Die am 18. Mai an den Neuen Markt strebende Internationalmedia AG, München will ein weltweit führendes Content-Haus der Zukunft im Spielfilmbereich werden. Das Medienunternehmen kümmert sich um die Entwicklung und Finanzierung von Spielfilmen in der Frühphase sowie um den Vertrieb. Ziel sei es, die Urheberrechte weltweit und zeitlich unbegrenzt zu besitzen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Florian Bollen. Bislang verfüge die Gesellschaft über 50 Filme, darunter so namhafte wie "Der mit dem Wolf tanzt", "Harry außer sich" und den neuen Woody-Allen-Streifen "Sweet & Lowdown". Damit will das 1996 gegründete Unternehmen die Zahl der selbstgeschaffenen, weltweiten Rechte von bislang insgesamt 15 um mindestens 10 pro Jahr steigern. Das Geschäftsmodell beschreibt Bollen wie folgt: Die in Hollywood und London ansässigen Vorstandsmitglieder akquirieren Filmstoffe und schnüren ein Paket aus Vermarktungskonzept, Schauspielern und Produzenten. Nur für diese Entwicklungsphase trete Internationalmedia in Vorkasse. Die Produktion des Film finanziere eine Bank, die zuvor von den Absatzchancen des Produkts überzeugt worden sei. Den Vertrieb mit Kinos, Videos, Pay-TV und Free-TV organisiere Internationalmedia so, dass der Absatz schon bei Drehbeginn gesichert sei.
Mit diesem Konzept sieht sich Internationalmedia als ersten global operierenden Medienwert am Neuen Markt. Allein 20 % des Budgets jedes Film seien durch feste Abnahmeverträge schon gesichert, so Bollen. Der Charme des Konzeptes sei, dass in der Entwicklungsphase einige 100.000 US-Dollar bis maximal wenige Mio US-Dollar und damit nur 5 bis 10 % der Gesamtkosten eines Films anfielen. Nur dafür hafte die Gesellschaft, das Produktionsrisiko trage letztlich der Financier. Dessen Kredit müssten die Vertriebspartner abbezahlen. Da Internationalmedia aber über Rechte verfüge, verdiene man zeitlich nahezu unbegrenzt an allen Folgeumsätzen.
Den Zufluss attraktiver Filmstoffe sichere sich das Unternehmen zum einen durch gute Kontakte seiner lange im Business tätigen Vorstandsmitglieder. So habe Guy East bereits den Vertrieb einer Reihe erfolgreicher Schwarzenegger-Filme und die Finanzierung von "Der mit dem Wolf tanzt" organisiert. Zum anderen bestünden mit den Produktionsfirmen namhafter Hollywood-Größen wie Sydney Pollack, Kevin Costner und Sean Connery First- und Second-Look-Verträge. Eine der nächsten Produktionen werde mit Kenneth Branagh und dem Shakespeare-Stoff "Vergebliche Liebesmüh" laufen. Nicht zuletzt die Berufung von Hugh Grant in den Aussichtsrat spiegele die guten Kontakte des Hauses wieder.
Auf das Produktionsmodell mit vielen Beteiligten, sogenannte "Joint Projects", werde von den großen US-Filmstudios, mit denen Internationalmedia zusammenarbeite, immer stärker zurückgegriffen. Es habe sich gezeigt, das man einen Film auf diese Art und Weise um 15 bis 20% günstiger drehen könne. In diesem Sektor der "Joint Projects" sei seine Gesellschaft global führend, so Bollen.
Die Emission
Die insgesamt 8,970 Mio Stückaktien von Internationalmedia werden in einer Bookbuildingspanne von 26 bis 32 Euro zur Zeichnung angeboten. Es sind für die Mehrzuteilungsoption bis zu 1,170 Stückaktien vorgesehen. Dies entspricht einem Platzierungsvolumen zwischen 233 Mio und 287 Mio Euro.
Der Emissionspreis soll am 16. Mai festgelegt werden, die Notierungsaufnahme am Neuen Markt am 18. Mai mit Valuta am 19. Mai erfolgen. Dem Emissionskonsortium gehören die DG Bank, die BNP Paribas als Co-Konsortialführer sowie die Baden-Württembergische Bank AG an.
Ausblick
Mittelfristig will das Unternehmen auch derzeit noch exotisch klingende Vertriebswege erschließen, wie die Sendung eines Spielfilm via Internet ins Handy und vor dort in eine Brille hinein. "Eines Tages werden wir während des Spazierengehens Filme gucken können", so die Überzeugung des Vorstandschefs.
Geschäftszahlen
1999 hat Internationalmedia einen Umsatz von 116,55 (Vorjahr: 62,7) Mio US-Dollar (nach US-GAAP) und ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 13,027 (6,23) Mio US-Dollar erzielt. Der Konzernjahresüberschuss lag bei 7,5 (3,7) Mio Dollar.
Bis 2003 soll der Umsatz auf 376 Mio Dollar und der Jahresüberschuss auf 56,259 Mio Dollar steigen.
Die Zukunft des Geschäftes sieht der Vorstand auch vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung sehr positiv. Wer die Rechte an Spielfilmen besitze, könne bei jeder technischen Neuerung nur von diesen profitieren, ist sich Bollen sicher. Viel verspricht er sich hier von Breitband-Internet-Diensten, DVDs und Pay-per-View-Konzepten.
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