Auch Vorstände verhalten sich bei der Prognoseerstellung regelmäßig trendfolgend. Es gelingt kaum einem CEO, einen erwarteten Turnaround von Auftragseingang und Umsätzen zeitlich exakt vorherzusagen.
Insofern arbeitet man bei der Prognoseerstellung vor allem mit dem Auftragsbestand und der aktuellen Entwicklung des Auftragseingangs.
Dass im Vorfeld der Amtsübernahme des US-Präsidenten und der Bundestagswahl eine deutlich spürbare Investitionszurückhaltung und mithin kein dynamisch steigender Auftragseingang für Investitionsgüter messbar war, kann niemanden überraschen.
Dass Aixtron nach dem schwierigen Jahr 2024 mit signifikantem Auftragsrückgang eine sehr vorsichtige Guidance für 2025 publizieren würde, kann niemanden ernsthaft überraschen.
Dass die kaufmännische Vorsicht vor dem Hintergrund weiterer Zinssenkungen der EZB und staatlicher Stimuli durch Rüstungsinvestitionen etc. m.E. gute Chancen für eine Übererfüllung der Prognose beinhaltet, sollte man ebenfalls nicht vergessen.
Insofern würde es mich nicht überraschen, wenn sich das Sentiment für die vom letzten Hoch bereits mehr als 75% gefallene Aktie nach dem heutigen Selloff zügig aufhellt.
Wer glaubt, dass die Aktie erst wieder steigt, wenn der wirtschaftliche Aufschwung bereits für jedermann sichtbar ist, wird wie immer nur noch die Rücklichter des abfahrenden Zuges erblicken und den nächsten Aufschwung der Aktie kläglich verpassen.
Dass der objektivierte Unternehmenswert von Aixtron mehr als 100% über der aktuellen MKAP liegt, erachte ich als Fakt. Dass die Aktie im nächsten Aufschwung sich diesem weitaus höher liegenden inneren Wert der Aktie wieder annähern wird, erachte ich als hochwahrscheinlich.
Insofern kann es sicher nicht schaden, auf dem aktuellen Kursniveau nahe Mehrjahrestief mindestens einen Zeh ins kalte Wasser zu stecken.
Entsprechend habe ich bei 12,75 ? eine größere Position zugekauft.
M.E. sind heute vor allem Charttrader und Stopp Loss Fischer unterwegs. Es ist wohl nicht rein zufällig, dass die Agressivität des Abverkaufs im Bereich der in den letzten Monaten bereits zweimal getesteten Tiefs urplötzlich zum Erliegen kam... Wenn die Shorter ihrer Sache wirklich sicher wären, hätten sie bei Erreichen der 12,80 ? erst richtig fett abladen müssen...
Für mich sieht das einmal mehr nach gnadenlosem Opportunismus von Algos und Charttradern aus.
Objektiv betrachtet hat das Unternehmen das geliefert, was man anhand der Q3-Zahlen erwarten konnte. Nicht mehr und nicht weniger.
Im übrigen ist es einfach nur Schwachsinn, die Bewertung eines Unternehmens anhand eines einzigen Geschäftsjahres vorzunehmen. Wenn die heute publizierte Guidance eine Korrektur der Konsensschätzung 2025 um 10% rechtfertigt, die Schätzungen für 2026ff. indes unverändert bleiben oder gar steigen, dann ist beim objektivierten Unternehmenswert heute faktisch nichts passiert, weil der Barwert der erwarteten Nettozuflüsse eines einzigen Planjahrs kaum Einfluss auf den Barwert aller zukünftig erwarteten Nettozuflüsse der Anteilseigner, sprich den Unternehmenswert hat.
Unter der beispielhaften Annahme, dass das Geschäftsergebnis 2025 10% des Unternehmenswertes ausmachte, würde eine 10%-Revision der Jahresprognose 2025 bei unveränderter Prognose der Folgejahre (2026ff.) eine Wertminderung um 1% ergeben.
Ein Kursabsturz um 10% impliziert, dass die 10%-Prognoseänderung nicht nur 2025 sondern sämtliche Wirtschaftsjahre bis in die Unendlichkeit betrifft, was dem hier vorliegenden Sachverhalt einer vorübergehenden Wachstumsschwäche in keinster Weise entspricht.
Da Marktteilnehmer häufig eher emotional denn rational handeln und trendfolgende Algos und Charttrader sich wenig bis gar nicht um Fundamentaldaten und Bewertung scheren, sind eratische Kursbewegungen wie heute - leider - eher Regel- als Ausnahmefall.
Mögen die Kurzfristzocker, Charties und Shorties tun, was immer sie glauben tun zu müssen. Für mich als valueorientierten Langfristanleger sind das Kaufkurse...
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