BRÜSSEL/DÜSSELDORF. Der spanische Telekomkonzern Telefónica will noch in diesem Jahr entscheiden, ob er den deutschen Anbieter Hansenet kauft. Man komme sich näher, sagte Konzernchef César Alierta gestern in Brüssel: „Was auch immer passiert, es wird vor Jahresende passieren.“ Hansenet wäre für Telefónica attraktiv, weil es dem Konzern bisher nicht gelungen ist, in Deutschland nennenswert Festnetzkunden zu gewinnen. Die Spanier möchten verstärkt Mobilfunk, Fernsehen und Festnetz aus einer Hand anbieten.
Hansenet würde den Spaniern aich bei ihren Wachstumsplänen in Deutschland helfen. Für Telefónica steht Deutschland im Zentrum der Europastrategie. Europachef Matthew Key will vor allem bei den Geschäftskunden wachsen. „Wir werden uns stärker bemühen, kleine und mittelständische Unternehmen als Kunden zu akquirieren“, sagte Key dem Handelsblatt. Derzeit liegt der Marktanteil der Marke O2 dort bei sieben Prozent. Geschäftskunden gelten als attraktiv, weil ihre Umsätze deutlich höher sind als bei Privatkunden.
Experten bescheinigen O2 gute Chancen. Grund ist das Abschneiden im Netztest der Zeitschrift „Connect“. Der bescheinigt O2 eine ähnliche gute Netzqualität wie dem Marktführer T-Mobile. Für Firmen ist die Zuverlässigkeit des Netzes entscheidend bei der Auswahl des Mobilfunkanbieters.
Bei Privatkunden setzt Key auf den Erfolg des neuen Tarifes „O2O“, der eine eingebaute Kosten-Bremse besitzt. Kunden, die in einem Monat schon 60 Euro vertelefoniert haben, erhalten alle weiteren Gespräche und Textnachrichten kostenlos. In der Branche sorgt diese Neuerung für Nervosität. Die Konkurrenz fürchtet, dass sie dadurch zahlungskräftige Kunden verliert. Key nährt diese Angst: „Der Tarif wird von den Kunden besser angenommen als alle anderen neuen Preise, die wir je eingeführt haben“, sagte er. „Jeden Monat steigt die Kundenzahl um zehn Prozent.“ Die Nutzerzahl nannte er jedoch nicht.
Kritisch äußerte sich Key zur geplanten Mobilfunkauktion in Deutschland. „Es ist sehr schwierig, in einer Auktion zu bieten, wenn man nicht weiß, wofür“, sagte er. O2 fordert, dass Chefregulierer Matthias Kurth vor der Auktion festlegt, ob und wie vergebene Frequenzen auch für Daten genutzt werden können. Erst wenn diese Frage geklärt sei, könne O2 entscheiden, wie wichtig neue Kapazitäten seien. Kurth will sich in dem Punkt aber nicht festlegen.
Key geht davon aus, dass die Handy-Nutzung in Deutschland noch zulegen kann. Im internationalen Vergleich würden die Deutschen weniger lange mobil telefonieren als in anderen Ländern. Dennoch geht er davon aus, dass die Preise für Telefonate in ganz Europa weiter sinken werden und dieser Rückgang auch nicht durch den erwarteten Anstieg in der Nutzung von mobilen Daten wie Internet auf dem Handy kompensiert wird. Ähnlich hatte sich für den deutschen Markt gestern auch der Chef des viertgrößten....
Quelle Handelsblatt