Schon bald ohne Wert? Arcandor in der Insolvenz.
Schon bei seinem Amtsantritt als Arcandor-Vorstandsvorsitzender hatte es Karl-Gerhard Eick nicht leicht. Sein Amtsvorgänger Thomas Middelhoff hinterließ ihm eine gewaltiges Finanzierungsloch, zudem waren binnen weniger Monate bereits milliardenschwere Kreditlinien fällig. Da klang es fast wie Hohn, als Middelhoff sagte, er habe den Konzern "besenrein" übergeben. Eigentlich unvorstellbar, aber nach Eröffnung der Insolvenz scheinen Eick und sein Verwalter Görg diesem Irrglauben tatsächlich weiter aufgesessen zu sein. Wie sonst ist zu erklären, dass die Bewilligung des 50-Millionen-Euro-Massekredits wochenlang die Schlagzeilen beherrschte und die Nerven der Beschäftigten strapazierte?
Wer will, kann bei den öffentlichen Auftritten von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Grund für das lange Zögern der Politik erfahren: Nicht die Größe eines insolventen Unternehmens sei entscheidend, so der CSU-Politiker, sondern alleinig die Vorlage eines tragfähigen Geschäftsmodells für die Zukunft. Das bestand bei Arcandor monatelang ausschließlich darin, am Erhalt des gesamten Konzerns festzuhalten. Damit punkteten Eick und Co. zwar bei der sowieso schon schwachen Arcandor-Arbeitnehmervertretung, doch operativ wurden die Hände in den Schoß gelegt.
Stattdessen kursierte in Essen die Hoffnung auf einen weißen Ritter, der als Investor den maroden Konzern aufkauft und sich dann nicht zu schade ist, Arbeitnehmer zu entlassen und Beteiligungen an Konkurrenten zu verkaufen. Metro-Chef Eckhard Cordes wartet noch bis heute auf Antwort auf sein Angebot 60 der 90 Karstadt-Filialen zu übernehmen. Das lange Zögern der Arcandor-Führung und Görg hat jetzt einen geordneten Rückzug nahezu unmöglich gemacht. Sollten jetzt nicht schnell Pläne für die einzelnen Tochtergesellschaften vorgelegt werden, droht schon in den nächsten Wochen das Chaos.
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