Aktie von pgam ist unberechenbar
07. März 2005 Dem Kursverlauf der Aktien von börsennotierten Unternehmen kann mit nicht selten entnehmen, wie das operative Geschäft gerade verläuft oder vielmehr verlaufen wird. Denn die Börse blickt recht gerne nach vorne und nimmt die operative Entwicklung vorweg.
Das heißt, zeigt der Kurs im Trend nach oben, so rechnen Anleger und Händler mit einer positiven Entwicklung bei Umsatz und Ertrag. Dagegen rechnen sie mit dem Schrumpfen eines Unternehmens, wenn der Trend nach unten zeigt. Deutliche Kursverluste auf Grund wahrscheinlicher Sonderabschreibung Problematisch wird es dann, wenn der Kurs nicht nur einen eindeutlich Trend vermissen läßt, sondern auch noch sprunghaft ist. Die Aktie des IT-Dienstleisters für die Automobilindustrie pgam scheint in diese Kategorie zu fallen. Stand sie nach dem Börsengang im September des Jahres 2000 zunächst bis in den März des Jahres 2003 unter Druck, so konnte sie sich danach wieder etwas erholen, bevor sie im vergangenen Jahr erneut deutliche Kursverluste hinnehmen mußte. Am Montag bricht sie mit Kursverlusten von bis zu 30 Prozent auf 2,66 Euro im Tagestief wieder einmal einen Erholungsversuch von tiefem Niveau ab. Hintergrund ist eine Ad-hoc-Meldung vom Wochenende, die positiv formuliert, was sicherlich nicht sonderlich positiv ist: ?pgam setzt auf konservative Bewertungspolitik,? heißt es da so schön. Faktisch wird auf diese Weise den Anlegern mitgeteilt, daß das Unternehmen eine massive Sonderabschreibung vornehmen muß. ?Als Reaktion auf deutlich verzögerte Produktabrufe mehrerer Großkunden hat der Vorstand der pgam advanced technologies AG ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches zu dem Ergebnis gelangt, daß ein Wertberichtigungsbedarf in Höhe von rund 15,7 Millionen Euro besteht. Der bei weitem größte Teil dieses Betrages resultiert aus verzögerten Produktabrufen zweier Großkunden sowie aus einer mit einem weiteren bedeutenden Kunden abgeschlossenen Vergleichsvereinbarung,? lautet die weitere Formulierung. Die Gutachter empfehlen auch eine Teilabschreibung der Beteiligung an der amerikanischen Tochtergesellschaft pgam corp. in Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro gegen die Auflösung von Kapitalrücklagen. Sprunghafte Ergebnisentwicklung - zunehmender Wettbewerb Um den durch die Abschreibungen entstehenden Kapitalbedarf zu decken, führe die Gesellschaft mit Kapitalgebern Gespräche über die Abschreibung von gewährten Darlehen. Der Vorstandsvorsitzende und Aktionär der Gesellschaft, Herr Josef A. Marold, habe bereits erklärt, auf die Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von rund 5 Millionen Euro zuzüglich Zinsen zu verzichten, da er vom eingeschlagenen Kurs der pgam überzeugt sei und seinen Beitrag zur Stärkung der Finanzkraft leisten wolle, heißt es weiter. Und ?der Vorstand der Gesellschaft geht davon aus, daß der Markt für Sonderschutzfahrzeuge auch weiterhin deutlich wachsen wird und die Gesellschaft auf Grund ihrer strategischen und technologischen Ausrichtung an diesem Wachstum stark partizipieren kann.? Das klingt allerdings eher nach Pfeifen im Wald. Es dürfte ratsam sein, die Aktien des Unternehmen vorerst nur mit Samthandschuhen anzufassen. Denn offensichtlich läuft das Geschäft nur schleppend und sprunghaft. Damit scheint sich das fortzusetzen, was sich an der Ergebnisentwicklung der vergangenen Jahre ablesen läßt. Auch künftig dürfte es nicht einfacher werden. Denn der Wettbewerbsdruck in der Automobilindustrie nimmt zu und damit auch jener auf die Zulieferer und die spezialisierten Dienstleister. Mit Kurs-Gewinnverhältnissen von 18,7 und 11,7 auf Basis der Gewinnschätzungen für das vergangene und das laufende Geschäftsjahr ist die Aktie zwar optisch nicht unbedingt teuer. Es fragt sich nur, wie zuverlässig die Ergebnisschätzungen sind. Der Chart lädt sicherlich nicht unbedingt zum Einstieg ein. Insgesamt dürfte es genügend andere Werte geben, die besser einzuschätzen sind. Gruß Moya
|