschäft: Die Norddeutsche Tiefebene ist eben doch nicht die Costa Brava, stellen Privatleute resigniert fest und verzichten auf die Zellen.
Im Wettbewerb mit China
Weltweit geht es der Branche auch nicht mehr glänzend: Der Weltmarkt, der bisher um 30 Prozent jährlich zulegte, soll nur noch 10 Prozent wachsen. Hierzulande werden viele Hersteller in diesem Jahr sogar erstmals größere Rückgänge verzeichnen. Zwar fließen in Amerika Milliarden aus dem Konjunkturprogramm in die neue Technik. Und die Chinesen haben den Sonnenstrom als saubere Alternative für versmogte Städte entdeckt.
Aber das macht auch den Wettbewerb härter: Chinas Firmen wissen längst, wie man Solarwafer produziert. Große Fabriken, die bisher Flachbildschirme herstellten, steigen ins Siliziumgeschäft ein und produzieren billiger als europäische, auch wegen der niedrigen Löhne. Gehälter machen zwar nur zehn Prozent der Herstellungskosten aus, aber mit dem Einstieg in die Massenproduktion werden diese zehn Prozent wichtiger.
Unberechenbare Rohstoffpreise
Ein Problem haben die Hersteller schon: Sie haben mehr fertige Zellen auf Halde, als sie verkaufen. Weil die Banken derzeit neue Solarparks nicht finanzieren wollen, brach viel Nachfrage weg. Was das Geschäft auch extrem unberechenbar macht, ist die Abhängigkeit vom Rohstoff, erklärt Branchenanalyst Max Deml: Der Siliziumpreis schwankt um ein Vielfaches, oft sogar von Monat zu Monat. „Das macht es extrem schwer, einzuschätzen, ob man sich mit langfristigen Verträgen an einen Lieferanten binden soll oder nicht.“
Dazu komme, dass Lieferanten Verträge gern brechen: Selbst wenn sie Herstellern per Langfristvertrag Silizium zum Dauerniedrigpreis versprochen haben, behaupten sie jetzt einfach, sie hätten nichts mehr auf Lager - und verkaufen stattdessen an neue Kunden zum höheren Preis.
So müssen sich selbst Firmen mit Langfristvertrag den Rohstoff woanders teurer besorgen. Deshalb schließen viele mehrere Verträge ab und sichern sich so mehr Silizium, als sie brauchen. Das kann auch zum Verhängnis werden. Im Vorteil sind diejenigen Firmen, die den gesamten Herstellungsprozess vom Rohstoff bis zum Anlagenbau in der Hand haben, wie Solarworld. Und die viel Eigenkapital besitzen, um neue Solarparks auch ohne Banken zu finanzieren.
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