boerse.ard.de 24.07.2007 16:41
Amitelo wirft Fragen auf von Wolfgang Frey
Wegen fragwürdiger Erfolgsmeldungen ist die Schweizer Telekomfirma Amitelo schon im Frühjahr ins Gerede gekommen. Jetzt meldet sie bereits zum zweiten Mal die selbe exklusive Kooperation mit Nokia. Der Kurs steigt auch ? zumindest kurzfristig. Glänzt kurstechnisch zumindest kurzfristig dank einer Erfolgsmeldung: Die Schweizer Telefonfirma Amitelo.
Gute Nachrichten kann man ja nicht oft genug verbreiten. Und für die vergleichsweise kleine Schweizer Firma Amitelo ist eine "exklusive" Kooperation mit dem Handy-Branchenprimus Nokia natürlich ein gute Sache.
Das erste Mal lancierte Amitelo-CEO Khales Akid die Erfolgsmeldung auf einer Pressekonferenz im April. Akid hatte gute Nachrichten damals dringend nötig. Schließlich hatte das ZDF gerade von "fragwürdigen Erfolgsmeldungen" und Zweifeln am operativen Geschäft seiner Firma berichtet. Die Notierung der Aktie krachte damals binnen weniger Tage von 1,10 Euro auf 38 Cent.
Das Unternehmen, das die Vorwürfe des ZDF-Magazins "Frontal21" umgehend als "haltlos und tendenziös" gebrandmarkt hatte, wollte auf der Pressekonferenz dazu gar keine Stellung mehr nehmen, sondern seine "Erfolgsgeschichte" erzählen.
Geografische Verwirrung Dazu zählte die Meldung vom Exklusiv-Vertrag mit Nokia. Als CEO Akid den Deal in der Medienkonferenz als neuesten Erfolg verkaufen wollte, geriet er aber durcheinander: Mal bezog sich die Kooperation auf Mali und Senegal, dann auf Guinea Bissau und Burkina Faso. Schließlich erfuhren die Journalisten auf Nachfrage, dass Mali und Burkina Faso exklusiv seien; in Senegal und Guinea Bissau sei man aber künftig auch für Nokia unterwegs. Nur eben nicht exklusiv.
Nun haben es die Anleger schriftlich. Am Montag Abend teilte das Unternehmen mit: "Nokia kooperiert mit Amitelo AG". Die im senegalesischen Dakar ansässige Tochter Amitelo Afrique SA habe mit Nokia einen Vertrag geschlossen und werde dadurch "in Burkina Faso exklusiver Servicepartner des finnischen Telekommunikationsgiganten".
Auch auf Nachfrage wenig Konkretes Um was es dabei im Einzelnen geht, beschreibt Amitelo in seiner Mitteilung so: "Das Servicepaket beinhaltet den Aufbau und die Koordinierung der Bereiche Wartung, Reparatur, Logistik, Abfertigung, Installation, Fehleranalyse, Recycling und Support von Nokia Mobiltelefonen, anderen drahtlosen Geräten sowie Zubehör." Auf die Nachfrage von boerse.ARD.de, ob sich der Inhalt der Kooperation etwas plastischer beschreiben ließe, antwortete die Amitelo-Kommunikationsagentur Capital Communication AG: "In der ersten Phase werden lediglich sämtliche Geräte um das Mobiltelefon gewartet bzw. repariert."
Capital Communication gab sich boerse.ARD.de gegenüber ohnehin etwas zugeknöpft und wollte telefonisch zunächst gar keine Auskunft geben. Zum möglichen Geschäftsvolumen der Kooperation hieß es schließlich schriftlich: "Es gibt kein Abnahmevolumen." Die Vereinbarung sehe jedoch eine Exklusivität für Amitelo vor, so dass bei steigender Anwenderzahl auch die Anzahl der Reparaturen bzw. Garantiefälle steigen werde.
"Investoren aufmerksam machen" Von den im April genannten anderen afrikanischen Schauplätzen war in der Mitteilung vom Montag Abend im Übrigen nicht die Rede. Auf die Frage von boerse.ARD.de, warum man die Kooperation in Burkina Faso zum zweiten Mal mitteile ? immerhin stieg die Aktie daraufhin am Dienstag früh um knapp 17 Prozent ? antwortete die Firma so: "Wir benutzen das Instrument der Unternehmensnachrichten, um unsere Investoren auf wichtige Projekte oder Abschlüsse innerhalb der Amitelo Gruppe aufmerksam zu machen."
Der Vertrag mit Nokia sei "von Herrn Akid" zwar bereits auf der Medienkonferenz genannt worden, jedoch seien "in der Zwischenzeit die Mitarbeitern (sic!) von Amitelo geschult worden", zudem habe das "Repair-Center" seine Arbeit in Burkina Faso aufgenommen. Und weiter: "Wir denken, dass dies derzeit von besonderem Interesse für unsere Investoren ist, da die Zusammenarbeit mit einer Weltfirma wie Nokia eine besondere Auszeichnung für die Arbeit bzw. Präsenz der Amitelo Gruppe in Afrika ist."
Starker Partner in Afrika? Nokia konnte die Kooperation am Dienstag nicht bestätigen. Aktie stürzt wieder ab Anleger nutzen den durch die Meldung ausgelösten massiven Kursanstieg im Lauf des Dienstags zu Gewinnmitnahmen. Am Nachmittag notierte die im Entry Standard gelistete Aktie nur noch gut fünf Prozent über dem Xetra-Schlusskurs vom Montag.
Nokia schweigt Von der deutschen Nokia-Pressestelle war im Laufe des Tages trotz mehrmaliger Nachfrage keine Bestätigung der Kooperation zu erhalten. Auch von Nokias Pressestelle in Dubai, die für den Mittleren Osten und Akrifa zuständig ist, war nichts zu erfahren.
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