Kontron: Chancen nach Enttäuschung
07.09.2005 - Leseprobe aus dem aktuellen 4investors weekly vom Dienstag, 23.08.05: Die Ergebnisse für das Q2 bestätigen deutlich die Stärke des Unternehmens und die Chancen der Aktie.
Embedded Computern begegnet man im Alltag oft, zum Beispiel, wenn man mit einem Zug fährt oder diverse Telekommunikations-Systeme nutzt. Hinter dem Begriff stehen Kleincomputer, die über eine integrierte Software verfügen - anders als der PC etwa. Spezialist für derartige Systeme ist das Unternehmen Kontron, dessen Aktie im TecDax notiert ist.
Der Chart zeigt es eindeutig: In jüngerer Zeit hat es eine Enttäuschung im Unternehmen gegeben. Der Kurs ist von mehr als sieben auf rund sechs Euro zurückgegangen. Der Grund liegt in den Ergebnissen für das erste Halbjahr 2005, das insgesamt nicht den Erwartungen gerecht geworden ist. Daraus hat sich eine Gewinnwarnung für das laufende Geschäftsjahr ergeben und so etwas wird auch in guten Börsenzeiten bestraft.
Dramatisch sind die Abweichungen nicht: Kontron hat die Prognose für das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, Ebit, von 27 auf 23 Mio. Euro im gesamten Geschäftsjahr zurückgeschraubt. Das geht auf das schlechte Auftakt-quartal 2005 zurück, das sich nach Einschätzung des Vorstands von Kontron nicht wird kompensieren lassen. Der Umsatz wird wohl ebenfalls nicht ganz das erreichen, was zunächst angepeilt worden ist, denn von einer Steigerung der Einnahmen um 15 Prozent auf mehr als 300 Mio. Euro ist nicht mehr die Rede. Stattdessen soll der Umsatz im Bereich dieser Marke landen.
Letzteres ist auch nicht verwunderlich, denn nach sechs Monaten hat Kontron gerade einmal 133,5 Mio. Euro verbuchen können. Auf das zweite Quartal entfallen dabei 71,2 Mio. Euro, die Tendenz weist allerdings nach oben. Doch Analysten hatten in der Mehrheit mit einem höheren Umsatz gerechnet, was zur gesamten Enttäuschung beigetragen hat.
Für die magere Gewinnermittlung ist nach Einschätzung der Führungsetage der größer werdende Anteil an Großkunden verantwortlich, die Rabatte durchsetzen konnten. Das habe die Gesellschaft nicht auf die Zulieferer abwälzen können, die Folgen sieht man bei der Entwicklung der Margen.
Positiv ist dagegen die Entwicklung des Auftragseinganges, der mit 128,1 Mio. Euro ein Rekordniveau erreicht hat und zugleich noch eine deutliche Verbesserung um 20 Prozent gegenüber dem ersten Quartal darstellt. Nachdem der erste Schrecken verdaut worden ist, scheint dieser Faktor wieder stärker ins Bewusstsein zu rücken.
Sollte es Kontron darüber hinaus gelingen, die Margen wieder zu stärken (durch Maßnahmen wie das geplante Joint-Venture in China), würde sich die positive Entwicklung der Einnahmen wieder stärker auf das Ergebnis niederschlagen. Vor diesem Hintergrund bleibt die Aktie eine Überlegung wert. Der Blick auf die Kennzahlen zeigt, dass die Experten einen Gewinnanstieg im kommenden Jahr erwarten. Entsprechend ist das PEG niedrig, das KGV moderat. Kontron ist daher ein spekulativer Kauf.
Chart-Check: Sehr schön hat sich die Aktie von Kontron in den zurückliegenden Handelstagen entwickelt. Ausgehend vom starken Support bei 5,96 Euro ist die Aktie zu einem Gegenangriff angetreten, der den Charakter einer Trend-wende annehmen könnte.
Sichtbar positiv ist, dass es dem Titel gelungen ist, eine Reihe von wichtigen Barrieren bereits zu überwinden. Das gilt zunächst für die obere Begrenzung eines Abwärtstrendkanals, der im zweiten Anlauf überwunden werden konnte. Aber auch das recht starke Widerstandsniveau zwischen 6,31 und 6,42 Euro ist bereits gebrochen worden. Dem Auftakt sind einer Reihe weiterer prozyklischer Breaks gefolgt und haben zu einer grundlegend positiven charttechnischen Stimmung geführt.
Durch die deutlichen Kursgewinne hat sich allerdings eine technisch überkaufte Lage hervorgerufen, die auf eine kurzfristige Korrektur hindeutet. Je nach Marktlage könnte ein Unterschreiten der 6,31 Euro zu einem Rückschlag auf das Niveau der oberen Begrenzung des jüngst gebrochenen Abwärtstrendkanals führen.
Gruß Moya
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