14 MILLIARDEN EURO 14.10.2015 09:45:40 Vonovia will Deutsche Wohnen übernehmen - unter einer Bedingung
Der Immobilienkonzern Vonovia wirft seinem kleineren Rivalen Deutsche Wohnen bei dessen Akquisitionsplänen Knüppel zwischen die Beine.
Das Unternehmen kündigte ein Übernahmeangebot für Deutsche Wohnen an, allerdings unter der Bedingung, dass dessen Aktionäre den bereits angekündigten Zusammenschluss mit LEG Immobilien ablehnen. Die Offerte in bar und Aktien hat einen Wert von 14 Milliarden Euro. Damit würden sich die beiden nach Portfolioumfang größten Immobilienfirmen Deutschlands zusammentun. "Sofern die Deutsche Wohnen-Aktionäre die Transaktion der Deutsche Wohnen und der LEG Immobilien AG ablehnen, werden wir ein Angebot für die Deutsche Wohnen unterbreiten", kündigte Vonovia-CEO Rolf Buch an. "Wir sind der Meinung, dass ein Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen eine tragfähigere und strategisch sinnvolle Transaktion darstellt und darüber hinaus erhebliche Vorteile für alle Beteiligten bringt." Bei der Deutsche Wohnen AG war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Ein Sprecher der LEG Immobilien AG lehnte eine Stellungnahme zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Die Deutsche-Wohnen-Aktie legte bei Handelseröffnung am Mittwoch 1,7 Prozent auf 24,60 Euro zu, nachdem sie im vorbörslichen Handel noch 4,5 Prozent gewonnen hatte. Händler hatten den vorbörslichen Kursaufschlag als "etwas hoch" bezeichnet. Angesichts der geringen Prämie und den unklaren Aussichten des Übernahmeangebots von Vonovia erscheine die Reaktion übertrieben positiv. "Das scheint nur der übliche Börsenreflex zu sein, auf ein Angebot hin die Aktie zu kaufen", sagte ein Händler. Der Vonovia-Kurs fiel um 3 Prozent. Leidtragender sind zudem die Titel von LEG Immobilien, die 5,4 Prozent abgeben. Hier stehe nun in Frage, ob Deutsche Wohnen weiter an einer Übernahme von LEG interessiert sei, hieß es am Markt. Deutsche Wohnen mit 140.000 Wohnungen würde Vonovia mit ihren 370.000 Wohnungen ideal ergänzen, begründete die im Dax notierte Vonovia SE die mögliche Offerte. Zudem sei Deutsche Wohnen leichter in den Konzern zu integrieren als der Konkurrent Gagfah, den die damals noch als Deutsche Annington firmierende Vonovia Anfang des Jahres übernommen hatte. Die Entscheidung zur Offerte für Deutsche Wohnen sei nach reiflichen Überlegungen und einer Reihe von Aktionärsgesprächen getroffen worden, teilte Vonovia mit. Etwa 30 Prozent der Aktionäre von Deutschen Wohnen und Vonovia seien bei beiden Unternehmen investiert, so Buch in der Telefonkonferenz. Das Management sei durch die Gespräche mit den Investoren ermutigt. Der Vorstandsvorsitzende wollte sich allerdings nicht dazu äußern, wie die Investoren das Vorgehen des Konzerns einschätzen. Wegen des engen Zeitrahmens habe es bisher keine Möglichkeit geben, mit dem Management von Deutsche Wohnen zu sprechen, erklärte Buch weiter. Dies solle aber sobald möglich nachgeholt werden. Das Angebot umfasst 7 Vonovia-Aktien und eine Barzahlung von 83,14 Euro für 11 Deutsche Wohnen-Aktien. Dies entspreche auf Basis der Schlusskurse vom 8. Oktober 2015 einer Prämie von rund 9,8 Prozent sowie einem Wert von 25,86 Euro je Deutsche Wohnen-Aktie. Am Dienstag schloss die Aktie von Deutsche Wohnen bei 24,20 Euro. Die erwarteten Synergieeffekte bezifferte das Unternehmen auf 84 Millionen Euro pro Jahr vor Steuern. Heben will Vonovia diese Effekte etwa durch eine höhere Portfoliodichte, eine sehr kosteneffiziente Modernisierung des Bestandes, die Erweiterung der Wertschöpfungskette sowie die Optimierung der Kostenstrukturen. Am Markt kam die Offerte in einer ersten Einschätzung als nicht sehr attraktiv bewertet an. "Es ist kein reines Barangebot", monierte ein Händler. Vonovia wolle zum Teil mit eigenen Aktien bezahlen, die jedoch aus einer Kapitalerhöhung kommen sollen. Damit würde der Preis der Aktien sinken und das Angebot noch unattraktiver machen. Zudem sei die Prämie ohnehin nicht hoch. Sie könne ganz schnell von Kursverlusten nach einer Kapitalerhöhung aufgefressen werden, sagte ein anderer Händler. Damit sei das Risiko für Aktionäre der Deutsche Wohnen zu hoch. Die Synergieeffekte seien sehr gering und die Verschuldung des kombinierten Unternehmens wäre sehr hoch, war am Markt zu hören. Deutsche Wohnen und LEG hatten ihre erwarteten Synergien nicht beziffert. Die MDAX-Konzerne LEG und Deutsche Wohnen hatten ihre Fusionspläne im September bekannt gegeben, Deutsche Wohnen bietet für den kleineren Wettbewerber insgesamt 4,62 Milliarden Euro in Aktien. Damit würden die beiden Unternehmen näher an den Konkurrenten Vonovia, die Nummer eins, heranrücken. Das Bundeskartellamt hat bereits grünes Licht gegeben und den beiden Unternehmen keine Auflagen gemacht. Die Aktionäre der Deutsche Wohnen sollen auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Oktober über die Transaktion abstimmen und eine Sachkapitalerhöhung für die Übernahme absegnen. Vonovia ist seit September Mitglied im deutschen Leitindex DAX und sucht nun nach Möglichkeiten, weiter zu wachsen. Anfang September erstickte das Unternehmen Spekulationen über eine mögliche Fusion mit Deutsche Wohnen noch im Keim. Aus Kreisen war zuvor bereits verlautet, dass man in der Firmenzentrale in Bochum diese Möglichkeit jetzt doch wieder in Betracht zieht. Die Dynamik im Markt habe sich zuletzt rasant geändert, sagte Buch. Die Konsolidierung in Deutschland werde rasant weitergehen. Für LEG aber will Vonovia keine Offerte abgeben, weil das Unternehmen vor allem in Nordrhein-Westfalen stark ist. Bei einer Transaktion mit Deutsche Wohnen würde sich das Portfolio in Deutschland dagegen geographisch besser ergänzen: Etwa ein Viertel des Bestandes wäre in Berlin, rund ein Viertel in Nordrhein-Westfalen, ein Viertel im Süden Deutschlands. Der Rest würde sich auf Norddeutschland, etwa auf Bremen und Hannover verteilen, sagte Buch weiter. Zur Finanzierung des Deals benötigt Vonovia noch die Unterstützung ihrer eigenen Anteilseigner. Sie sollen am 30. November eine Sachkapitalerhöhung absegnen, aus der die für die Übernahme erforderlichen neuen Aktien kommen sollen. FRANKFURT (Dow Jones) Bildquellen: Vonovia ----------- "Mit Speck fängt man Mäuse, mit Versprechungenen Aktionäre" (Börsenweisheit)
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