Du schreibst:"Langzeitinsulin verzichten können bzw. dieses mit Tabletten abdecken können?!"
Ein Insulin in form einer Tablette gibt es nicht. Langzeitinsulin wird in der Regel 1x tgl. gegeben, in einigen wenigen Fällen auch 2x.
Was den Verzicht auf Langzeitinsulin angeht, ist es inder Tat so, dass eigentlich fast alle Typ-2 Diabetiker zunächst darauf verzichten könnten.
Wenn sich ein Typ-2 entwickelt ist das Problem am Anfang der Erkrankung nicht das Fehlen des Insulins zwischen den Mahlzeiten, sondern die ungenügende Ausschüttung zu den Mahlzeiten (schnelle Insulinantwort). Die bedeutet, die schnellen Insulinpeaks werden immer flacher, sodass die Kohlehydrate von der Mahlzeit nicht mehr ausreichend "abgearbeitet" werden, was zu deutlich erhöhten Werten nach den Mahlzeiten führt, währen die Werte sich dann zwischen den Mahlzeiten langsam wieder normalisieren.
Dies zeigt sich in der Tatsache, dass Typ-2 oft sehr spät diagnostiziert wird, weil sich Ärzte fast nur am Nüchternblutzucker orientieren. Dieser ist aber noch lange im Normalbereich, während die sogenannten Postprandialwerte (nach d.Mahlzeit) schon deutlich erhöht sind.
Würde man sich auf die Postprandialwerte konzentrieren, dann wäre die Diagnose viel früher zu stellen und man könnte bereits eine gestörte Glucosetoleranz schnell erkennen. Diese wäre entweder mit einem oralen Antidiabetikum, GLP-1-Analoga oder eben einem Mahlzeiteninsulin in niedriger Dosis gut zu behandeln, wenn eine Umstellung der Lebens- und Ernährungsgewohnheiten nicht ausreicht.
Da die Menschen aber nun mal bequem sind, auch die Ärzte, ist die Behandlungsrealität fast immer eine andere.
Die Postprandialwerte zu ermitteln ist mehr Aufwand, als den Nüchtenblutzucker auszuwerten. Daher wird auf die Messung der Werte nach den Mahlzeiten fast immer verzichtet.
Begonnen wird dann grundsätzlich mit Tabletten, z.B. Metformin, DPP-4-Antagonisten oder SGLT-2-Inhibitoren, auch oft in Kombination. Wenn die orale Therapie nicht mehr ausreicht, wird irgendwann Insulin dazu gegeben. Nun ist die Frage, bei welchem Arzt der Patient ist. Ein Diabetologe ist sicher einer, der an eine Therapie mit Mahlzeiteninsulin denkt und dann auch die orale Therapie absetzt. Bei den Hausärzten sieht die Sache schon anders aus. Hier wird aus Zeitgründen eine simple Lösung gesucht und die ist eben mit Langzeitinsulin gegeben, einfach zu den Tabletten dazu. Ein Hausarzt hat keine Zeit eine richtige Schulung des Patienten durchzuführen und kann diese (in Deutschland) auch nicht abrechnen.
Die Therapie richtet sich leider häufig nicht nach dem, was medizinisch die bessere ösung wäre, sondern an der leichten, schnellen realisierbarkeit. Mit einem Langzeitinsulin erreiche ich natürlich gute Nüchternblutzucker, was aber mit den Postprandialwerten ist, kann man nicht genau sagen.
So, jetzt aber genug......sonst wird´s ein Roman ;-) Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
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