Düsseldorf (Reuters) - Grohe wird japanisch: Europas größter Badarmaturen-Hersteller geht für drei Milliarden Euro an den Konkurrenten Lixil aus Tokio. Zusammen steigen Lixil und Grohe zum Weltmarktführer auf mit einem Jahresumsatz im Sanitärgeschäft von mehr als vier Milliarden Euro.
Mit dem Verkauf ist nach monatelanger Brautschau eine Rückkehr des ehemaligen MDax-Unternehmens an die Börse vom Tisch - die Eigentümer von Grohe, die Finanzinvestoren TPG und Credit Suisse Private Equity, hatten den Verkaufsprozess parallel zu Plänen für einen Börsengang vorangetrieben. Die beiden Eigner können durch den Verkauf des Unternehmens mit weltweit gut 9000 Mitarbeitern ihren Einsatz verdoppeln. 2004 hatten sie Grohe für 1,5 Milliarden Euro vom Finanzinvestor BC Partners übernommen.
Danach fanden sie sich inmitten einer heftigen Debatte über die Praktiken von Finanzinvestoren wieder: Sie hatten Grohe einen Sparkurs verordnet, der den SPD-Politiker Franz Müntefering im April 2005 zu seinem berühmt gewordenen "Heuschrecken"-Vergleich inspirierte: "Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten - sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter." Heute allerdings gilt Grohe als ein Musterbeispiel für einen gelungenen Konzernumbau unter Führung von Finanzinvestoren.
DIE NEUE NUMMER EINS IM BAD
Mit einem Firmenwert von rund drei Milliarden Euro inklusive Schulden ist die Übernahme die größte Investition eines japanischen Unternehmens in Deutschland. Käufer der 87,5 Prozent, die TPG und Credit Suisse halten, ist neben Lixil die Development Bank of Japan (DBJ). Die Übernahme werde voraussichtlich im ersten Quartal 2014 über die Bühne gehen, teilte Grohe am Donnerstag mit. Einwände der Kartellbehörden erwarten die Firmen nicht.
Den Börsengang des Unternehmens aus dem sauerländischen Hemer hatten die Finanzinvestoren parallel zum Verkauf vorangetrieben - auf diese Weise versuchen Beteiligungsgesellschaften oft, den Preis für ein Unternehmen zu steigern, von dem sie sich trennen wollen. In den vergangenen Jahren hatten sie aber häufig einen Direktverkauf favorisiert, weil er mehr uns sicherere Erlöse bringt als ein Börsengang.
LIXIL WILL AUCH BÖRSENNOTIERTE GROHE-TOCHTER SCHLUCKEN
Grohe und ihre im Prime Standard der Frankfurter Börse gelistete chinesische Tochter Joyou sollen innerhalb des japanischen Konzerns eigenständig bleiben. Allerdings will Lixil Joyou komplett schlucken. Um die ausstehenden Aktien zu erwerben, werde den Aktionären ein Angebot unterbreitet. Grohe hält 72,3 Prozent an Joyou. Das Unternehmen ist Hersteller und Anbieter von Armaturen und Sanitärausstattung und hat sich in den letzten Jahren zu einem Marktführer in China gemausert.
Bei der Zusammensetzung der Unternehmensleitung setzt Lixil zudem auf Kontinuität: Firmenchef David Haines - seit 2004 an Bord - habe einen neuen Vertrag mit einer fünf-jährigen Laufzeit unterzeichnet. Der ist begeistert von den neuen Eigentümern: "Lixil ist für Grohe und Joyou der perfekte Partner". Die Firma sei weltweit führend in der Baustoffindustrie und Wohngebäudeausstattung. Gerade für Joyou werde diese neue Partnerschaft besonders viele Vorteile bringen. Zudem könne die Marke Grohe so im asiatischen Raum besser Fuß fassen. Auch DZ-Bank-Analyst Thomas Maul sieht Potenzial und empfiehlt daher Anlegern bei Joyou einzusteigen.
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