"Wird bald jeder bilanzieren dürfen wie er will"
Sparkassenpräsident Heinrich Haasis will die Bilanzregeln für Banken ändern.
WirtschaftsWoche: Herr Haasis, Banken müssen ihre Wertpapiere nach Marktpreisen bewerten. Einige Banker fordern aufgrund der aktuellen Krise, von diesem Prinzip abzurücken. Zu Recht?
Haasis: Wir haben schon im letzten Jahr vor Einführung der Bilanzierungsregeln IFRS davon abgeraten, da dies zu großen Schwankungen führt. Es gibt Marktsituationen, wie die aktuelle, in denen es keine realistischen Preise gibt. Und eine Krise kann dann durch solche Bilanzierungsregeln verstärkt werden.
Nach welchen Kriterien sollten die Papiere stattdessen bewertet werden?
Es wäre sinnvoll darüber nachzudenken, ob bei starken Schwankungen der Märkte die Fair-Value-Bewertung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausgesetzt werden sollte. Eine Möglichkeit wäre, zum Einkaufspreis zu bewerten oder aber nach vorher festgelegten theoretischen Berechnungsmodellen.
Während einer Krise soll auf Fair Value verzichtet werden, wenn es gut läuft aber nicht?
Nein, es müssten die Spitzen, sowohl die besonders hohen als auch die besonders niedrigen, entfernt werden. Denn auch Schwankungen nach oben können negative Auswirkungen haben, wenn auf Basis dieser kurzfristigen Werte Entscheidungen getroffen werden.
Dass nun viele Banker fordern, die Bilanzregeln zu ändern, könnte man auch so interpretieren, dass sie die schlechte Lage kaschieren wollen?
Wenn wir jetzt eine kurzfristige schnelle Ausnahme fordern würden, könnte dieser Verdacht entstehen. Uns geht es aber vielmehr darum, aus den aktuellen Erfahrungen zu lernen und mittelfristig Änderungen herbeizuführen.
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