Alles per Knopfdruck: Wohnen im Haus der Zukunft
- Sobald der Bewohner das Haus betritt, schaltet sich automatisch warmes, entspannendes Licht an. Aus der Stereoanlage ertönt klassische Musik. Ein kleiner Bildschirm im Flur zeigt, ob Anrufe und E-Mails eingegangen sind, wer an der Tür geklingelt und eine Videonachricht hinterlassen hat. Was klingt wie ferne Zukunftsvisionen, sind bereits heute verfügbare Techniken für das Wohnen der Zukunft. Wie so ein Leben in einer High-Tech-Umgebung aussehen könnte, zeigt die Deutsche Telekom vom 1. März an im «T-Com-Haus» in Berlin- Mitte. Von außen wirkt der Bau wie ein gewöhnliches Einfamilienhaus. Doch im Inneren ist er mit Technik voll gestopft, die nach den Vorstellungen seiner Planer das private und berufliche Leben der künftigen Bewohner erheblich erleichtern soll. So müssen sie die Jalousien nicht mehr kräftezehrend von Hand hochziehen, sondern können sie per Knopfdruck zentral verstellen. Auch Herd, Waschmaschine und Kühlschrank können sie selbst im Urlaub auf mögliche Schäden überprüfen oder an- und abschalten.
Auch in Duisburg ist das Wohnen der Zukunft bereits zu besichtigen. Seit April 2001 steht dort das vom Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme errichtete «inHaus». Seine Entwickler wollen zeigen, dass alle Bereiche des Lebens sinnvoll technisch gesteuert werden können: Küche, Büro, Bad, Handy, Auto und Computer - alles ist miteinander vernetzt. «Home Automation» oder «intelligentes Wohnen» heißt diese Wohnidee. In der einen Gebäudehälfte wohnen Neugierige für einige Wochen zur Probe, in der anderen arbeiten Physiker, Architekten, Informatiker und Techniker an weiteren Vernetzungsmöglichkeiten.
Wie modernste Technik das Leben vereinfachen soll, ist seit Oktober 2003 auch in einer 130 Quadratmeter großen Wohnung in der Berliner Friedrichstraße zu besichtigen. Im Badezimmer dimmt sich auf Knopfdruck das Licht, und das Badewasser läuft in der gewünschten Temperatur ein. «Das ist Wohnkomfort, nicht Luxus», betont Benjamin Otto. Seiner Firma «Intelligent House Solutions» dient die Wohnung als Demonstrationsobjekt für potenzielle Kunden.
In den USA seien viele dieser Neuerungen bereits normaler Bestandteil des alltäglichen Lebens, sagt Otto. Für die skeptischeren Deutschen ist der Großteil der Ideen dagegen noch Zukunftsmusik. Ottos Kundschaft beschränkt sich deshalb bislang auf eher wohlhabende Kreise - immerhin kostet allein ein technisch perfektes Heimkino mindestens 10 000 Euro. Die Wohnung in der Friedrichstraße ist insgesamt 200 000 Euro wert - nur die Technik ohne Einrichtung.
Dennoch rechnet Otto damit, dass die Nachfrage nach den neuartigen Wohnkonzepten innerhalb der nächsten fünf Jahre kontinuierlich steigen wird. Damit könnten die Preise sinken und auch die Deutschen intelligentes Wohnen zu schätzen lernen, gibt er sich überzeugt. «Das ist wie mit den Handys», sagt er. «Erst denken alle, sie brauchen es nicht. Und wenn sie es dann haben, können sie nicht mehr ohne.»
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